Von Jan Ackermeier
Am 15. April 2019 gegen 18 Uhr brach am Dachboden der Kathedrale Notre Dame de Paris ein Feuer aus. Innerhalb einer Stunde breitete sich der Brand auf den gesamten Dachstuhl aus, um 19:56 Uhr stürzte das höchste Bauteil der Kirche, der Vierungsturm, ein und zerschlug dabei einen Teil des ohnehin brennenden Dachstuhls über dem Mittelschiff. An den Rettungs- und Löscharbeiten waren etwa 600 Feuerwehrleute aus Paris und der Île-de-France beteiligt. Zum Einsatz kamen über 70 Feuerwehrfahrzeuge, Hubschrauber und Drohnen zur Beobachtung des Brandplatzes und zwei Boote der Feuerwehr mit Tauchpumpen auf der Seine sowie ein ferngesteuerter Löschroboter.
Feuer kann eingegrenzt werden
Der Pariser Feuerwehr gelang es nach etwa vier Stunden, den Brand im Wesentlichen auf den hölzernen Dachstuhl zu begrenzen. Die Westfassade mit den Haupttürmen, die Wände des Mittelschiffs nebst Strebewerk sowie große Teile des Deckengewölbes und die Seitenschiffe und Chorumgänge blieben weitgehend stabil. Die reiche Ausstattung der Kirche blieb größtenteils erhalten, wurde jedoch teilweise durch Hitze, Rauch, Ruß und Löschwasser verschmutzt und beschädigt.
Ein wahrer Held greift ein
Die Reliquie der Dornenkrone Christi sowie andere wertvolle Gegenstände wurden in der Brandnacht von Feuerwehrleuten, unter ihnen der Kaplan der Pariser Feuerwehr, Jean-Marc Fournier, aus der brennenden Kathedrale gerettet. Kaplan Fournier war übrigens einer der ersten Einsatzkräfte, die am 16. November 2015 nach dem islamistischen Anschlag gemeinsam mit den Rettungskräften den Konzertsaal „Bataclan“ betraten. Er leistete mit seinen Feuerwehrkameraden Erste Hilfe und spendete die Sakramente für die Sterbenden und Verwundeten. So sehen Helden aus!
Streit um Neubau
Debatten um einen modernisierenden Wiederaufbau beispielsweise des Dachreiters endeten mit den Beschlüssen, die Kirche äußerlich unverändert wiederaufzubauen, somit auch den Dachreiter nach dem Vorbild von 1859 zu rekonstruieren und, trotz der Brandlast, auch wieder einen Eichenholz-Dachstuhl nach mittelalterlichem Vorbild mit Bleidach zu errichten. Bis Ende 2021 wurden dafür 2.000 aus dem ganzen Land stammende Eichen gefällt. Ein Streitpunkt war die Innengestaltung, da die Diözese – ganz dem modernistischen Zeitgeist entsprechend – die Gelegenheit nutzen wollte, das Kircheninnere mit „modernen Elementen“ auszustatten. Der Pariser Erzbischof Aupetit erwog zudem, die Fenster in den Seitenkapellen gegen zeitgenössische auszutauschen, was Kulturministerin Roselyne Bachelot-Narquin schließlich ablehnte. Am 13. Jänner 2024 wurde der Neubau des Dachstuhls beendet. Die Hauptorgel soll fünf Jahre nach dem Großfeuer im April 2024 wieder erklingen. Am 8. Dezember 2024 soll auch Notre-Dame selbst wieder eröffnet werden.
Beitragsbild: Notre Dame de Paris während des Brandes. Urheber unbekannt.
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