Von Jan Ackermeier

Am 5. Dezember 1894 wird das Reichstagsgebäude in Berlin mit der feierlichen Schlußsteinlegung seiner Bestimmung übergeben. Der Bau wurde nach Plänen des Architekten Paul Wallot zwischen 1884 und 1894 im Stil der Neorenaissance im Ortsteil Tiergarten am linken Ufer der Spree errichtet. Er beherbergte sowohl den Reichstag des Deutschen Kaiserreiches als auch den der Weimarer Republik. Zunächst tagte dort auch der Bundesrat des Kaiserreichs. Erster Sitz eines Reichstages in Berlin war das Gebäude des Preußischen Herrenhauses in der Leipziger Straße 3. Hier tagte ab 1867 der Reichstag des von Preußen dominierten Norddeutschen Bundes. Nach der Gründung des Deutschen Reiches 1871 kamen die Abgeordneten der süddeutschen Staaten hinzu, sodass ein größeres Gebäude benötigt wurde. Der Reichstag verabschiedete am 19. April 1871 einen Antrag, in dem es hieß: „Die Errichtung eines den Aufgaben des deutschen Reichstags entsprechenden und der Vertretung des deutschen Volkes würdigen Parlamentshauses ist ein dringendes Bedürfnis.“
Grundsteinlegung
Am 9. Juni 1884 konnte der Grundstein für das neue Gebäude gelegt werden. Viel Militär und nur wenige Parlamentarier nahmen an der verregneten Zeremonie teil. Drei Hohenzollern hatten die Hauptrollen: Kaiser Wilhelm I. sowie sein Sohn und sein Enkel – die späteren Kaiser Friedrich III. und Wilhelm II. Beim Hammerschlag Wilhelms I. zersprang das symbolische Werkzeug. Wilhelm II., letzter preußischer König und „Kaiser“ des Bismarck-Reiches, hatte nur wenig für die parlamentarische Vertretung übrig: „Es ist mir vollständig gleichgültig, ob in dem Reichstagskäfig rote, schwarze oder gelbe Affen herumspringen.“

Beitragsbild: Das Reichstagsgebäude um 1895. Urheber unbekannt.

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