Von Jan Ackermeier

Am 14. Jänner 1914 lässt Henry Ford die Produktion des Automobils Ford Modell T auf Fließbandfertigung umstellen, was ein Senken des Verkaufspreises für das Kraftfahrzeug ermöglicht. Das Modell T war das erste Automobil, das auf Fließbändern hergestellt wurde, nicht jedoch das erste in Großserie produzierte Automobil, als das der Oldsmobile Curved Dash gilt. Zwischen 1908 und 1927 wurden in den Vereinigten Staaten 15 Millionen Stück gebaut, und somit war es das meistverkaufte Automobil der Welt, bis es 1972 vom VW Käfer abgelöst wurde. In den 2020er Jahren existiert noch etwa ein Prozent aller gefertigten Exemplare.
In schwarz produziert
Der Verkaufspreis für die sogenannte „Tin Lizzi“  konnte wegen der Umstellung auf Fließbandproduktion von 850 Dollar (etwa 23.780 Dollar oder 23.320  Euro in heutiger Kaufkraft) auf 370 Dollar (etwa 10.350 Dollar oder 10.150 Euro in heutiger Kaufkraft) gesenkt werden. Um die Fertigung zu beschleunigen, wurden zwischen 1915 und 1925 nur schwarze Karosserieteile produziert, da so nur eine Lackierstraße gebraucht wurde und der schwarze Lack günstig und langlebig war. Eingeführt wurde diese Einheitslackierung mit dem Modelljahr 1914; vorher war schwarz nicht als lieferbare Farbe gelistet. Henry Fords berühmter Satz „You can have it in any color as long as it’s black“ („Sie können ihn in jeder Farbe haben, sofern sie schwarz ist.“) findet sich in seinem Buch „Mein Leben und Werk“ im Kapitel „Das Geheimnis der Produktion“.

Auch in Berlin entstand eine Fertigung
In der Weimarer Republik wurde 1925 in Berlin die Ford Motor Company Aktiengesellschaft gegründet, die zum 2. Jänner 1926 von der BEHALA (Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft) eine Getreidehalle am Berliner Westhafen als Montagehalle anmietete. Da komplette Importfahrzeuge höher besteuert wurden als Einzelteile, wurden dort ab dem 1. April 1926 die aus den USA zugelieferten Komponenten von anfangs 30 Arbeitern montiert. Im Jahr 1929 waren bereits 450 Personen in dem Werk am Westhafen beschäftigt. Der Unternehmenssitz wurde 1930 in das neue Werk Köln-Niehl verlegt und die Montage in Berlin am 15. März 1931 beendet.

Hohe Tagesproduktion mit Modell T
Die durch die immer weiter entwickelte Rationalisierung der Fließbandfertigung erreichten Preissenkungen sorgten in den 1920er Jahren trotz der inzwischen im Vergleich zu den Konkurrenzmodellen veralteten Technik und des mangelnden Komforts noch für hohen Absatz des T-Modells. Die Tagesproduktionen erreichten zeitweilig 9000 Stück. Henry Ford hielt lange am Modell T fest. Auch ein für die letzten zwei Produktionsjahre herausgebrachtes äußerlich und in wenigen technischen Teilen erneuertes Modell konnte das starke Nachlassen des Absatzes nicht verhindern. Der dringend erwartete Nachfolger Modell A ging nach umfassendem Umbau des Werkes ab 1927 in die Produktion. Damals schon lagerte Ford Teile der Produktion an Zulieferer aus, um die Kosten weiter zu senken und die Effizienz der Produktion zu erhöhen. Die Zulieferfirmen mußten zudem ihre Teile in Holzkisten anliefern, deren Maße von Ford genau vorgegeben waren. Die Kisten wurden im Werk zerlegt und die Bretter im Fahrzeug verwendet.

Beitragsbild / Symbolbild: 1925 Ford Model T Touring, gebaut in Henry Fords Highland Park Plant in Dearborn, Michigan. Urheber unbekannt.

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