Von Jan Ackermeier
Am 3. Oktober 1866 annektiert Preußen gemäß der Vereinbarungen im Prager Frieden das im Deutschen Krieg besetzte Königreich Hannover. Das Kurfürstentum Hannover wurde auf dem Wiener Kongreß als Königreich wiederhergestellt und vergrößert. Nach dem Tod des englisch-hannoverschen Monarchen Wilhelm IV., 1837, kam Königin Victoria auf den englischen Thron und Ernst August auf den hannoverschen. Im Deutschen Bund hatte das Königreich Hannover eine bedeutende Stellung als Mittelstaat und konnte bis 1851 einen Beitritt zum Zollverein abwenden.
Durchmarsch und Ultimatum
Im Frühjahr 1866 blieb Hannover neutral. Der König war sich sicher, dass Hannover einen Krieg gegen Preußen nur verlieren könne. Noch am 13. Juni erlaubte es einen Durchmarsch preußischer Truppen. Am 15. Juni stellte Preußen ein Ultimatum für ein Bündnis, das von Hannover abgelehnt wurde: Der König wollte seine Souveränität in vollem Umfang erhalten und keine Bundesreform. Daher wählte er die österreichische Seite und damit den Status quo in Deutschland. Die Hannoversche Armee mußte allerdings am 29. Juni kapitulieren, als die Hauptstadt Hannover bereits von Preußen besetzt war.
Der exilierte Georg V. weigerte sich bis zum Schluss, seine Ansprüche auf das Königreich Hannover aufzugeben und die Annexion anzuerkennen. Er appellierte vergeblich an die europäischen Großmächte und gab im Pariser Exil die Zeitschrift „Situation“ heraus, die täglich in heftigsten Ausdrücken die neue Ordnung der Dinge in Deutschland angriff und den Haß Frankreichs gegen ein preußischer werdendes Deutschland schürte. 1867 ließ er sogar eine Privatarmee aus hannoverschen Flüchtlingen aufstellen, um im Falle eines deutsch-französischen Krieges an der Seite Frankreichs sein Reich zurückzuerobern (Welfenlegion).
Am 29. September 1867 schloss er mit Preußen dennoch einen Vertrag. Zwar verzichtete er nicht auf den Thron, doch er übertrug 19 Millionen Taler, die er nach Großbritannien geschafft hatte. Dafür erhielt Georg die Domäne Calenberg, das Schloß Herrenhausen in Hannover und eine jährliche Rente. Georg wollte aber weiterhin das Königreich Hannover wiederherstellen; Preußen beschlagnahmte 1868 daher Gelder, die in den sogenannten „Welfenfonds“ flossen.
Beitragsbild: König Georg V. von Hannover (Gemälde von 1861).
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