Von Dario Herzog

Die Umfragen beweisen es: Das Gendern ist in Deutschland unbeliebt. Rund 75 bis 80 Prozent der Befragten geben regelmäßig an, mit dem Gendern nichts anfangen zu können. Trotzdem sprechen sogar im öffentlich-rechtlichen Funk & Fernsehen Medienleute in gendergerechtem Deutsch. Ob sie privat auch so sprechen, ist zu bezweifeln. Bislang hat sich nur die AfD trotzig dagegen ausgesprochen. Und die befindet sich um Umfragehoch. Kein Wunder also, dass die Union plötzlich sieht, dass man sich mit einer Anti-Gendern-Position beim Volk beliebt machen kann. Nach Hessen möchte man nun auch in Baden-Württemberg das Gendern zumindest im Dienstgebrauch verbieten. Gerade die Grünen sprechen von Verbotsphantasien. Ein klassisches Eigentor?

Strobl blinkt rechts
So  hatte Innenminister Thomas Strobl (CDU) am gestrigen Dienstag angekündigt, das Gendern in der Landesverwaltung per Verwaltungsvorschrift verbieten lassen zu wollen. Künftig sollen Sonderzeichen wie das häßliche Binnen-I und verquere Gendersternchen in der Verwaltungssprache tabu sein. Ausgerechnet die Vertreter DER Verbotspartei in Deutschland, nämlich der Grünen, sehen nun Verbotsphantasien. Man wolle sich nicht von den „Verbots-Ideologen“ treiben lassen, zitiert die WELT grüne Landespolitiker. Der grüne Fraktionsvize Oliver Hildenbrand diktierte den Medien beispielsweise: “Es bleibt dabei: Es sind die Gegner*innen einer geschlechtergerechten Sprache, die ständig über das Gendern reden wollen“. So, als ob es nicht die Grünen waren, die das Thema jahrelang forciert hatten. Man muss sich ernsthaft fragen, ob die Grünen merken, wie weit sie sich vom Volkswillen entfernt haben.

Der AfD Stimmen abnehmen?
Auffällig ist ebenfalls, dass die Unionsparteien plötzlich auch so vehement gegen das Gendern sind. In Hessen ist – ebenfalls unter der CDU – ein Verbot in Sicht, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) will das Gendern sogar nicht nur im öffentlichen Dienst, sondern auch in Schulen verbieten. Und in anderen Bundesländern wie Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt es bereits ähnliche Verbote. Aber die Unionsparteien hätten schon vor Jahren dem Gendern den Garaus machen können. Aber man wollte es sich mit den Grünen offenbar nicht verscherzen. Und auch SPD-Funktionäre, insbesondere die Jusos, gendern gerne und bereitwillig, alles potentielle Koalitionspartner.  „Das vom Innenministerium geplante Verbot von Gendern in Verwaltungssprache ist nichts anderes als ein Verzweiflungsakt der CDU vor den steigenden Umfragewerten der AfD. Sie hätte ja auch direkt unserem Antrag im letzten Dezember zustimmen können. Aber genau davor scheut sie sich ja. Es geht ihr nie um die Sache, sondern immer nur um parteipolitisches Taktieren. Nun löst sie bereits mit solchen Lappalien Krach in der grünschwarzen Koalition aus”, befindet der innenpolitische AfD-Fraktionssprecher Daniel Lindenschmid kritisch und ergänzt: “Wir werden sehen, ob sich die CDU hier wirklich durchsetzen wird. Bisher gilt: Wer CDU wählt, bekommt die Grünen.“ Und in der Tat kann man gespannt sein, wer sich letztlich durchsetzt – und ob sich auch alle Lehrer, Erzieher etc. an entsprechende Gender-Verbote halten werden oder nicht.

Beitragsbild / Symbolbild: FrankHH / Shutterstock.com

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