Von Jan Ackermeier
Am 8. September 1522 läuft die Karavelle Victoria in den Hafen von Sevilla ein. An Bord sind nur noch 18 Männer, erschöpft, krank und abgemagert. Doch sie haben Geschichte geschrieben: Sie haben die Erde zum ersten Mal vollständig umrundet. Drei Jahre zuvor war die Expedition mit fünf Schiffen und fast 270 Mann unter dem Kommando von Ferdinand Magellan aufgebrochen. Ziel war es, den westlichen Seeweg zu den Gewürzinseln zu finden. Auf der Fahrt durchsegelten sie Stürme, erlitten Hunger, Kämpfe und Meuterei. Magellan selbst erlebte das Ende nicht – er fiel 1521 auf den Philippinen in einer Schlacht mit Eingeborenen.

Ihr Kapitän am Ende der Reise war Juan Sebastián Elcano. In den Dokumenten aus der Planungsphase der Expedition findet sich kein einziger Hinweis darauf, dass Magellan oder jemand anderes damals eine Umrundung der Erde geplant hätte. Diese kam letztlich nur aus der Not heraus zustande, weil Elcano und seine Mannschaft hofften, ihr abgetakeltes Schiff mit seiner wertvollen Gewürzfracht auf diesem Wege zurück nach Spanien zu bringen – was ihnen schließlich auch gelang. Folglich ernteten zunächst Elcano und seine Mannschaft den Ruhm, als erste Menschen die Erde umfahren zu haben. Da jeder gebildete Zeitgenosse damals bereits wusste, dass die Erde eine Kugel war, sah man in der Fahrt der Victoria weniger einen Beweis für die Kugelgestalt als für die Überlegenheit ihrer eigenen Zeit, in der sie lebten, gegenüber der Antike. Die erste Weltumsegelung war also vor allem eine hervorragende seemännische Leistung und weniger eine geistige Zäsur.Beitragsbild / Symbolbild: Nachbau der Victoria. Fotografiert in Nagoya (Japan). Urheber unbekannt.Abonnieren Sie auch unseren Telegram-Channel unter: https://t.me/Freiburger74Standard
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