Charles Eugène Vicomte de Foucauld de Pontbriand, mit dem Ordensnamen Charles de Jésus, im Deutschen auch Bruder Karl von Jesus genannt, wurde am 15. September 1858 in Straßburg geboren und ist am 1. Dezember 1916 in Tamanrasset, Algerien, verstorben. Er war ein französischer Forscher, Offizier im 2e régiment de hussards, Priester, Mönch und Eremit. Er wurde im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg vor seiner Klause von Senussi in Algerien ermordet und am 13. November 2005 von Papst Benedikt XVI. seliggesprochen. Am 15. Mai 2022 fand seine Heiligsprechung in Rom statt.
Wir müssen etwas tun, sonst ruiniert er nicht nur sich selbst, sondern unser ganzes Geschlecht,
äußert sorgenschwer Tante Inès. Das Geschlecht, welches die eigentlich lebenslustige Dame von altem französischem Adel meint, heißt de Foucauld de Pontbriand. Der, dem sie gehörig die Leviten lesen möchte, ist ihr Neffe.
Dieser, der sich weniger aus dem Ansehen seines Familiennamens macht, als vielmehr damit beschäftigt ist, sein Vermögen mit Huren und einem luxuriösen Lebenswandel durchzubringen, wurde nun heiliggesprochen: Charles de Foucauld.
Der Vatikan hatte lange mit sich gerungen. Wäre da nicht die „Geschichte“ mit den Prostituierten von Paris, Bruder Karl von Jesus, wie er sich später nennt,wäre längst in die Schar der offiziellen Heiligen der katholischen Kirche aufgenommen worden.
Die allermeisten Lebensbeschreibungen dieses neuen Heiligen beschönigen die Zeit seines Heranwachsens ungemein. Da taucht zwar schon mal auf, dass er eine „Freundin“ hatte und dass er vor seiner geradezu wundersamen Bekehrung, ein unstetes Leben geführt habe, doch pikante Details bleiben außen vor. Dabei schmälert es nicht den Grad seiner Heiligkeit, wenn auch die dunklen Kapitel aufgezeigt werden. Ganz im Gegenteil!
Über Charles frühes Lotterleben braucht jedenfalls kein Katholik in Schockstarre zu geraten. Für einen so drastischen Sinnes- und Lebenswandel, wie ihn Charles vollzieht, gibt es so einige Vorbilder in der Kirchengeschichte! Es sei nur auf den heiligen Kirchenlehrer Augustinus verwiesen, der mit 16 Jahren ein uneheliches Kind sein Eigen nannte. Heilige fallen nun mal nicht einfach so vom Himmel!
In jungen Jahren
Charles hat es, fern jeder Contenance, so richtig krachen lassen! Der skandalöse Lebenswandel des 23jährigen Charles besteht darin, dass er nur das Vergnügen – auf allen Ebenen – im Kopfe hat. Davon berichten seine Vorgesetzten in der französischen Armee, indem sie schreiben,
Monsieur de Foucauld kennt weder Pflicht noch Gehorsam, hat einen leeren Kopf und denkt an nichts als Vergnügen.
Auf der elitären Offiziers-Schule in Saint-Cyr schreiben bereits seine Kameraden, dass Charles lässig ausgestreckt auf dem Kanapee in einem weißen, tresenverzierten Flanell-Pyjama liegt und dabei feinste Gänseleber-Pastete mit Trüffeln und erlesensten Champagner genießt. Statt eines angehenden Offiziers, betiteln seine Freunde ihn als einen „Lebemann“, der sich sogar zum Exerzierfeld in einer Kutsche fahren lässt. Selbst die Tritte jener Kutsche sind so gebaut worden, dass Charles seine Füße beim Aussteigen nicht zu heben braucht. Da wundert es wenig, dass die Militärärzte ihn mit der Begründung „Fettsucht und Muskelschlaffheit“ zunächst zurückstellten.
Während seine Kameraden den Lernstoff in der Nacht pauken, lässt er sich in die Lusthäuser von Paris kutschieren. Es ist bekannt, dass er sich, als er bereits Kavallerie-Offizier in Saumur ist, einen ganzen Flur in einem Lust-Etablissement mietet. Hierhin lädt er seine Freunde ein und feiert frivole Gelage mit den Huren, die er aus Paris herbeibringen lässt. Das äußerst gefügige Mädchen, mit dem Namen Mimi, hat es ihm besonders angetan. Selbst in der Öffentlichkeit fällt er durch anstößiges Benehmen mit ihr auf, weshalb er auch, neben seinem Ungehorsam, aus dem Militärdienst unehrenhaft entlassen wird. Das meiste seines ererbten Vermögens, nach heutigem Wert mindestens drei MillionenEuro, hat er mit 23 Jahren verprasst.
