Von Jan Ackermeier

30. Oktober 1340: Vor Tarifa trifft Europa auf Afrika, Kastilien auf die Meriniden, Portugal auf Granada. An den Furten des Río Salado sammeln sich Heere, die ein Ende einer langen Belagerung erzwingen wollen. Der Hintergrund: Der Meriniden-Sultan Abū l-Hasan hat mit Yusuf I. von Granada Tarifa eingeschlossen, um den Zugang zur Straße von Gibraltar zu kontrollieren. Alfonso XI. von Kastilien ruft Afonso IV. von Portugal zu Hilfe, nachdem christliche Flotten die Nachschublinien über die Meerenge gestört haben. Wochen der Nervenprobe liegen hinter beiden Lagern, denn wer Tarifa hält, hält den Schlüssel zu Überfahrt und Handel.

Die Schlacht beginnt, als die Verbündeten bei Ebbe über den Fluß gehen
Links stoßen Portugiesen auf die Reihen Granadas, rechts prallen Kastilier auf die merinidischen Truppen. Der Kampf wogt zwischen Niederungen, Bächen und Zelten; Reiterei sucht Lücken, Infanterie ringt um Brücken und Furten. Ein Vorstoß in das Lager der Meriniden bringt Unruhe in deren Mitte, Banner fallen, Trommeln verstummen. Als die Nachricht sich ausbreitet, gerät die Front in Bewegung, aus Rückzug wird Flucht, die Belagerung ist gebrochen.

Die Folgen sind unmittelbar
Tarifa wird entsetzt, die merinidische Armee zieht über die Meerenge ab, Granada verliert einen starken Partner auf der iberischen Seite. Die christlichen Reiche gewinnen Vertrauen und sichern die Küsten; die Straße von Gibraltar bleibt unter ihrer Kontrolle. Die Bedeutung heute liegt in drei Punkten. Erstens markiert Río Salado das Ende groß angelegter Überfahrten nordafrikanischer Heere nach Iberien, ohne dass  damit das Emirat Granada verschwindet; dessen Ende kommt erst 1492. Zweitens zeigt die Schlacht, wie Seeherrschaft und Landheer zusammenspielen: Die Störung der Versorgung über den Sund schwächt das Belagerungsheer, das Heer vor Ort nutzt den Moment. Drittens war dies der letzte Versuch einer Invasion der iberischen Halbinsel durch eine muslimische Armee und damit ein Wendepunkt in der Geschichte der spanischen Reconquista.

Beitragsbild / Symbolbild: Blick über Tarifa und die Straße von Gibraltar nach Afrika. Urheber unbekannt.

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