Von Jan Ackermeier

Am 21. Mai 1674 wird der bisherige Großhetman der Krone, Jan Sobieski, nach seinen militärischen Erfolgen gegen die Osmanen als Nachfolger des im Vorjahr verstorbenen Michael Wiśniowiecki zum König von Polen und Großfürsten von Litauen gewählt. Er verfolgt in seiner Regierung das Ziel, die Macht von Polen-Litauen im Baltikum zu festigen. Sobieski gilt zudem als der Retter Wiens während der Zweiten Wiener Türkenbelagerung, da er bei der Schlacht am Kahlenberg am 12. September 1683 mit seiner Hussaria als Oberbefehlshaber der Katholischen Liga den entscheidenden Angriff gegen die Türken führte.

Bündnispolitik chargierte
In seinen ersten Regierungsjahren versuchte Jan Sobieski, wichtige Reformen zur Festigung der Königsmacht gegenüber dem Adel durchzusetzen. Er strebte auch eine Allianz mit Frankreich gegen Brandenburg-Preußen an. Das Herzogtum Preußen, das bis zum Vertrag von Oliva (1660) ein polnisches Lehen war, versuchte er zurückzugewinnen und die Macht Polen-Litauens im Baltikum zu festigen. Aufgrund der ablehnenden Haltung Frankreichs nach dem Nordischen Krieg zwischen Schweden und dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm war er gezwungen, seine Politik zu ändern und sich dem Kaiser anzunähern, zumal Ludwig XIV. 1679 ein Bündnis mit den Türken einging.

Wien wird gerettet
Als Reaktion auf die osmanischen Kriegsvorbereitungen und auf Drängen des Papstes Innozenz XI. ging Johann III. am 1. April 1683 ein Defensivbündnis mit Kaiser Leopold I. ein. Sobald ihn die Nachricht von dem türkischen Feldzug Richtung Wien erreicht hatte, erließ der König das allgemeine Adelsaufgebot und machte sich auf den Weg, um die bedrohte Reichshauptstadt zu befreien.

König – und doch gebildet
König Jan III. Sobieski war literarisch und sprachlich begabt und als Kunstsammler und Mäzen tätig. Sein Königspalast in Wilanów bei Warschau gilt als ein herausragendes Beispiel für den polnischen Barock. Eine weitere Residenz besaß die Familie im Schloß von Schowkwa. In die polnische Literaturgeschichte gingen seine „Briefe an die Königin“ ein, die er beinahe täglich von seinen zahlreichen Feldzügen an seine Gattin schrieb. Dort zeigt sich Sobieski als ein warmherziger und literarisch begabter Privatmann. Er starb 1696 in der königlichen Residenz in Wilanów und wurde im Wawelschloß in Krakau begraben. Es wurde dann aber nicht sein Sohn Jakob Louis Sobieski zum Thronfolger gewählt, sondern der Kurfürst von Sachsen August der Starke.

Beitragsbild: König Jan III. Sobieski mit seiner Ehefrau Maria Kazimiera d’Arquien auf dem Denkmal in Wilanów. Urheber unbekannt.

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