Arno Bausemer (Stendal, Sachsen-Anhalt) wurde am vergangenen EU-Wahlparteitag der Alternative für Deutschland (AfD) als Kandidat für die Europawahl gewählt (Listenplatz 10). Gemeinsam mit der ebenfalls gewählten Mary Kahn-Hohloch (Brandenburg, Listenplatz 14) stehen beide seitdem in der Kritik. Ihnen wird vorgeworfen, ihre Lebensläufe unzulässig verfälscht zu haben, wir berichteten ausführlich. t-online und andere Medien bezeichneten Arno Bausemer sogar als Hochstapler – eine Vokabel, die für Annalena Baerbock in Mainstreammedien nie verwendet wurde, obwohl ihre mannigfaltigen Täuschungsabsichten unzweifelsfrei belegt sind. Das ist bei Arno Bausemer nicht der Fall und daher ist es für ein alternatives Medium wie den Freiburger Standard eine Selbstverständlichkeit, auch seine Seite zu hören.

Das Interview mit Arno Bausemer

Redaktion: Herr Bausemer, zunächst herzlichen Glückwunsch zur Wahl als Europawahl-Kandidat der AfD. Aber auch über zwei Wochen nach dem Parteitag sind Sie und eine andere Kandidatin in aller Munde, sowohl in der Presse, aber vor allem auch als Thema bei der Parteibasis. Auch wir haben über Ihre Erwähnung in verschiedenen Medien berichtet, verbunden mit einer kritischen Bewertung des zurückliegenden Parteitages. Aber vielleicht liegen wir ja auch völlig falsch. Zudem erachten wir es als selbstverständlich, auch Ihre Sicht der Dinge zu Wort kommen zu lassen. Daher freuen wir uns, dass Sie uns Rede und Antwort stehen.

Arno Bausemer: Ich nehme mir gerne die Zeit, denn nach der Hetz-Jagd der letzten Wochen gehe ich langsam zum Gegenangriff über. Und ich freue mich über die Gelegenheit, hier mal einige Dinge richtigstellen zu können. Baden-Württemberg ist mir übrigens nicht fremd, ganz im Gegenteil. Ich war ja erst vor ein paar Monaten als stellvertretender Versammlungsleiter beim AfD-Landesparteitag in Offenburg aktiv und war dann im Juni als Redner zu einer politischen Veranstaltung nach Biberach eingeladen. Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg trennen zwar geographisch doch einige Kilometer, aber in Zeiten des Internets und der sozialen Netzwerke können Patrioten sich ja auf diesem Wege gut vernetzen und informieren.

Redaktion: Frau Weidel, aber auch andere AfD-Größen machen sich regelmäßig über „aufgehübschte“ Lebensläufe, nicht existente Berufsausbildungen oder die oft fehlenden Berufserfahrungen der Grünen lustig. Aber wenn t-online recht hat, verfügen Sie ebenfalls nicht über eine Berufsausbildung und auch nicht über ausreichend Berufserfahrung außerhalb der Politik. Das entspricht nicht den Anforderungen für Kandidaten der AfD auf Bundes-, Landes- und EU-Ebene. Warum haben Sie bei der Wahl behauptet, Sie hätten einen Berufsabschluss? Oder hat t-online etwa unrecht? Wenn ja, warum?

Arno Bausemer: Als gelernter Journalist bin ich tatsächlich beschämt über die Arbeitsweise dieses Hetzer-Portals T-Online.de. Ich habe Journalistik und Politikwissenschaften an der Universität Leipzig studiert und ich habe nach erfolgreichem Vordiplom und zahlreichen Leistungsscheinen im Hauptstudium ein journalistisches Volontariat beim MDR-Fernsehen absolviert und abgeschlossen. Der Zusammenhang zum Studium ist deshalb wichtig, weil das sogenannte Kurzvolontariat nur für Studenten im Hauptstudium angeboten wurde. Und ganz groß zum Mitschreiben – dieses Volontariat ist eine journalistische Ausbildung und diese habe ich erfolgreich abgeschlossen. Ich wurde nach Tariflohn für Volontäre bezahlt (circa 1000 Euro), hatte einen festgelegten Ausbildungsplan mit drei Stationen und habe vom ersten Tag an eigene tagesaktuelle Beiträge erstellt und verantwortet, die im Hauptprogramm des MDR-Fernsehens ausgestrahlt worden sind. Der Vergleich zu einem Praktikum ist daher geradezu lächerlich und dient einzig dazu, mich als Kandidaten beschädigen zu wollen. Aber kein AfD-Mitglied und auch keiner unserer Wähler ist doch so bescheuert, sich derart von der Lügenpresse ins Bockshorn jagen zu lassen. Ich kann mir diese Kampagne nur mit meinem starken Ergebnis in Magdeburg erklären und dass man deshalb zur medialen Hetz-Jagd bläst. Aber wir wollen mal sehen, ob der Gejagte nicht bald zum Jäger wird.

