von Jan Ackermeier

Am 19. Oktober 1914 endet der sogenannte „Wettlauf zum Meer“ im Ersten Weltkrieg ohne Entscheidung, womit der Schlieffen-Plan endgültig gescheitert ist und der Bewegungskrieg zum Stellungskrieg wird.

Aufgrund der Militäroperationen ab Mitte September 1914 bewegten sich die gegnerischen Armeen beinahe parallel nordwärts in Richtung Nordsee. Beiden Kriegsparteien ging es ursprünglich darum, den Gegner an der Flanke zu umgehen und den Krieg dadurch zu einem schnellen Abschluß zu bringen. Für den weiteren Kriegsverlauf war die Kontrolle der Kanalküste an der Straße von Dover von entscheidender Bedeutung für die Alliierten, da über die hier in Frontnähe befindlichen Häfen der britische Nachschub abgewickelt wurde. Dabei wurden zwischen dem 14. September und 19. Oktober allein bei den Alliierten über 50 Divisionen mit 750.000 Mann in 6.000 Zugtransporten verschoben, die Deutschen verlegten in diesen Operationen von Süden nach Norden gleichzeitig fast 30 Divisionen und stellten zwölf neue Reserve-Divisionen bereit.

Nach der Schlacht an der Marne befand sich die Entente in der Offensive. An der Aisne kam es ab dem 13. September zu schweren Gefechten. Der Angriff des Britischen Expeditionskorps konnte jedoch die mit ersten provisorischen Schützengräben verstärkten deutschen Linien nicht durchbrechen. Andererseits schlugen auch deutsche Gegenoffensiven fehl.

Sowohl der französische Oberkommandierende General Joseph Joffre als auch der neu berufene deutsche Generalstabschef Erich von Falkenhayn sahen daher in dem 160 km breiten Streifen zwischen dem Fluß Aisne und der Nordsee den einzig erfolgversprechenden Schauplatz für weitere Operationen. Infolgedessen verfolgten beide Seiten das Ziel, freie Truppenverbände gegen Norden zu verschieben und gleichzeitig den Gegner durch ständige Angriffe an eben solchen Truppenverschiebungen zu hindern.

Die allgemeine Offensivschwäche auf beiden Seiten führte letztlich zum Scheitern aller geplanten Umfassungsmanöver, obgleich die Bilanz unterschiedlich ausfiel. Falkenhayns Reserven waren verbraucht, die Alliierten hingegen wurden im Raum La Bassée durch das Indische Korps unter General Willcocks verstärkt. Am Schluß schrumpfte die noch freie Lücke zwischen den Fronten auf einen wenige Kilometer breiten Korridor bei Ypern, wo es ab dem 20. Oktober zur Ersten Flandernschlacht kam.

Den Alliierten gelang es die Fronten zu stabilisieren und somit eine Niederlage abzuwenden, sie mußten aber die Besetzung wichtiger französischer Gebiete hinnehmen. Das deutsche Heer konnte die kriegswirtschaftlich wichtigen Gebiete sichern und verteidigen, aber die Aussicht auf einen schnellen Sieg war nach dem Scheitern des Schlieffen-Plans und dem jetzt durchgängigen Stellungskrieg in weite Ferne gerückt.

Bild: Deutsche Soldaten im Schützengraben 1914. Urheber unbekannt.

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