Von Jan Ackermeier

Am 1. August 1926 begann der sogenannte „Cristero“-Bürgerkrieg (spanisch auch „Guerra Cristera“) in Mexiko. Die „Cristeros“ waren eine Armee katholischer Rebellen in diesem Bürgerkrieg, der von 1926 bis 1929 in Mexiko zwischen der Regierung von Präsident Plutarco Elias Calles und Bauernmilizen, die der katholischen Kirche nahestanden, ausgetragen wurde. Die Stabilisierung Mexikos nach einem Jahrzehnt der Bürgerkriege ermöglichte es Präsident Plutarco Elías Calles, der sich als Revolutionär dezidiert als „antiklerikal“ bezeichnete, seine Macht auszubauen. Infolge der Umsetzung der antiklerikalen Bestimmungen der Verfassung von 1917 und der Gründung einer von Rom unabhängigen mexikanischen Staatskirche im Februar 1925, entstand ein neuer Konfliktherd, der sich 1926 zu einer umfassenden Aufstandsbewegung gegen das Calles-Regime ausweitete. Im Zuge der Gründung einer mexikanischen Staatskirche brach der Vatikan die diplomatischen Beziehungen zu Mexiko im Sommer 1925 ab.

Von vielen getragen
Diese Aufstandsbewegung, die so genannte „Cristiada“, erfaßte vor allem das zentrale und westliche Hochland Mexikos bzeziehungsweise die Bundesstaaten Colima, Jalisco, Michoacán sowie die Bajío-Region der Bundesstaaten Guanajuato und Zacatecas und den Süden Coahuilas, wo der Katholizismus besonders stark in der meist bäuerlichen Bevölkerung verankert war. Hier war die katholische Kirche für die Bevölkerung ein unverzichtbarer Bestandteil des Alltagslebens, sie bot den Menschen spirituelle Zuflucht, moralische Anleitung und politische Ausrichtung. Die Menschen dieser Gebiete waren daher bereit, ihre Kirche gegen die Angriffe des gottlosen Staates und seiner Funktionäre zu schützen. Der lokale Klerus wiederum bestärkte sie nicht nur in diesen Bestrebungen, sondern gewährte zumeist auch tatkräftige Unterstützung aller Art und stellte mancherorts sogar die Anführer der so immer mehr um sich greifenden Revolte gegen den Zentralstaat.Beide Seiten brutal

Im Cristero-Aufstand wurde mit äußerster Brutalität vorgegangen, von der seitens der Regierungstruppen auch Frauen und Kinder nicht ausgenommen wurden. Folterungen und Vergewaltigungen, summarische Exekutionen von echten und vermeintlichen Cristeros und ihren Unterstützern und Sympathisanten, Verbrannte Erde-Taktiken und die Deportation der Bevölkerung einzelner Regionen waren von Seiten der Regierung häufig eingesetzte Repressalien.

Vereinbarungen, die gebrochen wurden
Der Übergangspräsident Emilio Portes Gil leitete nach dem Ende der Amtszeit Calles 1929 Verhandlungen mit der Katholischen Kirche, mit dem US-amerikanischen Botschafter Dwight Morrow als Vermittler, ein. So kam es zu der als „arreglos“ bezeichneten Vereinbarung eines Modus Vivendi, der eine Verbesserung der Lage für die Katholische Kirche vorsah. Im Wesentlichen verzichtete der Staat auf die Anwendung der Gesetze von 1917 und die Kirche sollte sich in der Einforderung ihrer Rechte zurückhalten. Es gab allerdings grobe Verletzungen dieser Vereinbarung. Etwa 5.000 Cristeros, die den Krieg entgegen der Weisung der Bischöfe fortsetzten, wurden trotz der laut Abkommen geltenden Amnestie ermordet.

Doch noch eine neue Basis von Vertrauen
Erst mit der Präsidentschaft von General Lázaro Cárdenas del Río in den 1930er Jahren bahnte sich eine anhaltende Besserung im Verhältnis zwischen Kirche und Staat an. Innerhalb der mexikanischen Kirche kam es jedoch zu Spannungen zwischen den Vertretern der Hierarchie und ehemaligen Cristeros, die sich durch die Interventionen der Bischöfe und des Vatikans verraten fühlten. Ein Teil der Cristeros organisierte sich ab 1937 in der Unión Nacional Sinarquista.

Filmtipp
Dieser Modus Vivendi hielt bis 1992 an. In diesem Jahr wurden die Beziehung zwischen Katholischer Kirche und Staat durch eine umfassende Verfassungsreform neu geregelt. Daraufhin nahmen der Vatikan und Mexiko erstmals seit 1925 wieder diplomatische Beziehungen auf. Der Kinofilm “Gottes General – Schlacht um die Freiheit” (2012) beschäftigt sich mit dem Cristeros-Bürgerkrieg (ACHTUNG Filmtipp!).

Beitragsbild: Eine Gruppe Cristeros im Jahr 1928. Urheber unbekannt.

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