Von Jan Ackermeier
Am 30. Mai 1871 wurde der letzte regierende Fürst des Fürstentums Lippe, Leopold IV. zur Lippe, in Oberkassel bei Bonn geboren. Seine Ausbildung erhielt er auf der Gelehrtenschule in Roßleben, auf dem Gymnasium in Frankfurt a.d. Oder und auf dem Königlichen Pädagogium zu Putbus, wo er 1891 sein Abitur machte. Bis 1894 war er Offizier im deutschen Heer. 1894/1895 studierte er Staatswissenschaften an den Universitäten Bonn und Berlin. In Bonn wurde er Mitglied des Corps Borussia. 1895 kehrte er nach Hause zurück, da die Lähmung seines Vaters und der Lippische Erbfolgestreit seine Anwesenheit erforderlich machten.
Am 25. Oktober 1905 wurde das Erbfolgerecht für das Fürstentum Lippe des Hauses Biesterfeld endgültig anerkannt. Leopold übernahm die Regierung als Fürst Leopold IV., da Fürst Alexander am 13. Jänner 1905 gestorben war. Durch die Reichsgerichtsentscheidung im Zuge des Lippischen Erbfolgestreits musste Kaiser Wilhelm II. seine Hoffnung auf eine Thronbesteigung seines Schwagers und Generalmajors à la suite Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe aufgeben. Darüber war er so verärgert, dass er den Feierlichkeiten zur Inthronisation von Fürst Leopold IV. in Detmold demonstrativ fernblieb.
Technik und Industrie begeisterte ihn
Die Regierung Leopolds IV. stand im Zeichen wirtschaftlichen und kulturellen Aufstiegs des Fürstentums Lippe, er war aufgeschlossen für Technik und Industrie. Um den Bewohnern Erwerbsmöglichkeiten zu bieten, ließ er die Staatswerkstätten einrichten und eine größere Anzahl bedeutender Bauvorhaben ausführen. Die Prachtbauten des Regierungs- und Landtagsgebäudes, der Sparkassen und Banken, des Gymnasiums, des Lehrerseminars, die Christuskirche mit Fürstengruft auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz, das evangelische Pfarramt, die Kasernen, der Ausbau des Schlosses usw. dienten dieser Maßnahme. Die Erschließung des Landes durch Straßen und Bahnen förderte Handel und Verkehr. Besonders die Industrialisierung machte starke Fortschritte. Leopold IV. erfreute sich wegen seiner leutseligen Persönlichkeit großer Beliebtheit in der Bevölkerung.
Der Thronverzicht
Im Zuge der Novemberrevolution wurde Leopold IV. durch den lippischen Volks- und Soldatenrat am 12. November 1918 zum Thronverzicht gedrängt. Er starb 1949 in Detmold, nachdem er seine Kinder aus erster Ehe und damit auch seinen ältesten Sohn Ernst Leopold, der sich zusammen mit seinen Geschwistern früh den Nationalsozialisten angeschlossen hatte, testamentarisch in der Erbfolge übergangen und seinen jüngsten Sohn Armin zum künftigen Chef des Hauses bestimmt hatte.
Beitragsbild: Leopold IV. zur Lippe in der Uniform des Infanterie-Regiments „Graf Bülow von Dennewitz“ (6. Westfälisches) Nr. 55. Urheber unbekannt.
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