Von Jan Ackermeier

Am 6. Juli 1535 wird der englische Staatsmann und Autor Thomas Morus nach einem Todesurteil wegen Eidverweigerung auf dem Londoner Tower Hill hingerichtet. Als Katholik wollte er den Suprematseid nicht ablegen. Die Suprematsakte war ein am 3. November 1534 vom englischen Parlament erlassenes Gesetz, das König Heinrich VIII. zum Oberhaupt der Kirche in England machte. Hintergrund war der Streit um die Annullierung der Ehe des Königs mit Katharina von Aragon, die der Papst dem König verweigerte. Mit dem Gesetz wurde die anglikanische Staatskirche geschaffen, die sich damit vom Papsttum der römisch-katholischen Kirche lossagte.

Hinrichtung
Wegen der Eidverweigerung wurde der ehemalige Lordkanzler Thomas Morus als Hochverräter im Alter von 57 Jahren auf dem Schafott auf dem Tower Hill hingerichtet. Das Urteil sah eigentlich die für nichtadelige Hochverräter übliche Todesart vor: das Hängen, Ausweiden und Vierteilen; es wurde jedoch vom König in Enthauptung ohne vorherige Folter abgeändert. 1886 sprach die katholische Kirche Thomas Morus selig. Die Heiligsprechung erfolgte 1935, zu einer Zeit, als die Konflikte zwischen NS-Regime und katholischer Kirche durch Nichtachtung der Konkordatsvereinbarungen und Menschenrechtsverletzungen durch die Nationalsozialisten immer offenkundiger wurden. Die Heiligsprechung wurde von einigen als ein Zeichen zum religiösen Widerstand gegen totalitäre Herrschaftsansprüche interpretiert, für den Thomas Morus das Martyrium erlitten hatte.

Fleißig und gebildet
Thomas Morus war ein ungewöhnlich gebildeter Mann, gleichzeitig fachkundiger Jurist und ein geschickter Unterhändler. Er galt als fleißiger Beamter, der sämtliche anhängigen Gerichtsfälle abarbeitete. Als Katholik setzte er sich konsequent für die Autorität des Heiligen Stuhls ein. Zudem war er bekannt für seinen Humor. So ist überliefert, daß er direkt vor seiner Hinrichtung zum Henker sagte: „Vorsicht mit meinem Bart! Der hat keinen Hochverrat begangen.“

Beitragsbild: Thomas Morus als Kanzler des Herzogtums Lancaster (Hans Holbein der Jüngere, 1527). Urheber unbekannt.

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