Von Jan Ackermeier
in römischer Herbsttag, Staub über der Via Flaminia, das Tosen einer Armee vor den Toren Roms. Am 28. Oktober 312 entscheidet eine Schlacht über die Zukunft des Westens. Der junge Kaiser Konstantin steht gegen Maxentius, der die Stadt seit Jahren beherrscht. Konstantin kommt aus dem Norden, seine Truppen sind kampferprobt. Maxentius vertraut auf Mauern, Zahl und den Nimbus der Hauptstadt. Beide wollen Legitimität in einer zerrissenen Tetrarchie. Hunger, Steuern und Machtkämpfe haben das Reich ermüdet; ein klares Zeichen der Ordnung fehlt.
Der Moment beginnt mit einem Fehler
Maxentius verläßt die sicheren Mauern und stellt sich am Fluß zur Schlacht. Die Brücke wird zum Nadelöhr. Als die Fronten aufeinandertreffen, kippt das Gefecht. Teile der gegnerischen Aufstellung geraten in Panik; der Rückweg über die provisorischen Übergänge bricht ein. Konstantins Kavallerie drückt nach. Die eng stehenden Reihen vor dem Wasser können nicht ausweichen. Maxentius stürzt in den Tiber und ertrinkt. Mit ihm sinkt die Hoffnung seiner Anhänger.
Ein religiöses Zeichen?
Zeitgenössische und spätere Autoren berichten von einem religiösen Zeichen vor der Schlacht. Nach Lactantius liess Konstantin das Christusmonogramm (Chi-Rho) auf die Schilde malen; Eusebius erzählt von einer Vision Konstantins mit dem Spruch „In hoc signo vinces“ (In diesem Zeichen wirst Du siegen). Ob Traum, Deutung im Rückblick oder bewußte Symbolpolitik – der Sieg wurde mit göttlicher Hilfe verbunden. Konstantin knüpfte daran an: Er förderte christliche Gemeinden, gewährte Rückgaben und Schutz, ohne den traditionellen heidnischen Kult sofort zu verbieten. Die Schlacht wurde damit zu einem Schlüssel, der militärischen Erfolg und religiöse Legitimation verknüpfte.
Konstantin zieht als Sieger in Rom ein, wird vom Senat geehrt und übernimmt die Kontrolle über den Westen. Er löst die Prätorianergarde auf, verteilt Ämter neu und bindet die Eliten an seine Person. Das Machtgefüge ordnet sich um seine Herrschaft. Die Bedeutung heute zeigt sich in drei Punkten. Erstens: Die Schlacht öffnet den Weg zu Konstantins Alleinherrschaft, die Verwaltung und Heer grundlegend prägt. Zweitens: Sie steht am Beginn einer Politik der Duldung gegenüber Christen, die bald im Toleranzedikt von Mailand sichtbar wird; Religionspolitik wird Teil von Reichspolitik. Drittens: Das Bild des Herrschers verändert sich. Konstantin nutzt Bauprogramme, Rechtsetzung und religiöse Zeichen, um Loyalität zu formen – ein Muster, das spätere Epochen aufgreifen.
Beitragsbild / Symbolbild: Die Milvische Brücke im Jahr 2005. Urheber unbekannt.
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