Ein Veranstaltungsbericht von Dario Herzog
Alternative Medien sind erfolgreich, das kann keiner bestreiten: Tages- und Wochenzeitungen indes haben kontinuierlich mit Auflagenverlusten zu kämpfen, erst in den vergangenen Tagen wurde beispielsweise bekannt, dass die Sächsische Zeitung (SZ) erheblich Federn lassen muss. Nach der geplanten Fusion von SZ und Leipziger Volkszeitung (LVZ) sollen allein in der Redaktion knapp 60 Stellen wegfallen. Alternative Medien dagegen haben zum Teil täglich Abrufzahlen, die höher als die Tagesauflage so mancher Zeitung sind. Was also Branchentreffen bei den Mainstreammediuen sind, sind bei alternativen Medien die sogenannten Vorfeldmessen. Auch sie gleichen einem Branchentreffen, aber mit Beteiligung ihrer Leser, Zuschauer und Zuhörer. Näher am Volk kann man also gar nicht sein. Eine solche Vorfeldmesse fand am vergangenen Samstag auch in Koblenz statt. Erfolgreich?
Mainstreammedien sind verstimmt
Das war dann doch mal ungewöhnlich: Vor einem Privatgelände im Koblenzer Industriegebiet standen sichtlich enttäuschte Vertreter der Mainstreammedien, die nicht zur Vorfeldmesse zugelassen waren. Und obendrein wurden sie von der ebenfalls anwesenden Polizei auch noch nach ihren Personalien befragt, die Presseausweise kontrolliert. Das fand Reporterin Margit Pielen skandalös und faselte in der Koblenzer Rheinzeitung von „Willkommen in Dunkeldeutschland“. Schön, dass so etwas auch mal Vertretern der Einheitspresse passiert. Vielleicht hätten sie nicht im Pulk mit den unvermeidlichen Antifa-Vertretern stehen sollen, die bundesweit umher tingeln und alles ablichten, was rechts der CDU Aktivitäten entwickelt. Die örtliche Antifa war nur kurz da, und das nur mit einem knappen Dutzend „Immer-wieder-die-gleichen“-Demonstranten, die aber kurz danach zur örtlichen LGBT+-Pride-Feier in der Innenstadt von Koblenz wechselten. Feiern ist ihnen eben wichtiger als für die – ihrer Auffassung nach – gerechte Sache einzutreten.
Messe mit zahlreichen Vertretern alternativer Medien
So etwas wie ein „Star“-Gast war Paul Klemm vom Compact-Magazin, der nach der Einleitung von Andreas Lichert (MdL) aus Hessen über das zumindest vorerst gescheiterte Compact-Verfahren berichtete. Augenzwinkernd gab er auch Lustiges und Skuriles im Nachgang der Durchsuchungsorgien preis, was für eine heitere Stimmung sorgte. Und auch insgesamt war das Stimmungsbild der Anwesenden über den gesamten Tag eher locker-fröhlich. Klar, die absurde Politik der Herrschenden kann zwar bedauert werden. Die Chance, sich dagegen zu wehren, den Finger in die Wunde der Etablierten zu legen, war nie einfacher als jetzt. Skandale, Unvermögen und Grenzverletzungen der Herrschenden waren niemals leichter zu kritisieren als heute. Man muss es aber eben mit einer Prise Humor nehmen – und im Verständnis, nicht allein zu handeln, was die Messe eindrücklich bewies. Da sprachen keine Konkurrenten, sondern in ihren jeweiligen Bereichen der Alternativen Medien bekannte Persönlichkeiten, darunter Reinhild Boßdorf von Lukreta, der Blogger Miró, der Autor Der Schattenmacher, der auch schon für den Freiburger Standard schrieb, der Koblenzer Video-Blogger Boris von Morgenstern. Wichtig für die Messebesucher waren vor allem die den Vorträgen anschließenden regen Diskussionen. An Ständen stellten zudem das Freilich-Magazin, Thymos, sowie das Magazin Krautzone und andere aus.
AfD kein Messeveranstalter
Veranstaltet wurde die Messe vom rheinland-pfälzischen Medienpolitiker Joachim Paul. Dem Freiburger Standard, der auch zugegen war, sagte er auf Nachfrage, warum eine solche Messe von Bedeutung sei und warum gerade auch das Compact-Magazin eingeladen wurde, das ja als „gesichert rechtsextrem“ stigmatisiert ist: „Ich bin selbst mehrfacher Compact-Autor, teile zwar nicht jedes Thema, dem sich Compact widmet, erachte seine Existenz aber als notwendige Bereicherung der Meinungsfreiheit. Denn diese muss mit allen Mitteln verteidigt werden. Daher habe ich das Thema „Compact-Verbot“ beispielsweise auch auf die Tagesordnung des Medienausschußes des rheinland-pfälzischen Landtages am 29. August setzen lassen und es natürlich zur Vorfeldmesse eingeladen.“ Die Vorfeldmesse wurde aber nicht von der AfD unterstützt, wenngleich sich unter den Teilnehmern zahlreiche AfD-Politiker befanden, vom Bundestagsabgeordneten bis zu Lokalpolitikern. Die Partei selbst gehörte aber nicht zu den Ausstellern. Die zahlreichen Teilnehmer, der Wiesbadener Kurier schreibt von insgesamt 150 Teilnehmern, besuchten die Messe zwischen 15 Uhr und abends. Erfreulich war der große Zuspruch besonders junger Teilnehmer. Das Fazit: Schleswig-Holstein (wir berichteten) und nun Rheinland-Pfalz haben es vorgemacht. Wo findet die nächste Vorfeldmesse statt?
Das Bild oben zeigt von links: Paul Klemm vom Compact-Magazin, Medienpolitiker Joachim Paul, Reinhild Boßdorf von Lukreta und Blogger Miró / alle Bilder: Privat
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