Von Jan Ackermeier
Am 11. Juli 911 entsteht mit dem Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte zwischen dem westfränkischen König Karl III. und Normannenführer Rollo die Normandie. Karl III. trat in dieser Vereinbarung – angesichts einer bevorstehenden Landnahme der Normannen in Neustrien – das Gebiet zwischen der Epte und der Oise mit Ausnahme des Vexin français an Rollo ab. Dabei handelte es sich um die Grafschaften und Bistümer Rouen, Évreux und Lisieux, was heute der Haute-Normandie zuzüglich dem Pays d’Auge entspricht. Rollo ließ sich taufen, heiratete Gisela, eine uneheliche Tochter Karls, leistete Karl den Treueid, für den er wiederum sein Land als Lehen empfing, und übernahm die Aufgabe, das Land gegen die Übergriffe weiterer Normannen zu verteidigen.
Die geplante Zeremonie führte zu Komplikationen, weil Rollo sich weigerte, vor dem König hinzuknieen und ihm den Fuß zu küssen. Der Kompromiß war, dass einer von Rollos Vertrauten den Fuß des Königs so weit anhob, dass Rollo nicht hinknien musste. Dabei aber verlor der König das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Rollos Nachfahr Wilhelm, Herzog der Normandie, gelang 1066 die Eroberung Englands, was ihm den Beinamen „der Eroberer“ einbrachte. Er ließ sich daraufhin zum König von England krönen. Die Herzöge der Normandie blieben bis 1087 und waren von 1106 bis 1144 und ab 1154 auch Könige von England, ehe die Normandie 1204 während eines Krieges vom französischen König Philipp II. erobert wurde. Während des Hundertjährigen Kriegs (1337–1453) war sie von 1346 bis 1360 und nochmals von 1415 bis 1450 von englischen Truppen besetzt.
Beitragsbild: Karl III. gibt Rollo die Hand seiner Tochter Gisela (Darstellung aus dem 14. Jahrhundert). Urheber unbekannt.
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