Von Jan Ackermeier

Am 27. Oktober 1917 in der Schlacht von Karfreit, der zwölften und letzten Isonzoschlacht im Ersten Weltkrieg, bricht die Front der Italiener völlig zusammen. Die Mittelmächte dringen bis zur Piave vor und nehmen das italienische Hauptquartier in Udine ein. Im österreichisch-ungarischen Hauptquartier in Baden bei Wien war man zu der Erkenntnis gekommen, dass ein weiterer Angriff der Italiener wie der vorangegangene (Elfte Isonzoschlacht) nicht mehr würde abgewehrt werden können. Man war daher zu einer Reaktion gezwungen und sah die einzige Möglichkeit darin, selbst zum Angriff überzugehen. Mit eigenen Kräften allein wäre dieses Vorhaben jedoch nicht durchführbar gewesen, sodass man den deutschen Bündnispartner um Unterstützung bat. Obwohl der deutsche Chef des Generalstabes Generalfeldmarschall von Hindenburg und mit ihm der „Erste Generalquartiermeister“ General der Infanterie Ludendorff den Schwerpunkt auf den Osten legen wollten, sahen sie ein, dass eine Entlastung Österreich-Ungarns notwendig sein würde. Als operatives Minimalziel war zunächst nur die Rückeroberung der verlorenen Gebiete bis zur Reichsgrenze und – falls der Angriffsschwung ausreichen sollte – ein Vordringen bis zum Tagliamento vorgesehen. Die deutschen Truppen sollten spätestens nach dem Erreichen des Flusses wieder abgezogen werden.

Eine wahre Bewegungsschlacht
Die Schlacht dauerte vom 24. bis 27. Oktober und war die erste große Bewegungsschlacht an der bisher im Stellungskrieg verharrenden Alpenfront und einer der größten militärischen Siege der Mittelmächte während des Krieges. Der Erfolg der Offensive beruhte wesentlich auf dem zusammen mit dem Artillerieschlag durchgeführten Einsatz von Giftgas. Die Niederlage führte zu einer schweren Krise in der italienischen Militärführung und zur Entlassung des italienischen Oberbefehlshabers Cadorna. Eine Stabilisierung der Front konnte nur durch das Einschieben französischer und britischer Truppenteile gewährleistet werden – auch blieb der Abzug deutscher Truppen und die Überdehnung der Versorgungslinien nicht ohne Wirkung.

Der Entlastung dienend
Die Zwölfte Isonzoschlacht war keinesfalls als Durchbruchschlacht geplant, sondern sollte lediglich der Entlastung der äußerst bedrängten Isonzofront dienen, so dass die österreichisch-ungarische Führung von dem anfänglichen Erfolg völlig überrascht wurde. Bei anderer Vorbereitung und mehr Ressourcen sowie einer daraus resultierenden anderen Zielsetzung hätte die ernsthafte Gefahr für Italien bestanden, dass die Zangenbewegung aus dem Trentino nach Süden vollendet worden wäre. Damit wäre auch die 4. italienische Armee vernichtet worden, was für Italien die endgültige Niederlage bedeutet hätte. Deshalb war die Schlacht insgesamt aus Sicht der Angreifer rückblickend ein strategisches Versagen, ähnlich wie bereits 1916 die Südtiroloffensive. Paul von Hindenburg schreibt in seinen Kriegserinnerungen, er hätte es bevorzugt, wenn man gleichzeitig durch Judikarien auf den Gardasee und Richtung Mailand vorgestoßen wäre. Er habe sich jedoch beim k.u.k. Oberkommando damit nicht durchsetzen können. Ein solches massives Eingreifen auf beiden Flügeln der Front hätte Italien militärisch nicht überstehen können. Insgesamt kostete die Schlacht auf Seiten der Mittelmächte 5.000 Tote und auf Seiten der Italiener 13.000 Tote. Über 300.000 Italiener wurden gefangengenommen.

Beitragsbild: Österreichische Soldaten mit italienischen Gefangenen; Bild oben: Karte des Schlachtverlaufs. Urheber unbekannt.

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