Von Jan Ackermeier

Am 4. Juni 1463 endet ein Kapitel europäischer Geschichte – auf brutale Weise. An diesem Tag wird Stjepan Tomasevic, der letzte König des mittelalterlichen Bosnien, von den Osmanen hingerichtet. Damit fällt das Bosnische Königreich endgültig unter osmanische Herrschaft. Ein Ereignis mit weitreichenden Folgen für Religion, Kultur und Machtverhältnisse auf dem Balkan. Bosnien war im Spätmittelalter ein zersplittertes und von innen geschwächtes Königreich. Es lag im Spannungsfeld zwischen dem katholischen Westen, dem orthodoxen Osten – und dem aufstrebenden Osmanischen Reich, das bereits große Teile Südosteuropas kontrollierte.

König Stjepan Tomasevic versuchte das Unvermeidliche aufzuhalten
Er suchte Hilfe beim Papst, dem ungarischen König und anderen christlichen Herrschern. Doch als die Osmanen unter Sultan Mehmed II., dem Eroberer von Konstantinopel, Bosnien überrollten, stand der junge König mit seiner Armee allein da. Die Osmanen begannen ihren Feldzug im Mai. Schon Anfang Juni war die Hauptstadt Bobovac gefallen. König Stjepan wurde in Jajce gefaßt, trotz des angeblich zugesicherten freien Geleits. Am 4. Juni wurde er enthauptet – mit gerade einmal 25 Jahren.

Nicht nur er starb
Mit seiner Hinrichtung starb nicht nur ein Monarch, sondern eine ganze politische Ordnung. Die bosnische Adelsstruktur wurde zerschlagen, Klöster geplündert, Kirchen in Moscheen umgewandelt. Der Islam breitete sich rasch aus – während viele Christen konvertierten oder flohen. Die Eroberung von Bosnien markierte den Beginn von über 400 Jahren osmanischer Herrschaft auf dem Balkan. Die Nachwirkungen spüren wir bis heute: in religiösen Spannungen, kulturellen Identitäten und geopolitischen Konflikten der Region.

Beitragsbild / Symbolbild: Stjepan Tomasevic kniet vor Christus. Detail aus einem Gemälde von Jacopo Bellini, 1460. 

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