Von Jan Ackermeier

Am 14. September 1812 zieht Napoleon während seines Rußlandfeldzuges kampflos in Moskau ein. Die sich zurückziehenden Russen legen an mehreren Stellen Feuer. Andere Quellen berichten, dass auch betrunkene französische Soldaten durch sorglosen Umgang die Brände verursacht haben könnten. Der dadurch verursachte Großbrand zerstört jedenfalls in den folgenden Tagen weite Teile der Stadt.

Holz brannte lichterloh
Je nach Quelle wurden zwei Drittel bis drei Viertel der Stadt, die zu zwei Dritteln aus Holzhäusern bestand, vernichtet. Viele Menschen starben in den Flammen, darunter verwundete oder kranke russische Soldaten. Plünderungen durch die französische Armee waren offiziell verboten worden, doch angesichts des Feuers wurde alles, was einen Wert hatte und sich bewegen ließ, aus den Häusern geholt. Nach dem Brand wurden 11.959 Tote sowie 12.456 Pferdekadaver gezählt. Von 9.158 Häusern waren 6.532 zerstört, von den 290 Kirchen 127 betroffen.

Schwierige Lage für Franzosen
Anders, als oft im Geschichtsunterricht in der Schule dargestellt, veranlasste nicht das niedergebrannte Moskau und die angebliche Unmöglichkeit, dort zu überwintern, Napoleon zum Rückzug, sondern vor allem die sich für die Franzosen ungünstig entwickelnde militärische Lage. Nachdem der Zar wiederholt Friedensverhandlungen ablehnte und der russische General Ludwig zu Sayn-Wittgenstein, der Verstärkungen aus Finnland erhalten hatte, bei Kljastizy und einen Tag später auch bei Polozk die französischen Truppen angriff, wurde die Lage immer schwieriger für die Franzosen.

Beute wird verschoben
Der russische Plan sah vor, dass Wittgenstein die Franzosen im Norden zurückschlagen sollte, um sich später mit der russischen Südarmee unter Tschitschagow zu vereinigen. Damit wäre für Napoleons Hauptarmee der Rückzugsweg nach Westen versperrt. Das 2. und 6. Korps der Grande Armée mussten sich zudem aus Polozk zurückziehen. Am 18. Oktober wurde Murat in der Schlacht bei Tarutino von russischen Truppen geschlagen, einen Tag später verließ Napoleon dann mit den verbliebenen 95.000 Mann Moskau. Trotz des Mangels an Pferden wurde eine große Zahl von Fuhrwerken dazu verwendet, das Beutegut aus Moskau abzutransportieren. Vor allem hohe Offiziere hatten sich mit Gemälden, Wein, Pelzen und anderen wertvollen Gegenständen aus den Palästen in Moskau versorgt. Napoleon hatte das Kreuz auf dem Glockenturm Iwans des Großen abmontieren lassen, um es mit nach Paris zu nehmen. Viele Verwundete und Kranke mussten hingegen zu Fuß gehen, eine große Zahl wurde einfach in Moskau zurückgelassen.

Beitragsbild: A. Smirnow: Brand von Moskau (1812). Urheber unbekannt.

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