Von Albrecht Künstle

Die Renten in Deutschland sind beschämend gering und betragen seit zwölf Jahren keine 50 Prozent des Bruttoverdienstes vor Steuern mehr. Das Rentenniveau des angeblich reichsten Landes Europas liegt im unteren Mittelfeld. Es wurde von 60 Prozent im Jahr 1977 systematisch heruntergefahren. Aber „schlimmer geht immer“ heißt es: Das Niveau der gesetzlichen Renten soll weiter sinken und durch verschiedene Varianten „kapitalgedeckter“ Renten ersetzt werden. Und zunehmend auch steuerfinanziert statt beitragsfinanziert werden. Der Rentenversicherungsbeitrag wurde von 19,9 auf 18,6 Prozentpunkte abgesenkt, was immerhin 6,5 Prozent entspricht, die der Rentenkasse fehlen. Die Beschäftigten selbst zahlen dadurch zwar 0,65 Prozent – die anteilige Hälfte von 1,3 Prozent – ihrer Löhne und Gehälter weniger an die Rentenversicherung, also noch 9,3 Prozent, sollen dafür aber vier Prozent mehr fürs Riester-Sparen abdrücken. Der Arbeitnehmeranteil für die Altersvorsorge erhöhte sich durch diese Erweiterung um die kaptalgedeckte Riesterrente auf 13,3 Prozent.

Kleine GRV-Renten sind politisch gewollt – Politik ändern!
Doch erhalten deutsche Rentner nicht nur im europäischen Vergleich kleine Renten, sondern auch im Verhältnis zu den Beamten. Rentner haben nach 45 Jahren Arbeit kaum halb so viel Rente wie der Durchschnittsbeamte, den sie finanzieren, muss man aus der Schweizer Presse erfahren. Nicht nur deshalb fordern viele „populistisch“, unsere Beamten in die Gesetzliche Rentenversicherung zu integrieren. Dem stünde zwar grundsätzliches nichts entgegen, aber: Beamte leben länger (über die Gründe kann spekuliert werden), scheiden oft früher aus (insbesondere Lehrerinnen und Lehrer, die mit ihren Schülern nicht mehr fertig werden), genießen einen längeren Bezug der Altersversorgung und kämen der Rentenkasse noch teurer zu stehen. Prompt zur anstehenden Bundestagswahl im Februar erscheint nun „der Retter“ am Firmament – BlackRock-Merz!

Wer spart hier für wen?
„Kinder sollen für die Rente sparen“, titelte die Badische Zeitung (Druckausgabe) am 2. Januar. Friedrich der ganz Große schlägt darin vor, der Staat solle jedem Kind bis zum 18. Lebensjahr monatlich 10 Euro auf ein „Kapitalmarktdepot“ einzahlen. Bei einer jährlichen Rendite von sechs Prozent ergäben sich ohne weitere Einzahlungen mit 67 Jahren 36.000 Euro. Diese wären aber wegen der politisch angestrebten Inflation von mindestens zwei Prozent nicht mehr so viel wert sind. Ich frage mich, hat dieser Mann noch alle Tassen im Schrank? Wir „ziehen unsere Kinder auf“, geben ihnen ein Zuhause mit viel drumherum, finanzieren als Steuerzahler deren Bildung und ergänzen diese kostenlos zu Hause, schaffen alle Voraussetzungen, dass sie einmal Geld verdienen können, vererben ihnen unser Vermögen das wir nicht verbrauchen, und sollen als Steuerzahler auch noch deren Altersversorgung mitfinanzieren? Neben Kindergeld würde ein Altersgeld eingeführt.

Auch ungewollt Kinderlose müssten dann mit ihren Steuern die Ruhekissen der bekannt kinderreichen Familien finanzieren. Der Staat müsste an BlackRock & Co. zehn Euro mal zwölf mal 14,3 Millionen unter 18-Jährigen per anno rund 1,7 Milliarden Euro Steuergeld an die Fonds überweisen. Davon würden rund 100 Millionen Euro jährlich an Provisionen und Verwahrentgelten der Fondsmanager und Fondsgesellschaften abgezockt – die nicht einmal auf den Konten der Begünstigten landen. Für wie blöd halten Friedrich Merz und seine Mannen uns Wähler eigentlich? Will er wirklich Kanzler werden oder Geschäfte für BlackRock (und der Rüstungsindustrie) anbahnen? Gott bewahre uns vor allem…