Besorgte Familie
Vom Familienrat wird seine Cousine, Marie de Bondy, beauftragt, den inzwischen entmündigten Charles zu mehr Sittsamkeit zu führen, damit er in Bälde eine biedere Ehe und ein passables Familienleben vorweisen kann. Einen Mammutaufgabe! Das abenteuerfreudige Temperament des gescheiterten Offiziers, lässt ihn aus seinem bisherigen Leben ausbrechen und nach Nordafrika umsiedeln. Er lernt, vermutlich durch sein Hebräisch-Studium, den Rabbi Mardochi Abi Serur aus Marokko kennen, der seine Vermögen ebenfalls durch Lustmädchen in Paris verloren hat.
In Marokko
Beide sind entschlossen, nach Marokko zu gehen, doch als Christ ist es Charles nicht möglich, dorthin einzureisen – ihm droht die Ermordung. So geben sich beide als Juden aus und passieren die Grenze. Charles nennt sich zum Schutz nun Rabbi Joseph Aleman. Während seiner Studienreise wird er drei Mal lebensbedrohlich überfallen, jedoch jedes Mal von gläubigen Muslimen gerettet. Diese einschneidenden Ereignisse prägen ihn sehr. Wieder in Frankreich veröffentlicht er über seine Marokko-Expedition das Buch „Forschungsreise durch Marokko“. Es wird zum Bestseller und er wird über Frankreich hinaus bekannt. Der Pionier avanciert zum „Wüstenhelden“. Charles erhält von der „Geographischen Gesellschaft“ die Goldmedaille, gerade wegen seiner Kartenzeichnungen des bis dahin weitgehend unbekannten Landes. Er wird als Held gefeiert und seine Familie kann nun stolz auf ihn sein.
Rückkehr
Tante Inès sorgt umgehend wieder für seine Mündigkeit, da er nun ein Aushängeschild der Familie ist. Seine Cousine Marie versucht, nun mit Hilfe von Schriften über das Heiligste Herz Jesu die Seele von Charles auf das Ewige zu lenken. Seine Tante ist da pragmatischer und bringt Charles in ein anregendes Gespräch mit Kaplan Huvelin. Es entwickelt sich eine lebenslange Freundschaft zwischen den beiden. Nach einer Lebensbeichte beim Kaplan ist Charles wie ausgewechselt.
Er stürzt sich aufrecht in das Wagnis Religion. Charles ist kein Mann der halben Sachen. So wird er Mönch in dem strengsten Kloster der katholischen Kirche. Mit 32 Jahren wird er Trappist und erhält den Ordensnamen Bruder Maria-Alberich.
Nach nur wenigen Monaten im Kloster merkt der Abenteurer, dass selbst dieser strenge Orden noch nicht so streng ist, wie er meint, dass ein klösterliches Leben sein sollte. Dennoch bleibt er sieben Jahre im Kloster, bevor es Maria-Alberich als einfacher Knecht zu dem Orden der Klarissen in Nazareth zieht.
In Algerien
In Frankreich wird er 1901 zum Priester geweiht und wandert sodann als Einsiedler nach Algerien, an die Grenze zu Marokko, aus. Dort betreut er französische Soldaten und setzt sich gegen den Sklavenhandel ein. 1905 übersiedelt Charles in die Oase Tamanrasset im Hoggar-Gebirge, im Süden des Landes. Hier nimmt er Kontakt mit den Mitgliedern des Stammes der Tuareg auf, denen er stets freundschaftlich verbunden ist. Charles, der sich nun als Bruder Karl von Jesus bezeichnet, studiert die Sprache der Einheimischen und fertigt ein Übersetzungswerk an.
Als Vorbild
Seine Mission besteht darin, dass Christentum nicht durch markige Worte, sondern vielmehr durch den gelebten Glauben, auch in kleinen Hilfen und in persönlicher Bescheidenheit lebend, zu bezeugen. Er träumt davon, einen Orden zu gründen, doch Zeit seines Lebens bleibt er in seiner Lehmhütte allein.
Durch einen Hinterhalt wird Charles des Foucauld 1916 erschossen. In der Sahara bildete sich erst 1933 die Gemeinschaft der Kleinen Brüder Jesu und ab 1939 auch die Kleinen Schwestern Jesu, die ebenfalls nach den Regeln dieses neuen Heiligen leben.
Von E. Lübbers-Paal
Mit freundlicher Genehmigung der Monatszeitschrift „der 13“.
Bilder: (1) Wikipedia (2) pixabay ArtsyBee Paris Französisch (3) Wikipedia (4) Wikipedia Einsiedelei in Algerien
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