Von Jan Ackermeier

Am 21. August 1968 besetzen Truppen des Warschauer Paktes innerhalb weniger Stunden alle strategisch wichtigen Positionen in der ČSSR (Tschechoslowakische Sozialistische Republik) und beenden damit den so genannten Prager Frühling. Der „Prager Frühling“ ist die Bezeichnung für das Streben der tschechoslowakischen Kommunistischen Partei (KPČ) unter Alexander Dubček im Frühjahr 1968, ein Liberalisierungs- und Demokratisierungsprogramm durchzusetzen, sowie vor allem die Beeinflussung und Verstärkung dieser Reformbemühungen durch eine sich rasch entwickelnde kritische Öffentlichkeit.

Sozialismus mit menschlichem Antlitz?
Mit dem Begriff „Prager Frühling“ verbinden sich zwei gegensätzliche Vorgänge: einerseits der Versuch, einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ zu schaffen, andererseits aber auch die gewaltsame Niederschlagung dieses Versuchs durch am 21. August 1968 einmarschierende Truppen des Warschauer Paktes. Es war dies die größte Militäroperation in Europa seit 1945.

Rund 150 Tote
Rumänien beteiligte sich demonstrativ nicht an der Invasion. Nicolae Ceaușescu verurteilte den Einmarsch auf einer Kundgebung am 21. August 1968 in Bukarest mit scharfen Worten. Die Nationale Volksarmee der „DDR“ nahm an der Besetzung nicht teil, obwohl an der Grenze zur ČSSR zwei Divisionen bereitstanden. Man entschied sich aus „historischen Gründen“ gegen eine Beteiligung deutscher Truppen. Beim Einmarsch starben 98 Tschechen und Slowaken sowie etwa 50 Soldaten der Invasionstruppen. Die KPČ beschloß, keinen militärischen Widerstand zu leisten. Die NATO verhielt sich ruhig, um der Sowjetunion keinen Vorwand für eine Intervention zu liefern.

Beitragsild: Sowjetische Panzer auf dem Altstädter Ring in Prag Ende August 1968. Urheber unbekannt.

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