Von Jan Ackermeier
Am 26. Mai 1897 betritt ein düsterer Schatten die Welt der Literatur – und sollte sie nie wieder ganz verlassen: In London erscheint an diesem Tag der Schauerroman „Dracula“ von Bram Stoker. Was zunächst als kurioser Gruselstoff belächelt wird, entwickelt sich zur Ikone der Horrorliteratur – und der titelgebende Graf zum Prototyp aller Vampire. Stokers Roman ist mehr als nur eine Gruselgeschichte: Mit Tagebuch-Einträgen, Briefen und Telegrammen erzählt er von der Reise des jungen Jonathan Harker nach Transsylvanien, von düsteren Burgen, Blutdurst, Wahnsinn – und einem unaufhaltsamen Bösen, das in einer Kiste voller Erde nach England gelangt. Der Kampf gegen Dracula wird zum Symbol für die Auseinandersetzung mit Angst, Fremdheit – und tiefen menschlichen Urängsten.
Was Stoker dabei besonders gelingt
Er verleiht der altbekannten Vampirfigur eine neue, moderne Gestalt. Sein Dracula ist kultiviert, intelligent – und tödlich. Nicht der plumpe Schrecken, sondern der raffinierte Verführer. Damit trifft Stoker den Nerv einer Zeit, die zwischen wissenschaftlichem Fortschritt und spiritueller Sehnsucht schwankt. Über 125 Jahre später hat sich Dracula tief in unser kollektives Gedächtnis eingebrannt – sei es durch Filmklassiker mit Bela Lugosi, moderne Serien oder Halloween-Kostüme. Bram Stoker selbst konnte diesen Welterfolg zu Lebzeiten nicht mehr genießen – sein Roman wurde erst nach seinem Tod richtig berühmt. Heute zählt Dracula zu den einflußreichsten Werken der Weltliteratur.
Beitragsbild / Symbolbild: Deutsche Erstausgabe, Max Altmann, Leipzig 1908. Urheber unbekannt.
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