Von Jan Ackermeier

Am 13. September 1845 wird in Irland erstmals das Auftreten der Kartoffelfäule beobachtet. Die daraus resultierten Mißernten und die Mißwirtschaft durch die Laissez-faire-Ideologie und die wirtschaftsliberale Politik der Whig-Regierung unter Lord John Russell lösten die Große Hungersnot zwischen 1845 und 1849 aus beziehungsweise verschärften die Folgen. Infolge der Hungersnot starben eine Million Menschen, etwa zwölf Prozent der irischen Bevölkerung. Weitere zwei Millionen wanderten aus. Von dem massiven Bevölkerungsverlust hat sich Irland bis in die Gegenwart nicht erholt.

Die Kartoffel als Hauptnahrungsquelle
Seit 1541 stand Irland wieder durchgehend unter englischer Herrschaft, wobei der Großteil des Landes englischen Großgrundbesitzern gehörte. Die irischen Bauern, die von der Landwirtschaft abhängig waren, bearbeiteten das Land als Pächter. Kartoffeln dienten dabei als Hauptnahrungsquelle, was eine gefährliche Abhängigkeit schuf. Bereits vor der Hungersnot 1845 warnten Ökonomen vor dieser Monokultur. Trotz Vorschlägen zur Förderung der irischen Wirtschaft gab es kaum wirtschaftliche Alternativen außerhalb der Landwirtschaft und war von den herrschenden Engländern auch nicht gewünscht. Eine rapide Bevölkerungszunahme und knappe Ressourcen verschärften die Situation. 1845 breitete sich die Kartoffelfäule, eine durch Pilze verursachte Krankheit, aus Nordamerika nach Europa aus. Die irische Kartoffelernte wurde fast vollständig vernichtet, was zu einer Hungersnot führte. In den folgenden Jahren verschärften wiederholte Mißernten und die “Laissez-faire”-Politik der britischen Regierung die Lage weiter. Die Regierung griff nur sporadisch mit Maßnahmen wie Maiskäufen und Arbeitsbeschaffungsprogrammen ein, aber diese reichten bei Weitem nicht aus, um die Hungersnot zu lindern. Stattdessen wurde weiterhin sogar Nahrung aus Irland exportiert, was zusätzlich zu großem Unmut führte.

Millionen sterben – oder fliehen

Die Hungersnot forderte mehr als eine Million Todesopfer und führte zur Emigration von etwa zwei Millionen Menschen. Besonders stark war der Rückgang der irischsprachigen Bevölkerung, da die Hungersnot vor allem die ärmsten Schichten traf. Die irische Bevölkerung schrumpfte langfristig, und das irische Land ging in den Besitz der Pächter über. Politisch führte die Katastrophe zu verstärkten Unabhängigkeitsbestrebungen, die letztendlich 1921 zur Unabhängigkeit Irlands führten.

Beitragsbild: Famine Monument für die Opfer der Hungersnot in Dublin (Teilansicht). Urheber unbekannt.

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