Von Jan Ackermeier
Am 3. April 1849 bietet die „Kaiserdeputation“ der Frankfurter Nationalversammlung in Verfolgung der kleindeutschen Lösung dem preußischen König Friedrich Wilhelm IV. die deutsche Kaiserkrone an. Mit dessen Ablehnung des „Diadems aus Dreck und Letten“ scheitert die deutsche Einigung „von unten“ ebenso wie letztlich die Deutsche Revolution 1848/1849.
Das Angebot der Kaiserwürde an Friedrich Wilhelm IV. war die konsequente Folge der von der Nationalversammlung in langen Verhandlungen erarbeiteten und am 28. März 1849 verabschiedeten Frankfurter Reichsverfassung. Diese sah als Ergebnis der Abstimmung vom 27. März eine Erbmonarchie vor, nachdem die gleiche Lösung im Rahmen der ersten Lesung des Verfassungsentwurfs noch verworfen worden war. Hauptgrund für den Stimmungswandel war, dass alle anderen Vorschläge zu einer Wahlmonarchie noch weniger praktikabel waren und ebenfalls keine breite Unterstützung finden konnten.
Der romantisch veranlagte und politisch wankelmütige Friedrich Wilhelm IV. war jedoch – unabhängig von den politischen Implikationen einer deutschen Einigung – keineswegs bereit, vom Prinzip des Gottesgnadentums grundsätzlich abzuweichen und dieses Angebot anzunehmen. Für ihn war es bereits eine zu weitgehende Niederlage, dass er nach dem Barrikadenaufstand und den folgenden Unruhen 1848 eine preußische Verfassung ankündigen und eine preußische Nationalversammlung einberufen musste und somit konstitutionell-parlamentarische Einschränkungen seiner Regierungsgewalt zu erwarten hatte.Kein Freund der Revolution
Schon aus grundsätzlichen Erwägungen hatte die Kaiserwürde aus der Hand eines demokratischen Parlaments für ihn nichts mit der deutschen Königs- und Kaiserwürde zu tun. Bereits am 23. Dezember 1848 schrieb er an seinen Berater Joseph von Radowitz: „Jeder deutsche Edelmann, der ein Kreuz oder einen Strich im Wappen führt, ist hundertmal zu gut dazu, um solch ein Diadem aus Dreck und Letten der Revolution, des Treubruchs und des Hochverrats geschmiedet, anzunehmen. Die alte, legitime, seit 1806 ruhende Krone deutscher Nation, das Diadem von Gottes Gnaden, das den, der es trägt, zur höchsten Obrigkeit Deutschlands macht, der man Gehorsam schuldet um des Gewissens willen, das kann man annehmen, wenn man in sich die Kraft dazu fühlt und die angeborenen Pflichten es zulassen. Die Krone vergibt aber keiner als Kaiser Franz Joseph, ich und unseresgleichen und wehe dem! der es ohne uns versucht und wehe dem! der sie annimmt […].“ Auch die möglichen außenpolitischen Konsequenzen wären – anders als 1871 – nicht kalkulierbar und hätten vermutlich zu Kriegen mit Frankreich, Rußland und unter Umständen auch England geführt.
Beitragsbild: Zeitgenössische Karikatur zur Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV., kolorierte Lithografie nach einer Zeichnung von Isidor Popper.
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