Redaktion: Wenn Sie über ausreichend Berufserfahrung, wenngleich nicht über eine Berufsausbildung verfügen, warum haben Sie bei Ihrer Vorstellung nicht einfach gesagt, dass Sie sich eine Zeitlang beruflich im Medienbereich versucht, aber sich in den linkslastigen Mainstreammedien unwohl gefühlt haben. Das hätte jeder Delegierte nachvollziehen können. Und warum haben Sie nicht gesagt, dass Sie im landwirtschaftlichen Betrieb Ihrer Eltern tätig waren, einem Job, in dem auch heutzutage noch auch an Wochenenden und weit über 40 Stunden in der Woche hart gearbeitet wird. Und dass so eine echte wertschöpfende Tätigkeit sicherlich fordernder ist und weitaus mehr Berufserfahrung mit sich bringt als beispielsweise ein Bachelorabschluss in Genderwissenschaften oder Extremismusforschung? Da hätten Sie sich über Applaus der Delegierten sicher sein können.

Arno Bausemer: Die Arbeitsweise der linkslastigen Medien habe ich tatsächlich in meiner praktischen Arbeit erlebt und deshalb habe ich mich ja auch nach dem Volontariat entschieden, diesem Beruf den Rücken zu kehren. Aber es gibt die Märchenstunde von t-online, nach der ich ein paar Praktika absolviert habe. Und es gibt die Realität, in der ich mehr als zwei Jahre als freier Mitarbeiter für die Sportredaktion des Saarländischen Rundfunks tätig gewesen bin. Und weitere berufliche Stationen etwa bei der Saarbrücker Zeitung, bei CenterTV Bremen oder der Allgemeinen Zeitung in Uelzen absolviert habe. Hinzu kommt das beschriebene Volontariat beim MDR. Und nochmal – für alle diese Tätigkeiten wurde ich bezahlt, wie übrigens mehrere Jahre auch als Seminarleiter in der politischen Bildung für eine Stiftung. Wenn ich also nach meiner Ausbildung und nach der Länge meiner Berufserfahrung gefragt werde, dann antworte ich mit Ja und 15 Jahren und dann ist gut. Denn in meiner Kandidatur für das Europa-Parlament geht es doch nicht in erster Linie um meine Person, sondern um meine politischen Ziele: das Stoppen der illegalen Massenmigration, um das Abschieben hier illegal lebender abgelehnter Asybewerber und um das Verlassen dieser kaputten und korrupten Europäischen Union. Und natürlich auch um den Erhalt unserer deutschen Landwirtschaft, die es durch die Aufnahme von Türkei und Ukraine oder das Verbot des Pflanzenschutzmittels Glyphosat bald nicht mehr geben würde. Und hier werden mir meine langjährige Arbeit und meine Erfahrungen in unserem landwirtschaftlichen Familienbetrieb sehr gut helfen, um unsere deutsche Wertschöpfung vor dem schädlichen Einfluss linkgrün-versiffter Ideologen zu beschützen.

Redaktion: Als Freiburger Medium interessiert uns Ihre Einschätzung zum Auftritt des Delegierten Karl Schwarz aus unserem Kreisverband. Dieser trug seine Bedenken bezüglich der Wahl von Frau Mary Khan vor. In genau diesem Augenblick wurde im Live-Stream des Parteitages etwas anderes eingeblendet. Das hat bei vielen einfachen Mitgliedern, aber auch Unterstützern, die am heimischen PC oder TV den Parteitag verfolgten, zu Unmut geführt. Von Zensur war die Rede. Was sagen Sie zu dem Vorfall?

Arno Bausemer: Ich habe den Redebeitrag von Karl Schwarz, den ich im Übrigen nun auch schon einige Jahre persönlich kenne, ja vor Ort in der Messe Magdeburg gehört. Dass dabei der Live-Stream nicht funktioniert hat, das habe ich dann erst am nächsten Tag aus Gesprächen mit befreundeten Delegierten erfahren. Ich kann tatsächlich nicht beurteilen, ob das nun ein technischer Defekt oder ein bewusstes Ausschalten gewesen ist. Fakt ist, dass es das Angebot von AfD-TV ja extra gibt, um unseren Mitgliedern und Freunden einen ungefilterten Zugang zu Parteitagen und Interviews zu ermöglichen. Ich war ja an allen fünf Tagen der Europaversammlung als Delegierter vor Ort und hatte natürlich auch mit Kollegen aus meinem Stendaler Kreisverband Kontakt, die sich die Versammlung zu Hause am Laptop angeschaut haben. Und da gab es wohl immer mal wieder Bild- und Tonprobleme. Aber Fakt ist auch, dass selbstverständlich niemals irgendwo jemand den Stecker ziehen darf, weil die Diskussion nicht genehm ist. Das kann im konkreten Fall aber nur der technische Verantwortliche beantworten, woran es nun lag.

