Von Peter Umstetter

Da die Kapazitäten für Flüchtlinge im Landkreis Lörrach erschöpft sind, wurde am Mittwoch, 20. September, in Steinen im Wiesental spontan eine Zeltstadt aufgebaut. THW und Feuerwehr waren unter der Federführung des Landkreises bis spät in die Nacht im Großeinsatz.

Wohin mit den Kindern und Jugendlichen?
Wegen der drastisch steigenden Zahlen an unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten in den vergangenen Wochen begann der Landkreis Lörrach nun kurzfristig mit dem Aufbau von Zelten auf dem Parkplatz des Freibads in Steinen. „Um das schöne Wetter noch auszunutzen“, wie Gunter Braun, Bürgermeister der Stadt Steinen berichtet, wurde beschlossen, das große Übernachtungszelt noch in der Nacht komplett aufzubauen. Das gesetzte Ziel, bis spätestens drei Uhr das große Zelt aufgebaut zu haben, konnte sogar zwei Stunden vorher erreicht werden. Bis zum Wochenende soll die provisorische Unterkunft fertig eingerichtet sein. Die Zelthallen werden beheizt und bieten Platz für maximal 100 Menschen. Die Kinder und Jugendlichen werden vor Ort versorgt und durch geschultes Fachpersonal betreut. Wie üblich wird rund um die Uhr ebenfalls ein Sicherheitsdienst in der Unterkunft sein. Geplant ist, die Unterkunft nur übergangsweise höchstens bis Ende des Jahres zu nutzen, bis andere Unterbringungsmöglichkeiten gefunden werden. Ob tatsächlich Flüchtlinge in Steinen ankommen, wird man erst sehen, wenn sie dann da sind, da diese sich nicht anmelden.

Die O-Töne
„Wir sind der Gemeinde Steinen und Bürgermeister Gunther Braun sehr dankbar, dass er uns in dieser akuten Notlage unterstützt“, so die zuständige Sozialdezernentin des Landkreises Elke Zimmermann-Fiscella. „Die Zugangszahlen von unbegleiteten Minderjährigen sind wegen der Grenznähe im landesweiten Vergleich in unserem Landkreis sehr hoch. Mit unseren bisherigen Kapazitäten kommen wir daher mittlerweile immer wieder kurzfristig an unsere Aufnahmegrenzen. Mit dieser schnell umzusetzenden Zeltlösung sind wir auf den Notfall vorbereitet, wenn die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten weiter ansteigt, wovon wir derzeit ausgehen müssen“. Wie der Landkreis Lörrach in einer Pressmitteilung mitteilt, hat der Landkreis seine Kapazitäten in der für die vorläufige Inobhutnahme von unbegleiteten geflüchteten Kindern und Jugendlichen in den vergangenen Monaten weiter ausgebaut. Bisher stehen mit einem Hotel und einer Wohnung in Lörrach sowie zwei Hallen in Schönau und in Rheinfelden insgesamt rund 180 Plätze zur Verfügung, die bereits stark ausgelastet sind.

Hintergrundinformationen zum Ablauf der vorläufigen Inobhutnahme
Die unbegleiteten geflüchteten Kinder und Jugendlichen (unbegleitete minderjährige Ausländer, UMA) werden in der Regel von der Bundespolizei nach dem Grenzübertritt aufgegriffen und dem Landkreis Lörrach als zuständigem Träger der öffentlichen Jugendhilfe überstellt. Der Landkreis muss die minderjährigen Menschen vorläufig in Obhut nehmen und in einer Unterkunft zur Vorläufigen Inobhutnahme (VION) unterbringen sowie entsprechend betreuen und versorgen. Nach einer Erstuntersuchung und einem Erstgespräch, in dem die Angabe der Minderjährigkeit überprüft wird, werden sie in der Regel innerhalb von vier Wochen an das Landesjugendamt zur weiteren Verteilung in Baden-Württemberg oder auch darüber hinaus angemeldet. Stellt sich heraus, dass eine Volljährigkeit vorliegt, erfolgt die Weiterleitung an die Landeserstaufnahmestelle für Asylsuchende in Karlsruhe.

Eine Videoreportage mit Interview von Bürgermeister Gunther Braun findet sich hier.

Beitragsbild / Symbolbild und alle anderen Bilder: Peter Umstetter

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