Von Jan Ackermeier
Am 3. Juni 1888 starb Friedrich III., „Deutscher Kaiser“ und König von Preußen – nach nur 99 Tagen auf dem Thron. Sein Tod beendete nicht nur eine kurze Regentschaft, sondern zementierte auch den Mythos einer verpaßten Chance für ein liberaleres Kaiserreich. Dabei hatte das Jahr 1888 dramatisch begonnen: Mit dem Tod Wilhelms I. am 9. März wurde sein Sohn Friedrich Wilhelm als Friedrich III. Kaiser. Doch das Reich stand bereits im Schatten der Krankheit. Seit Anfang 1887 litt der Kronprinz an ständiger Heiserkeit – er, ein starker Raucher, hielt sie anfangs für eine Folge militärischer Übungen. Doch bald stellten Ärzte ein Kehlkopfkarzinom fest. Nach der Entfernung des Tumors verlor Friedrich die Stimme – ein Kaiser, der nicht sprechen konnte.
Schwer gezeichneter Regent
Die meiste Zeit seiner Regentschaft verbrachte er, schwer gezeichnet, zurückgezogen im Schloß Charlottenburg. Nur in den letzten Tagen zeigte sich ein kurzes Aufflackern von Energie. In Erinnerung blieb er vielen Zeitgenossen durch den Ausspruch: „Lerne leiden, ohne zu klagen.“ Friedrich III. galt lange als die „liberale Hoffnung“ des Reiches. Sein früher Tod nährte die Vorstellung, ein aufgeklärter Monarch hätte Deutschland in eine bessere, freiere Zukunft führen können. Diese sogenannte „Kaiser-Friedrich-Legende“ wird heute von Historikern kritisch betrachtet. Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass es auch bei längerer Amts- und Lebenszeit Friedrichs zu keiner weitergehenden Liberalisierung des Reiches gekommen wäre. Weder war er ein Anhänger des Parlamentarismus, noch vom liberalen Glauben an den politischen Fortschritt erfüllt.
Bereits als Kronprinz hatte er sich als konservativer Konstitutionalist erwiesen, dem nicht an einer Weiterentwicklung der Reichsverfassung – etwa hin zu einem stärkeren Parlament – gelegen war. Friedrich glaubte indes, dass ein Herrscher niemals gegen die Volksmeinung regieren sollte. Friedrichs wichtigste Entscheidung in seiner kurzen Regentschaft war die Entlassung des konservativen preußischen Innenministers Robert von Puttkamer infolge der Affäre um dessen unbotmäßige Einmischung bei der preußischen Landtagswahl 1885. Mit seinem Tod wurde am 15. Juni 1888 sein Sohn Wilhelm II. Kaiser – das dritte Mal in einem Jahr wechselte der Monarch: 1888 ging als das „Dreikaiserjahr“ in die Geschichte ein.
Beitragsbild / Symbolbild: Friedrich III., Gemälde von Minna Pfüller.
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