Redaktion: Sie sind nicht der einzige Kandidat, bei dem getätigte Angaben zumindest derzeit als unwahr im Raum stehen. Können Sie verstehen, dass Teile der Parteibasis befürchten, die AfD könnte zu einer Partei mutieren, die ebenso wie die Altparteien Filz, Nepotismus und sonstige unlautere Begünstigungen in ihren Reihen duldet? Gerade im Hinblick auf nach wie vor aktuelle Vorgänge bei der heutigen EU-Fraktion der AfD (Ein Abgeordneter soll ehemalige Lebensgefährtinnen beschäftigen, ein anderer die Ehefrau eines anderen (ausländischen) EU-Abgeordneten, und ein ehemaliger Abgeordneter beschäftigte die Frau eines österreichischen Abgeordneten und dieser die Frau des ehemaligen AfD-Abgeordneten). Und werden Sie, sofern sie gewählt werden, dafür eintreten, bei der künftigen EU-Fraktion strenge Compliance-Regeln einzuführen, an die sich jeder ohne Ansehen der Person halten muss?

Arno Bausemer: Ich kann diese Befürchtungen sehr gut verstehen und wir sind es unserem Land und unserer Partei schuldig, dass diese irren Vorwürfe aufgeklärt werden. Ich bin deshalb auch unseren beiden Bundessprechern Alice Weidel und Tino Chrupalla und auch unserem Bundesvorstandsmitglied Frau Christina Baum dankbar, dass hier nun durch eine innerparteiliche Prüfung eine Klärung herbeigeführt wird. Und ich will das deutlich sagen – wenn ich der lustige Bummelstudent gewesen wäre, der ein paar Praktika absolviert hätte und sonst am Wochenende nur ein bisschen auf dem Hof ausgeholfen hätte, dann wäre ich nicht einmal für einen Ortschaftsrat geignet und erst recht nicht für das Europa-Parlament. Aber ich habe eine berufliche Ausbildung als Journalist, mehrere Jahre in diesem Beruf gearbeitet, viele Jahre tagtäglich auf dem Hof und im Büro gearbeitet und vertrete unsere AfD jetzt auch seit Jahren als Ausschussvorsitzender im Stendaler Kreistag, als Fraktionsvorsitzender im Stadtrat und im Landesvorstand der AfD Sachsen-Anhalt. Und der starke Rückhalt meines Landesverbandes hat ja nun auch entscheidend dazu beigetragen, dass ich diese Aufgabe jetzt annehmen und für das Europaparlament kandidieren darf. Und selbstverständlich ist der Kampf gegen die Korruption in Brüssel und Straßburg auch immer eine Verpflichtung, dass wir selbst keine Vetternwirtschaft in den eigenen Reihen dulden. Das versteht sich aber eigentlich von selbst.

Redaktion: Beim zurückliegenden Parteitag soll ein neues Netzwerk die Kandidatenliste unter sich ausgemacht haben. Das mag nachvollziehbar sein, Interessengruppen sind auf Parteitagen nichts Neues, aber konterkariert das nicht den Gedanken des Delegiertenparteitags? Wie könnte Ihrer Meinung nach ein Parteitag aussehen, der dem Gedanken der Basisdemokratie gerecht wird? Sollten die EU-Kandidaten beispielsweise künftig per Urwahl ermittelt werden oder zuvor in den Landesverbänden gekürte Spitzenkandidaten sein, die dann auf dem Parteitag bestätigt werden (Bspw. Platz 1 für den mitgliederstärksten Landesverband ff. usw.)?

