Von Peter Umstetter

So etwas hat es in Baden-Württemberg noch nicht gegeben. Auf dem Schauinsland in Freiburg wurde nach 20 Jahren Betrieb, am Freitag, 1. September, ein Windrad-Turm gesprengt. Einheimische und Besucher mussten sich auf Sperrungen der Landesstraße L 124 einstellen. Kurz vor der Sprengung lief das noch intakte Windrad auf vollen Hochtouren. Steht man darunter hört man das laute Rauschen der Rotoren. Dann eine kurze Pause bis zum großen Knall.

Künftig nur noch eine Windkraftanlage
„Dieser Tag ist historisch. Anfang September 2003 gingen die Windenergieanlagen auf der Holzschlägermatte in Freiburg an den Start. Dies gegen den entschiedenen Widerstand des damaligen Ministerpräsidenten Erwin Teufel“, so Andreas Markowsky, Geschäftsführer von der Regiowind GmbH und der Ökostromgruppe Freiburg bei seiner Ansprache auf der Besucherterrasse der Schauinsland-Bahn. Die Betreiber, Regiowind GmbH und Badenova, wollen nun die beiden alten Anlagen durch eine einzige Windkraftanlage ersetzen. Die neue Anlage soll leistungsstärker, deutlich größer sein und so gut wie doppelt so viel Strom produzieren wie die beiden Vorgängeranlagen zusammen. Zehn Millionen Kilowattstunden würden dann produziert werden, genug um 3.500 Freiburger Haushalte zu versorgen, so Markowsky. Die alte Anlage hingegen, welche aus zwei Windrädern bestand produzierte Strom für nur 1800 Haushalte.

Die erste Sprengung
Sprengungen von Windkraftanlagen sind ungewöhnlich. Es ist die erste Sprengung eines Windrades in Baden-Württemberg. Nach 20 Jahren Betrieb summieren sich die Reparaturkosten von so einem Windrad, erklärt Andreas Markowsky. Für eine Sprengung haben sich nicht nur die Betreiber entschieden, weil ein konventioneller Abriss mit deutlich mehr Zeitaufwand kalkuliert werden müsste. Man erspare sich hierbei wochenlangen Lärm und Schmutz. Zudem hat die Stadt Freiburg den Betreibern als Bedingung vorgegeben, dass die Windräder gesprengt werden müssen. Eine andere Variante kam auf Grund des zahlreich anfallenden Lärms und Staubs für die Kommune nicht in Frage und somit wurde dann eine Sprengung eingeplant. Spektakulär war der Abbau der Rotoren des Windrads. Diese wurden bereits Tage zuvor entfernt. Alle drei Rotorblätter wurden zusammen mit der Nabe unter Zuhilfenahme eines Krans auf den Boden heruntergelassen.

Andreas Markowsky gibt symbolisch das Startzeichen für die Sprengung und die Prominenz drückt aufs Knöpfchen. Anschließend richteten alle die Blicke talwärts zum Ort des Geschehens. Von links nach rechts: Daniela Evers, (Bündnis90/Die Grünen, MdL), Andreas Markowsky (Geschäftsführer von der Regiowind GmbH und der Ökostromgruppe Freiburg), Christine Buchheit (Umweltbürgermeisterin Stadt Freiburg), Chantal Kopf, (MdB, Bündnis90/Die Grünen).

Thüringer Firma fürs Sprengen
Für die Sprengung wurde eigens eine Firma aus Thüringen beauftragt, die bereits Erfahrung mit der Sprengung von Windkraftanlagen hat. „Weniger als fünf Kilogramm Sprengstoff“ wurden benötigt, teilte ein Mitarbeiter der Firma an der Absperrung des Zufahrtsweges auf Nachfrage mit. Die Baustelle war während der Sprengung in einem Radius von 300 Metern abgesperrt. Großer Applaus brandet auf der Plattform der Bergstation der Schauinslandbahn auf, die eigens für diesen Tag für die vielen Schaulustigen als Tribüne angelegt wurde, da man von dort einen freien Blick auf die beiden Anlagen hat. Prominenter Besuch kam auf die Besucherplattform der Schauinslandbahn, um sich die Sprengung des Windrad-Turms auf der Holzschlägermatte mit anzusehen. Im Rahmen einer Ansprache begrüßte Andreas Markowsky von der Ökostromgruppe auch im Namen von Ernst Werner Hölscher und Klaus Preiser von der Badenova und im Namen der beiden Geschäftsführerkollegen Thomas und Lukas Schuwald, die Ehrengäste Daniela Evers, (Bündnis90/Die Grünen) vom Landtag Baden-Württemberg, Chantal Kopf, (Bündnis90/Die Grünen) vom Bundestag und Christine Buchheit, die Umweltbürgermeisterin der Stadt Freiburg.

Klage eingereicht
Neben vielen Dankesworten hat Andreas Markowsky auch einen Glückwunsch mitgebracht. Dieser richtet sich an die Stadt Freiburg, Christine Buchheit, aber auch dem Umweltamt, dem Forstamt und dem Rechtsamt. Wie es leider so häufig ist, haben alte weiße Männer sich zusammengetan und eine Klage eingereicht, gegen die Genehmigung der Windmühle an der Holzschlägermatte, so Markowsky. Noch am Morgen der Sprengung kam das Urteil vom Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg. Ergebnis: die Klage wurde in allen Punkten abgewiesen. Die neue Anlage wird nach Angaben der Betreiber mit einer Gesamthöhe von 229,3 Metern fast 100 Meter größer sein und doppelt so viel Strom produzieren wie die beiden Vorgängeranlagen zusammen. Zehn Millionen Kilowattstunden würden dann produziert werden.

Hier ein Video von der Sprengung: Die erste Windrad-Turm-Sprengung Baden-Württembergs auf dem Schauinsland in Freiburg [HD-Version]

Beitragsbilder: Peter Umstetter

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