Von Jan Ackermeier

Am 9. März 1888 wird Friedrich III. mit dem Tod seines Vaters Wilhelm I. preußischer König und „Deutscher Kaiser“. Seit Jänner 1887 litt Kronprinz Friedrich Wilhelm, ein starker Raucher, zunehmend an Heiserkeit, führte sie jedoch zunächst auf ein anstrengendes Manöver zurück. Spezialisten stellten allerdings ein Karziom fest, welches entfernt werden mußte. Dadurch wurde der Kronprinz stumm. Die kurze Zeit seiner Regentschaft verbrachte er schwerkrank bis auf die letzten zwei Wochen im Schloß Charlottenburg. Volkstümlich wurde ihm der Spruch „Lerne leiden, ohne zu klagen!“ zugeschrieben.

Friedrich III. galt – auch wegen seiner Mitgliedschaft in einer Freimaurerloge bis zu seinem Austritt 1874 – als die „liberale Hoffnung“ Preußens und des „Deutschen Kaiserreiches“ nach 1871, die durch seine späte Thronbesteigung und seinen frühen Tod zunichtegemacht worden sei. Diese Rezeption wird in der Geschichtswissenschaft zunehmend als Legende betrachtet („Kaiser-Friedrich-Legende“). Vielmehr muss davon ausgegangen werden, dass es auch bei längerer Amts- und Lebenszeit Friedrichs zu keiner weitergehenden Liberalisierung des Reiches gekommen wäre. Weder war er ein Anhänger des Parlamentarismus, noch vom liberalen Glauben an den politischen Fortschritt erfüllt. Bereits als Kronprinz hatte er sich als konservativer Konstitutionalist erwiesen, dem nicht an einer Weiterentwicklung der Reichsverfassung – etwa hin zu einem stärkeren Parlament – gelegen war. Friedrich glaubte indes, dass ein Herrscher niemals gegen die Volksmeinung regieren sollte.

Friedrichs wichtigste Entscheidung in seiner kurzen Regentschaft war die Entlassung des konservativen preußischen Innenministers Robert von Puttkamer infolge der Affäre um dessen unbotmäßige Einmischung bei der preußischen Landtagswahl 1885. Er verstarb nach nur 99 Tagen Regentschaft am 15. Juni 1888 und sein Sohn Wilhelm II. wurde „Deutscher Kaiser“ und preußischer König.

Beitragsbild: Friedrich III., Gemälde von Minna Pfüller, 1888.

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