Von Achim Baumann

Bei der TAZ hört sich immer alles anders an. Was bei fast allen Medien des Landes eher Hiobsbotschaften sind, kann die TAZ positiv verkaufen. Ihre Schlagzeile vor zwei Tagen lautete “Drei von Vier können lesen”. Ja, das sind einmal keine Fake-News und das hört sich doch gut an. Denn die Mehrheit, immerhin Dreiviertel, kann offenbar mit Buchstaben jonglieren. Aber was ist gemeint? Ein Viertel aller Viertklässler in Deutschland kann nicht richtig lesen. Das zeigt die aktuelle Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (Iglu). Damit verfehlt ein Viertel der Viertklässler das Mindestniveau bei den grundlegenden Lesefähigkeiten. Im internationalen Vergleich landet Deutschland damit krachend unter dem Durchschnitt der EU-Staaten. Woran liegt das? In den Mainstreammedien wird so einiges angeführt.

Die Gründe für das Bildungsdesaster
Wir geben etwa 4,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung aus, andere Länder geben nahezu 50 Prozent mehr für Bildung aus. Das ist sicherlich ein zutreffender Einwand. Denn Deutschland müsste umso mehr in die Bildung stecken, immerhin gibt es in der Bundesrepublik bekanntermaßen kein Rohöl oder andere Ressourcen. Sprich: Der Bürger muss mit seinem Know-how Leistung erbringen. Und da gehören gewisse Kulturtechniken wie das Lesen und Schreiben nun einmal dazu. Das Problem: Es ist zu wenig Geld für die Bildung da. Und der Föderalismus hemmt so manche bundesweite Bildungsstrategie, immerhin ist Bildung in der Regel Ländersache – und die Länder sind sehr unterschiedlich aufgestellt. Auch Personalmangel wird gerne als Grund angeführt. Die Länder, die in der Iglu-Studie an der Spitze sind, haben zudem mehr als 200 Minuten Lesen und Vorlesen pro Woche. Das wirkt sich erheblich auf die Lesekompetenzen von Kindern aus, in der Bundesrepublik beträgt der Wert nämlich nur 141 Minuten.

Der weiße Elefant im Klassenzimmer
Es gibt aber einen Grund, der in der Einheitspresse irgendwie kaum vorkommt. Es ist die zunehmende Überfremdung in deutschen Schulklassen. Das ist den Berhörden natürlich bekannt. Immer wieder “verirren” sich entsprechende Nachrichten mal in die Mainstreampresse, zuletzt der Bericht über eine Schulklasse im rheinland-pfälzischen Ludwigshafen, dort bleiben 40 Schüler der Gräfenauschule sitzen, wie jüngst bekannt wurde. Das sind immerhin 40 von 130 Kindern, die das Schuljahr wiederholen müssen. Der Grund ist allgegenwärtig: Mangelnde Deutschkenntnisse der Kinder. 98 Prozent der dortigen Schüler haben nach Angaben der Schulleitung einen Migrationshintergrund, viele sprechen kein Deutsch. Da kann man von einigen wenigen oder Minderheiten nicht mehr sprechen, das ist eine klare Mehrheit!

Wenigstens die AfD widerspricht
“Alle ideologischen Experimente, die uns in dieses Bildungsdesaster geführt haben, müssen beendet werden. Die Politik muss jetzt die Weichen stellen, um Deutschland wieder zu einem Bildungsstandort erster Güte zu machen. Die durch eine verfehlte Migrationspolitik der letzten zehn Jahre politisch forcierte Heterogenität in Schulklassen überlastet das System. In vielen Schulen herrschen kulturell bedingte Integrationsprobleme und fehlende Deutschkenntnisse. Darunter leiden lernstarke sowie lernschwache Schüler mit und ohne Migrationshintergrund. Zudem hat der sozioökonomische Status des Elternhauses unverändert einen hohen Einfluss auf den Bildungserfolg von Schülern. Die Schulschließungen der Corona-Jahre haben fatale Lernrückstände erzeugt”, heißt es beispielsweise von Carlo Clemens, Mitglied im Bundesvorstand der Alternative für Deutschland kritrisch. Und in der Tat, da können noch so viele neue Lehrer, Sozialarbeiter und zusätzliche Sprachförderer eingestellt werden, wenn man überhaupt welche findet. Bei solchen Verhältnissen – wie beispielsweise in Ludwigshafen – lässt sich auch mit noch mehr Engagement nicht mehr viel zum Guten ändern.

Was ebenfalls helfen könnte
Nicht nur die Überfremdung ist das Problem. Es ist auch unser bewährtes mehrgliedriges Schulsystem, was zunehmend den gleichmacherischen Tendenzen von Rot-Rot-Grün-Gelb zum Opfer fällt. So fordert nicht nur die AfD klare Verhältnisse durch das bewährte mehrgliedrige Schulsystem mit überschaubaren Klassengrößen, stabilen Leistungsniveaus und starken Förderschulen für Schüler mit besonderen Bedarfen. Gebraucht wird vor allem eine Entlastung von Lehrkräften von nicht-pädagogischen Aufgaben und eine vereinfachte Ausbildung für Grundschullehrer. Die Schule muss primär Lernort sein – kein gesellschaftlicher Reparaturbetrieb. Vor allem: Vonnöten ist eine frühzeitige und ganzheitliche deutsche Sprachförderung, um die Lese- und Sprachkompetenz im vorschulischen Bereich und in der Primarstufe langfristig zu sichern. Lesen und Schreiben müssen in Bildungseinrichtungen systematisch geübt werden. Auf dem Schulhof muss die deutsche Sprache gesprochen werden, zur Not verpflichtend. Ebenfalls könnten Tablets und andere Arbeitsmittel helfen, Stichwort Digitalisierung. Auch dürfen keine Schulnoten verschenkt werden. Aber das ist letztlich alles Kosmetik, alles steht und fällt mit einer gelungenen Integration. Und die ist von Seiten der Fremden nicht besonders ausgeprägt. Aber wird sich etwas ändern? Oder gibt es die nächste Empörung erst wieder, wenn der nächste Iglu-Report veröffentlicht wird?

Beitragsbild / Symbolbild: Evgeny Atamenko / Shutterstock.com

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