Von Redaktion

Es war einst die wichtigste Industriemesse der Welt, heute scheinbar ein Sinnbild der Deindustrialisierung Deutschlands: Die aktuell stattfindende Hannover Messe. Waren 2019 noch fast eine Viertelmillionen Gäste auf der Hannover Messe, sind es aktuell knapp 120.000. Auch die Ausstellerzahlen haben sich von 6.500 auf 4.000 verkleinert. Der Präsident des Elektrotechnik-Verbandes Gunther Kegel warnt inzwischen offen vor einer Deindustrialisierung Deutschlands und sieht die Bundesrepublik auf dem besten Weg in Richtung Großbritannien und Frankreich – bezogen auf den geringer gewordenen Industrieanteil an der Wirtschaftsleistung.

Weitere EU-Steuern
Was könnte die EU also machen, um die Wirtschaft in den EU-Staaten, darunter Deutschland, zu stärken? Natürlich neue Steuern einführen! Spaß beiseite, von Vorteil wäre genau das Gegenteil, aber was kümmert die EU die einzelnen Staaten? So hat sich das EU-Parlament diese Woche für die Ausweitung der supranationalen Besteuerung, unter anderem beim Emissionshandelssystem, beim Kohlenstoffgrenzausgleichsmechanismus und von multinationalen Unternehmen ausgesprochen. „Supranationale Unternehmen“ besteuern? Das hört sich zunächst vernünftig an, denn die internationale Körperschaftssteuer der OECD in Höhe von 15 Prozent wird sich gegen multinationale Unternehmen richten. Das mag sinnvoll klingen, ist es aber bei näherer Betrachtung nicht: Die EU drängt auf diese Steuer, ungeachtet der Skepsis anderer großer Akteure wie der USA und des Risikos eines Handelskriegs im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen. In Deutschland selbst haben über einhundert große Unternehmen ihren Sitz, die im Falle der baldigen Einführung der Steuer einen Standortwechsel vornehmen könnten. Das würde die Deindustrialisierung Deutschlands beschleunigen, die wegen der verheerenden Klimapolitik der Ampelkoalition ohnehin erwartet wird. Bis zum Abschluss des Abkommens könnten sich die Einnahmen für den EU-Haushalt indes auf etwa 2,5 bis 4 Milliarden Euro pro Jahr belaufen. – Geld, das die EU dringend benötigt.

Zahlmeister Deutschland
Die Steuer auf das Emissionshandelssystem (ETS) fällt unter das ,Fit-for-55-Paket‘ und wird in naher Zukunft nicht nur für die Schwerindustrie, sondern auch für den maritimen Sektor, die Luftfahrt, Gebäude und den Straßenverkehr gelten. Da diese Steuer an das Bruttonationaleinkommen gekoppelt ist, wird Deutschland als größte Volkswirtschaft der EU sicherlich mehr zahlen als andere EU-Mitgliedstaaten, wenn nicht sogar das meiste. Unser Leben wird somit – wieder einmal – noch teurer werden. Die Gesamteinnahmen aus dem Emissionshandelssystem für den EU-Haushalt werden für den Zeitraum 2026 bis 2030 auf durchschnittlich zwölf Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Und die Steuer auf das CO2-Grenzausgleichssystem (CBAM) wird eingeführt, um das durch die ETS-Steuer hervorgerufene Risiko der Verlagerung von CO2-Emissionen zu verringern, indem Hersteller in Nicht-EU-Ländern dazu angehalten werden, ihre Produktionsprozesse umweltfreundlicher zu gestalten.“Ist es nicht merkwürdig, eine neue Steuer einzuführen, um die Probleme der vorherigen Steuer zu mildern?“, fragt sich zurecht Joachim Kuhs, haushaltspolitischer Sprecher und Leiter der AfD-Delegation im EU-Parlament. Denn die CBAM-Steuer wird die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie bei der Produktion etwa von Zement, Aluminium oder Wasserstoff schwächen. Die Gesamteinnahmen aus der CBAM-Steuer für den EU-Haushalt werden für den Zeitraum 2026 bis 2030 auf durchschnittlich rund eine Milliarde Euro pro Jahr geschätzt. Was heißt das für Deutschland? ,,Alle diese neuen Steuern sind schädlich für deutsche Bürger und Unternehmen“, ergänzt Joachim Kuhs.

Die wichtigste Frage ist jedoch: Wofür werden diese Steuern verwendet?
Die Antwort lautet: für ,NextGenerationEU‘ (NGEU) – ein 800-Milliarden-Euro-Wiederaufbaupaket, das die EU angesichts des Zinsanstiegs und der verfehlten Geldpolitik der EZB mit den verfügbaren Eigenmitteln nicht mehr tragen kann. Deshalb versucht die EU, die Steuern zu erhöhen und das Problem auf Kosten der europäischen Bürger, insbesondere der Deutschen, zu lösen. Einzig die AfD und ihre Bündnispartner in der „Fraktion Identität und Demokratie“ wenden sich entschieden gegen jede supranationale Besteuerung und sind davon überzeugt, dass nur der Bundestag über Steuerkompetenzen auf deutschem Boden verfügen darf.

Beitragsbild / Symbolbild: Giulio Benzin / Shutterstock.com

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