Von Jan Ackermeier
Am 20. Oktober 1740 verstummt in Wien die Hofmusik, weil Kaiser Karl VI. stirbt, wodurch die männliche Linie der Habsburger endet und ein Machtvakuum entsteht, das in vielen Höfen längst erhofft worden war. Obwohl die 1713 erlassene Pragmatische Sanktion die Erbfolge seiner Tochter sichern sollte, beginnt nach dem Tod des Kaisers ein Rückzug von Zusagen, da Bündnisse, die verhandelt worden waren, im Lärm der Gelegenheit brüchig werden. Während Maria Theresia, noch jung und ohne Krone, auf die Rechte ihrer Länder schwört und um Loyalität wirbt, rechnen Nachbarn machtpolitisch neu: weil der bayerische Kurfürst Ansprüche erhebt, Frankreich Gewinne erhofft und Spanien altes Erbe verlangt, geraten Vertragsworte ins Gleiten. Als Friedrich von Preußen die Stunde wittert, die Grenzen zu verschieben, führt ihn der Weg noch im Winter nach Schlesien, womit der Österreichische Erbfolgekrieg beginnt, der Europa für Jahre beschäftigt.
Wien erhält Würde zurück
Während Wien um Hilfe bittet und trotzdem zusammenhält, reitet die neue Landesherrin durch Böhmen und Ungarn, damit Herzen gewonnen, Truppen gesammelt und Kassen gefüllt werden; obwohl nicht alles gelingt und der größte Teil Schlesiens verlorengeht, bleibt ihr Haus im Sattel, weil ihre Entschlossenheit Vertrauen stiftet. 1742 wird zunächst Karl Albrecht von Bayern zum Kaiser gewählt, bevor 1745 Franz Stephan, der Gemahl Maria Theresias als Franz I. den Thron übernimmt, wodurch die Würde nach Wien zurückkehrt. Während Maria Theresia, deren Anspruch auf Stabilität nur mit Reformen zu halten ist, Verwaltung und Heer ordnet, Schulen stärkt und das Steuersystem strafft, damit aus der Krise Ordnung wächst.
Endlich: Der Friede von Aachen
Als der Friede von Aachen 1748 den Waffen Einhalt gebietet, atmet Europa auf, obwohl die Karte nun anders aussieht, weil Preußen mit Schlesien aufsteigt und die Rivalität, die aus diesem Gewinn erwächst, die „deutsche Frage“ des kommenden Jahrhunderts prägt. So zeigt ein Tod, der ein Hofzeremoniell beendet, wie rasch Politik sich wandelt, wenn Lücken entstehen, und wie eine Fürstin, die zunächst um Anerkennung ringen muß, durch Beharrlichkeit, kluge Bündnisse und nüchterne Reformen die Habsburger-Dynastie bewahrt.
Beitragsbild / Symbolbild: Kaiser Karl VI. (1685-1740) im Vliesornat, Gemälde von Johann Gottfried Auerbach, 1730. Urheber unbekannt.
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