Folgende surrealistische Dichtung kann man leicht auf heutige Verhältnisse übertragen:
Der Dichter E.T.A. Hoffmann beschrieb vor 200 Jahren mit seinem Knarrpanti eine Figur, die gut zum Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz Thomas Haldenwang und seinen Verdächtigungen gegenüber der AfD passt.
Hintergrund
Die Erzählung Meister Floh, in der meisterhaft das intrigante und ausgeklügelte Denken des Geheimen Hofrats Knarrpanti beschrieben wird, hat einen realen historisch-politischen Hintergrund:
E.T.A. Hoffmann selbst war 1819 als Kammergerichtsrat in die Untersuchungskommission „zur Ermittlung hochverräterischer Verbindungen und anderer gefährlicher Umtriebe“ berufen worden. Hoffmann sollte die Karlsbader Beschlüsse umsetzen, was bedeutete, Mitglieder der verbotenen Burschenschaften und der Turnerbewegung zu verfolgen.
Redaktioneller Hinweis
Der besseren Lesbarkeit wegen hat die Redaktion altertümliche Begriffe durch neuere Synonyme (in Klammern gesetzt) ergänzt.
Der Geheime Hofrat Knarrpanti
„Der Rat erwiderte, das Gerücht von einer vornehmen Dame, die entführt sein solle, sei als grundlos widerlegt, dagegen vollkommen ermittelt (bewiesen), daß überhaupt niemand entführt worden, es könne daher von Ausmittlung (Fahndung nach) eines Entführers nicht die Rede sein, und werde der Geheime Hofrat Knarrpanti, aller weiteren Nachforschungen erübrigt, wohl keines Beistandes (Unterstützung) bedürfen.
Knarrpanti hörte dies alles mit einem selbstzufriedenen Lächeln an und versicherte, dass es seiner ungemeinen Sagazität (Scharfsinn) bereits gelungen, den Täter zu erforschen. –
Auf die Erinnerung, dass doch eine Tat begangen sein müsse, wenn es einen Täter geben solle, meinte Knarrpanti, dass, sei erst der Verbrecher ausgemittelt (bestimmt), sich das begangene Verbrechen von selbst finde.
Die Stelle in dem Tagebuche, auf welche der weise Geheime Hofrat Knarrpanti den Abgeordneten des Rats aufmerksam machte, lautete: ‚Heute war ich leider mordfaul.‘ – Die Silbe mord war dreimal unterstrichen, und Knarrpanti meinte, ob jemand wohl verbrecherischere Gesinnungen an den Tag legen könne, als wenn er bedauere, heute keinen Mord verübt zu haben!
Das Denken, meinte Knarrpanti, sei an und vor sich selbst schon eine gefährliche Operation (Handlung, Unternehmung) und würde bei gefährlichen Menschen eben desto gefährlicher.“
dr fa, m_
Bild: Wikipedia
Durch diesen Artikel wird mir bewußt, dass ich in nicht minder bedeutsamer Zeit lebe. Ich dachte tatsächlich, früher wären die Leut viel gerissener gewesen. Die Literatur hat mich verführt, dies zu glauben. Da über die heutigen gerissenen Leute ja erst noch Bücher geschrieben werden müssen, damit ich als Leser die Gerissenheit erkennen kann, und ich gar nicht sicher sein kann, ob sich ein Grass, oder ein Wallraff findet, dies erhellend zu beschreiben, oh je. Drum bin ich der FREIBURGER STANDARD sehr dankbar. Denn bemessen ist meine Zeit. In Ewigkeit A.