Als die Germanen dem dekadenten Rom das Fürchten lehrten, hätte keiner geglaubt, dass dieses Volk einmal selbst dekadent und weitgehend wehrunfähig werden würde. Über anderthalbtausend Jahre später erscheinen plötzlich wieder „Barbaren“ auf dem internationalen Schachbrett, die das Gefüge des Imperiums ins Wanken bringen. Es sind Nachfahren von skandinavischen Wikingern, den Warägern (altisländisch Væringjar, altrussisch Варяги), die die Kiewer Rus im dortigen ostslawischen Siedlungsraum begründet haben. Der Name der Rus stammt von der nordischen Bezeichnung roðr fürs Rudern oder die Rudermannschaft ab, als die die entsprechend athletisch gebauten Waräger über einen langen Zeitraum von Skandinavien in die ostslawischen Gebiete kamen. Bis heute berufen sich die Russen und Ukrainer auf den Kiewer Großfürsten Wladimir den Heiligen, einem Nachfahren dieser Wikinger, gleich einem gemeinsamen Erbe.
Über Jahrhunderte haben die Völker außerhalb des römischen Imperiums immer wieder Kriege gegeneinander geführt, in neuen Territorien gesiedelt und miteinander Handel betrieben. Dies unterscheidet sie von einer Zivilisation, deren Interessen in erster Linie in der Aufrechterhaltung ihres Zentralstaates und ihrer geografisch fixierten Verwaltung bestehen. Die Auseinandersetzungen bis zum letzten Mittel der Gewalt haben diese Völker näher zueinander gebracht als der erzwungene Frieden innerhalb eines Imperiums. Darin besteht ein gemeinsames Gen, das sich in der Seelenverwandtschaft der heutigen Deutschen mit den Rus-Völkern der Russen, Weißrussen und Ukrainer weiterhin ausdrückt.
Beide Völkergruppen waren trotz und wegen ihrer Streitbarkeit zu kulturellen Höchstleistungen in der Lage. In der Architektur tritt dies heute in Russland noch besser zu Tage als in den vom Zweiten Weltkrieg und der Moderne zerbombten deutschen Städten. Für das deutsche Empfinden sind russische Kunst, Musik und Literatur nichts Fremdes, sondern sie unterscheiden sich besonders durch den Ausdruck der Schwere vom selbst Geschaffenen.
Der Ukrainekrieg ist ein Bruderkrieg, doch er lässt Deutschland nicht unberührt. Wenn dieses Chaos für Deutschland etwas Gutes hat, wird die Vehemenz der Russen uns Deutsche an unseren Ursprung und die uns innewohnende Kultur erinnern – wenn es etwas Schlechtes hat, werden die Russen dafür an unseren Haustüren klopfen.
Vae Victis!
Aaron Kimmig
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Aus gegebenem Anlass eine politische Anmerkung: Auf Grundlage dieses Textes möge weder der Schluss gezogen werden, ein bestimmtes Volk oder Land solle sich einem anderen unterwerfen, noch dass es an einem Krieg möglicherweise die (Haupt-)Schuld trage. Nie sollte sich ein Volk einer fremden Macht unterwerfen oder von ihr bedrängen lassen. Es gehört zu seinem Recht, in seinem angestammten Territorium zu siedeln und zu herrschen.
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Beitragsbild von Gioele Fazzeri über Unsplash
Letzte Änderung: 14. März 2022, 2:26
Wir können und müssen uns mit Russland aussöhnen. 💪🏼💪🏼💪🏼
Nach dem Kalten Krieg arbeiteten Deutschland und Russland strategisch zusammen. Erst seit Beginn der Ukraine-Krise 2014 sind die Beziehungen angespannt. Heiko Maas, hatte die Sanktionen damals verhängt und Deutschlands außenpolitischem Stand massivst geschadet. Es braucht wieder ein Europa der Europäer statt der Eurokraten.
Da bin ich ganz deiner Meinung, Teutoburger Gesell!!!