Von Jan Ackermeier
Am 27. September 1529 beginnt die erste Belagerung Wiens durch die Osmanen unter Süleyman dem Prächtigen. Bis zum 14. Oktober 1529 schlossen osmanische Truppen Wien ein, das damals Hauptstadt der Habsburgischen Erblande und eine der größten Städte Mitteleuropas war. Unterstützt von anderen Truppen des Heiligen Römischen Reichs konnten sich die Verteidiger behaupten.
Mit der Einnahme Adrianopels 1361 und den gewonnenen Schlachten an der Mariza 1371, auf dem Amselfeld 1389 und bei Nikopolis 1396 sowie der zweiten Schlacht auf dem Amselfeld 1448 hatten sich die Osmanen auf europäischem Boden als bedeutende Militärmacht erwiesen. Sie konnten weite Teile der Balkanhalbinsel unterwerfen und dort ihre Herrschaft festigen, ausbauen und verteidigen. Nachdem sie 1453 Konstantinopel, die Hauptstadt des Oströmischen Reiches, erobert hatten, wurde ihr Expansionsdrang, der ihnen in rascher Folge weitere Bereiche der Balkanhalbinsel einbrachte, zu einer dauerhaften Gefahr für die abendländischen Staaten.
Harte Kämpfe
Den Osmanen gelang es im Laufe der Belagerung zwar an verschiedenen Stellen, die Stadtmauern zu unterminieren, allerdings errichteten die Verteidiger Palisaden hinter den Breschen, hoben Gräben aus und bildeten dichte Formationen aus Pikenieren und Arkebusieren, gegen die die osmanischen Janitscharen wenig auszurichten vermochten und hohe Verluste erlitten. Auch im unterirdischen Kampf gegen die osmanischen Mineure waren die Verteidiger ob ihrer besseren Ausrüstung im Vorteil.
Eine Bresche gesprengt
Am 12. Oktober sprengten die Osmanen eine besonders große Bresche in die Wiener Stadtmauer („Sulaiman-Bresche“), worauf der bis dahin größte osmanische Angriff folgte. Auch bei diesen Gefechten konnten sich die Sturmtruppen nicht durchsetzen und verloren allein 1.200 Janitscharen. Als Folge dieser vergeblichen Versuche und des Unmutes, der sich bei den Osmanen breitmachte, brach Suleiman die Belagerung am 14. Oktober ab.
Ruhe bis zur nächsten Belagerung
Süleyman I. hatte mit seinem Kriegszug von 1529 zwei Hauptziele verfolgt: die Eroberung Wiens und die Sicherung der Herrschaft seines Vasallen Zápolya als König von Ungarn. Zwar hatte er sein erstes Ziel nicht erreicht, aber sein zweites Ziel, sich mit Zápolya die Macht über Ungarn zu sichern. Die erste und die zweite Wiener Türkenbelagerung 1683 markierten strategisch und logistisch die äußerste Grenze der osmanischen Operationsfähigkeit und die Zeit der höchsten „Türkengefahr“.
Beitragsbild: „Die Belagerung Wiens“ von Pieter Snayers (1529).
Abonnieren Sie auch unseren Telegram-Channel unter: https://t.me/FreiburgerStandard
Hinterlassen Sie einen Kommentar