Von Jan Ackermeier

In der Nacht vom 29. zum 30. Jänner 1889 fanden Kronprinz Rudolf von Österreich-Ungarn (*21. August 1858) und seine Geliebte Baroneß Mary Vetsera (*19. März 1871) unter nie restlos geklärten Umständen im Jagdschloß von Mayerling in Niederösterreich den Tod. Rudolf litt unter starken Stimmungsschwankungen. Nach den bekannten Erkenntnissen nahm er sich in der Nacht vom 29. auf den 30. Jänner 1889 in Schloß Mayerling durch einen Schuß in den Kopf das Leben. Die 17-jährige Baroneß Mary Vetsera starb ebenfalls dort. Dem Bericht des Arztes zufolge war sie von Kronprinz Rudolf erschossen worden. Dass die Baroneß tatsächlich durch einen Kopfschuß starb, ist inzwischen geklärt. Die Wiener Hofärzte obduzierten den Leichnam des Kronprinzen und attestierten aufgrund pathologischer Befunde des Gehirns, die Tat sei in einem „Zustande von Geistesverwirrung geschehen“, wodurch der Kronprinz mit allen kirchlichen Zeremonien in der Wiener Kaisergruft beigesetzt werden konnte. Baroneß Vetsera wurde indes in das Stift Heiligenkreuz gebracht und auf dem Friedhof der Zisterzienserabtei beerdigt.

Vieles blien im Dunkeln
Der Verlauf der schicksalhaften Nacht ist bis heute ungeklärt, nachdem die Zeugen (darunter Rudolfs Kammerdiener Johann Loschek) ihr Leben lang schwiegen oder widersprüchliche Aussagen machten. Viele Dokumente wurden vernichtet. Die angebliche Tatwaffe gelangte später in den Besitz Ottos von Habsburg, der sie zeitlebens (1912–2011) nicht herausgab. Auf Veranlassung von Kaiser Franz Joseph I. von Österreich-Ungarn wurde das Jagdschloß noch im Jahr 1889 durch Heinrich Schemfil und Josef Schmalzhofer zu einem Kloster für die Unbeschuhten Karmelitinnen umgebaut. Der Umbau wurde so geplant, dass sich an der Stelle des Sterbebettes von Kronprinz Rudolf der Hochaltar der neu errichteten neogotischen Kirche erhebt.

Beitragsbild / Symbolbild: Zeitgenössische Darstellung der Trägodie, Urheber unbekannt.

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