„Totgesagte leben länger“ gilt auch für die Gesetzliche Rentenversicherung. In jungen Jahren glaubte auch ich nicht daran, dass mir eine Rente sicher sein wird. Als junger Betriebsratsvorsitzender traute ich unserer Unterstützungskasse irrtümlich nicht viel zu. Sie musste jedoch wie viele andere wegen Reichtums (begrenzter Dotierungsrahmen, wenig Sterbefälle) abgespeckt werden. Auch als späterer DGB-Kreisvorsitzender überließ ich die Vertretung in der Selbstverwaltung der DRV anderen Kollegen. Erst als ich mich später als Personalfachkaumann auf Altersversorgung spezialisierte, wurde mir klar: Unsere Rentenversicherung hat sich als robust, leistungs- und zukunftsfähig erwiesen – und wäre all das bis heute, würde sie nicht mit versicherungsfremden Leistungen in Höhe von zig Milliarden Euro überfrachtet. Die Zahl der Beitragszahler nahm zu, nicht ab. Und die Lebenserwartung steigt nicht mehr wie früher, sie stagniert sogar seit 2021. Das Hauptproblem ist, dass die Beitragsdauer immer kürzer wurde, weil das Credo, Bildung, Bildung und nochmals Bildung – und sei es noch der brotloseste, woke Studiengang – den Beginn der Beschäftigungsaufnahme um zehn Jahre verschoben hat.

Es geht auch anders
Ein Beispiel soll zeigen, dass es auch anders geht; Denn einige Hundert Rentenbezieher erhalten über 3.000 Euro Altersrente im Monat, war dieser Tage zu lesen. Ein guter Bekannter erhält 3.645 Euro Monatsrente. Mit dem Zuschuss zur Krankenversicherung stolze 3.942 Euro, ab dem 1. Juli 2025 werden es weit über 4.000 Euro sein (kapitalgedeckte Renten erhöhen sich übrigens nicht wie die der Rentenversicherung). Wie war das möglich? Mit Arbeiten! Er fing mit der Ausbildung im Alter von knapp 15 Jahren an. Nach der dreijährigen Ausbildung folgten ab 1969 bis Ende 2019 starke 50 Jahre Arbeit, die nur zu Beginn von 18 Monaten Wehrdienst unterbrochen wurde. Schon mit 25 Jahren erreichte sein Gehalt den Durchschnittsverdienst aller Versicherten und betrug in den vergangenen Jahren das 1,85-fache des Durchschnitts, also 1,85 Entgeltpunkte je Beschäftigungsjahr. 

Ein geeignetes Beispiel, wenn Leistungsbereitschaft vorliegt
Das Besondere lag aber nicht in der Höhe seines Gehalts; viele verdienen so gut. Sondern an der frühen Aufnahme der sozialversicherungspflichtigen Arbeit. Und dass seine Tätigkeit nicht körperlich schwer war, er deshalb über die Regelaltersgrenze hinaus fit blieb und sich die Rente für jeden weiteren Monat um 0,5 Prozent erhöhte. Es ist nämlich ein verbreiteter Irrtum, es gebe eine feste Altersgrenze. Eine vorgezogene Altersrente schmälert die Rente um 0,3 Prozent je Monat (versicherungsmathematisch müssten es 0,4 Prozent sein), für den Rentenbeginn nach dem Regelalter gibt’s 0,5 Prozent pro Monat mehr. Der heranwachsenden Generation ist zu raten, nicht erst mit 25 Jahren oder noch später berufstätig zu werden, mit einem dann qualifikationsbedingt höheren Gehalt, sondern wie im obigen Fall früher anzufangen und sich im Beruf mit Weiterbildung, oder auch nur durch Erfahrung, hochzuarbeiten.

Keine Sorgen über „Peanuts“
Macher der Öffentlich-rechtlichen Propagandasender müssen sich über solche „Peanuts“ keine Gedanken machen. Für diese werden mit unseren Zwangsgebühren unverschämt hohe Rückstellungen gebildet. Der Barwert für die Pensionsansprüche ist meist so hoch, dass sie für Monatsrenten von 20.000 Euro ausreichen, berichtete der Focus. Diese Damen und Herren leben nicht erst mit ihren Renten in „gesicherter Armut“ vulgo in Saus und Braus und auf unsere Kosten. Für ihre Schwafelrunden erhalten sie bis zu 500.000 Euro im Jahr. Qualität kostet halt, meinte Miosga. Wer weniger als sie verdient, liefert also keine Qualität?

Hinweis: Der Autor veröffentlicht seine Beiträge zuerst auf seiner eigenen Internetseite, die hier zu erreichen ist, und hier!

Beitragsbild / Symbolbild und Bildmitte: chayanuphol; Bild darunter: photocosmos1; Bild unten: AUT / alle Shutterstock.com

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