Arno Bausemer: Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass wir uns in fünf Jahren über Landeslisten für die Europawahl verständigen und damit den basisdemokratischen Charakter bewahren. Wir in Sachsen-Anhalt sind ja eh große Verfechter von Mitgliederparteitagen und werden auch so lange daran festhalten, wie dies mit der Mitgliederzahl und verfügbaren Hallen realistisch umsetzbar ist. Ich komme heute zufällig vom Landesparteitag der AfD Niedersachen zurück, wo ich als stellvertretender Versammlungsleiter tätig gewesen bin. Und die Parteifreunde haben am Samstag in einer sehr konstruktiven Debatte letztendlich eine Satzungsänderung beschlossen, nach der eine Option zu Delegiertenparteitagen in der Satzung verankert wird. Denn wir müssen auch realistisch bleiben – was nützt der tollste Mitgliederparteitag, wenn man eine Halle mit 600 Plätzen hat und plötzlich stehen 650 Mitglieder vor der Tür. Dann fahren alle traurig nach Hause und die einzigen, die sich freuen, sind Systemmedien und Altparteien. Den Gefallen sollten wir denen nicht tun. Und als Schatzmeister meines Landesverbandes könnte ich das auch nicht verantworten, denn das Geld für die Halle wäre dann auch umsonst ausgegeben. Aber nochmal – wir sind und wir bleiben die Partei der Basisdemokratie! Und man darf ja nicht vergessen, dass etwa unsere Delegierten im Kreisverband Stendal jetzt zur Europawahlversammlung auf Kreisebene direkt von der Basis gewählt worden sind. Und wenn die ihre Aufgabe nicht erfüllt hätten, dann werden beim nächsten Mal eben andere Delegierte gewählt. Ich werbe da immer für gesunden Pragmatismus.

Redaktion: Auch viele Parteimitglieder in der AfD sehen das Problem, dass sich eine Funktionselite innerhalb der Partei bildet. Es wird sogar schon von einer Oligarchisierung der Partei gesprochen. Dagegen fehlen aufgrund der Stigmatisierung durch den staatlich-medialen Komplex, Stichwort VS-Keule, hochqualifizierte Kandidaten mit parteipolitischem Stallgeruch. Wie stehen Sie zu der Idee, dass potentielle Kandidaten erst ein parteiinternes Schulungs- und Kompetenzcenter, einem Assessment-Center in der Wirtschaft gleich, durchlaufen müssen? Hier könnte die nötige Mindestqualifikation überprüft und Glücksritter und Mandatsjäger abgeschreckt werden; denn nicht zuletzt der Parteitag hat gezeigt, dass so mancher nicht frei reden, nicht fehlerfrei vortragen kann. Und so manche Rede war offenkundig von Dritten geschrieben. Aber die Kulturtechniken Schreiben und Reden sind für einen Abgeordneten unbestreitbar „die“ wichtigsten politischen Handwerkszeuge überhaupt.

Arno Bausemer: Mein Schulungszentrum sind seit Jahren der Kreistag und der Stadtrat, wo ich nicht nur viele unserer Anträge schreibe, sondern diese dann auch in freier Rede im Plenum oder in den Ausschüssen vortrage und mit Leidenschaft verteidige. Und Sie können sich vorstellen, dass es dabei dann oft zu lebhaften Debatten mit den Vertreter der Altparteien kommt. Während meiner Zeit an der sehr linken Uni Leipzig war ich ebenfalls schon in der Hochschulpolitik aktiv und konnte bereits im Fachschaftsrat und Studentenrat Akzente setzen. Ich bin also Gegenwind gewohnt und kann sachlich argumentieren und notfalls auch mal etwas lauter werden. Ich habe aber in 10 Jahren als ehrenamtlicher Richter am Verwaltungsgericht Magdeburg auch gelernt, anderen sehr genau zuzuhören und Unterlagen sehr genau zu lesen. Und deshalb kriegen unsere politischen Gegner ihre Schwächen auch regelmäßig unter die Nase gerieben. Ich bin jedenfalls nicht für unsere AfD in kommunale Parlamente oder andere Gremien gegangen, um dort meine Zeit abzusitzen. Ich streite für die Interessen meiner Mitbürger ohne Rücksicht auf Verluste. Und ich setze darauf, dass jahrelanges Ackern zum Wohle unserer Partei und unseres Volkes nicht einfach durch eine Journaille mit grünem Schaum vor dem Mund zersetzt wird. Die können sich ja gerne an mir abarbeiten und sich die Zähne ausbeißen, aber diese traurigen Typen werden den Aufstieg unserer AfD und die dringend nötige Rückbesinnung auf deutsche Interessen nicht verhindern.

Redaktion: Herr Bausemer, wir danken Ihnen für das umfangreiche Interview und sind gespannt, wie sich die Angelegenheit entwickelt (Das Interview führte Achim Baumann).

Beitragsbild / Symbolbild: nitpicker / Shutterstock.com; oben: Screenshot aus der Übertragung des Parteitages der AfD. Bild unten: ebenfalls nitpicker / Shutterstock.com

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