Von Dario Herzog

Es ist halbwegs offiziell und keine geschönte Bilanz: Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis der europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC) mitteilt, mussten im vergangenen Jahr rund 6 Millionen Landsleute frieren. In Deutschland, echt? Gemeint sind natürlich nicht die Empfänger von staatlichen Leistungen, die häufig über einen Migrationshintergrund verfügen. Nein, gemeint sind Niedriglohnverdiener und Sonstige, landläufig Arme genannt. Es gibt also richtige Armut in Deutschland, die Millionen Bürger betrifft.

Kein Geld fürs Heizen
„Für viele Menschen in Deutschland ist ein warmes Zuhause nicht selbstverständlich. Im vergangenen Jahr lebten 5,5 Millionen Menschen in Deutschland in Haushalten, die nach eigener Einschätzung ihr Haus oder ihre Wohnung aus finanziellen Gründen nicht angemessen warmhalten konnten“, heißt es beim Statistischen Bundesamt recht kühl und rein statistisch. Betroffen sind damit rund 6,6 Prozent der Bevölkerung. Der Anteil hat sich gegenüber dem Jahr 2021 verdoppelt. Innerhalb eines Jahres hat sich die Quote also von 3,3 Prozent auf 6,6 Prozent bewegt. Das ist sehr viel. Als Grund für den Anstieg werden vor allem die höheren Energiepreise im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg vermutet.

Wer ist konkret betroffen?
Besonders häufig waren Menschen in Alleinerziehenden-Haushalten betroffen, so das Statistische Bundesamt: Rund 14,1 Prozent von ihnen gaben an, ihre Wohnung aus Geldmangel nicht angemessen heizen zu können. Auch Personen in Haushalten aus zwei Erwachsenen und mindestens drei Kindern (9,7  Prozent) sowie Alleinlebende (7,3 Prozent) waren überdurchschnittlich häufig betroffen.

Kritik von der AfD
„Es ist bitter, in welch unnötige Misere unsere Bürger manövriert worden sind. Millionen Deutsche müssen frieren, weil die Regierung günstiges russisches Erdgas boykottiert. Lieber kauft sie teures amerikanisches Fracking-Gas, das um den halben Erdball transportiert werden muss“, kritisiert beispielsweise Jörg Urban, AfD-Fraktionsvorsitzender Sachsen das bitterkalte Ergebnis des Statistischen Bundesamtes und trifft des Pudels Kern, denn es beziehen immerhin mehrere EU-Staaten wie Österreich, Italien, Slowakei und Ungarn weiterhin russisches Pipeline-Gas. Sogar Deutschland verbrennt weiter russisches Gas: Nur jetzt eben als verflüssigtes LNG per Tanker geliefert und damit viel teurer. Kein Wunder, dass die Kritik sich gegen die Herrschenden richtet: „Zusätzlich wird mit dieser unsinnigen Sanktionspolitik die deutsche Industrie und damit unser Wohlstand ruiniert. Unzählige Unternehmen verlagern gerade ihre Produktion aufgrund der hohen Energiepreise ins Ausland“, ergänzt Urban abschließend.

Und im restlichen Europa?
Der Anteil stieg auch EU-weit gegenüber 2021 an, wie das Statistische Bundesamt ebenfalls ermittelt hat. Damals hatte die Quote EU-weit bei 6,9 Prozent gelegen. Am häufigsten gaben 2022 Menschen in Bulgarien an, ihren Wohnraum nicht angemessen heizen zu können: Dort war gut jeder Fünfte (22,5 Prozent) betroffen. Es folgten Zypern (19,2 Prozent) und Griechenland (18,7 Prozent). Am niedrigsten war der Anteil in Finnland (1,4 Prozent) sowie in Luxemburg (2,1 Prozent) und Slowenien (2,6 Prozent). Mit anderen Worten: Die Armut in der EU grassiert – genau wegen der EU!

Quelle, auch der Graphik: Statistisches Bundesamt

Beitragsbild / Symbolbild: Kishivan / Shutterstock.com

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