Von Achim Baumann

In einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist, oder? Das Leitmotiv für zahlreiche Sportler macht bestimmte Personenkreise allerdings wohl verdächtig. Denn wenn es nach dem Verfassungsschutz in Baden-Württemberg geht, haben tatsächliche oder vermeintliche “Rechte” nun auch den Kampfsport entdeckt. Beate Bube, ihres Zeichens Chefin des baden-württembergischen Regierungsschutzes warnt nämlich nun allen Ernstes davor, dass auch Rechte – oder das was sie dafür hält – zunehmend Kampfsport betreiben und so Nachwuchs rekrutieren könnten. Die Blüten des Kampfes gegen Rechts werden immer kurioser, auf allen gesellschaftlichen Feldern wird der totalitarismusgleiche Abwehrkampf gegen alles Patriotische geführt. Nun auch im Sport? Langsam wird es wirklich lächerlich.

Auch Linke betreiben Kampfsport
Als kürzlich in Berlin die RAF-Terroristin Daniela Klette verhaftet wurde, erfuhr man nebenbei, dass die mutmaßliche Gewaltverbrecherin ihren Körper regelmäßig mit Tanz und Kampfsport fit hielt. Der brasilianische Kampfsport Capoeira hatte es ihr angetan, weshalb sie ganz offen an entsprechenden Sport- und sogar Kampfsportkursen teilnahm. Ist Kampfsport also typisch für Linksextremisten? Die Frage hat sich bislang niemand gestellt, denn es ist nicht unbedingt eine Frage der Politik oder Weltanschauung, ob man seinen Körper mit Sport fit hält oder nicht. Über die politischen Einstellungen hinweg, ist Sport und auch Kampfsport weit verbreitet. “Hinter der Begeisterung für Kampfsport steht eine Ideologie, die sich als Abgrenzung von einer angeblich völlig verweichlichten Gesellschaft des sogenannten BRD-Systems beschreiben lässt”, heißt es beispielsweise im jüngst vorgestellten Verfassungsschutzbericht. Nun ja, dass die Deutschen immer dicker werden und damit unsportlicher, ist eine Binsenweisheit, über die auch die Mainstreammedien regelmäßig berichten. Wer sich gegen diesen Trend wehren möchte, könnte – wenn es nach dem VS geht – also vielleicht ein Rechtsextremist sein? Das ist natürlich Unfug! Das gegenseitige Messen, der Kampf, ein sportlicher Antrieb sich vergleichen zu wollen, ist Jahrtausende alt.

Die Vorstellungskraft bierbäuchiger VS-Beamten
Der Verfassungsschutz geht sogar noch weiter und behauptet: “Als Anwerbeort dienen Kampfsportveranstaltungen und gemeinsame Trainings, beispielsweise in Fitnessstudios oder auf privaten und öffentlichen Grünflächen.” Daher habe die politische Rechte “mit all ihren Parteien und Organisationen gezielt darin investiert, eigene Strukturen im Kampfsport aufzubauen”. Soso, das Parteimitglied wird nicht mehr über Parteistrukturen “geködert”, sondern im Fitnessstudio oder auf Grünflächen? So stellen sich das durch Kantinenessen gestählte bierbäuchige VS-Beamte in ihren sonnenkargen Büros wohl vor. Die Realität indes sieht anders aus.

Wer kriegsfähig werden soll, sollte auch körperlich fit sein
Seien wir ehrlich: Wäre der Großteil der jungen deutschen Männer in der Lage, in den Krieg zu ziehen? Nein, weil er auch sportlich nicht dazu in der Lage ist. Der Pazifismus war seit den 68-ern das gesellschaftliche Ziel, nun soll der Deutsche plötzlich aber wieder kriegsbereit werden. Das kann er nur, wenn auch (kampf)-sportlich ein Ruck durch die Gesellschaft geht. Aber der Verfassungsschutz konterkariert das, indem er Kampfsportler unter Generalverdacht stellt. So kritisiert der sportpolitische Sprecher der AfD-Fraktion im baden-württembergischen Landtag Hans-Peter Hörner zurecht die Warnung der Verfassungsschutzpräsidentin Beate Bube vor Rechtsextremen im Kampfsport als absurde Panikmache:

„Klar, dass in einer pazifizierten Gesellschaft, in der die Regenbogenbinde wichtiger ist als der Erfolg, alles nach rechtsextrem duftet, was mit Kampf und Sieg, mit durchsetzen und gewinnen zu tun hat und gar die Natürlichkeit der zwei Geschlechter auslebt. Und dass Bube gewaltbereiten Linksextremen wie der Knochenbrecherin Lina E. oder gar dem islamistischen Mannheimer Messermörder nur eine ‚angebliche‘ Gefahr attestiert, führt sie selbst ad absurdum. Aber Hauptsache, das rechte Gefahrennarrativ wird bedient. Das ist armselig und durchschaubar.“

Mehr muss man zum neuen Steckenpferd des Verfassungsschutzes nicht sagen. Aber so schafft man sich auch neue Kapitel in den immer wieder gleichklingenden VS-Berichten, in denen seit ihrer Existenz die zunehmende rechte Gefahr regelrecht beschwören wird. Was bleibt? Gesund und sportlich leben, ist heute schon irgendwie rechts. Na dann, auf zum Sport!

Beitragsbild / Symbolbild und oben: PeopleImages.com – Yuri A / Shutterstock.com

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