Von Jan Ackermeier

Am 25. Juli 1792 wird das Manifest des Herzogs von Braunschweig veröffentlicht, das die Pariser Bevölkerung mit der Zerstörung ihrer Stadt bedroht, falls sie der französischen königlichen Familie ein Leid zufügt. Der Oberbefehlshaber der preußischen Truppen, der Feldmarschall und Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Karl Wilhelm Ferdinand von Braunschweig-Wolfenbüttel, wollte mit einer Mischung aus Zugeständnissen und Drohungen die Franzosen bewegen, sich wieder ihrem König zu unterwerfen. Insbesondere kündigte es im Falle von Gewalt gegen die Königsfamilie und den königlichen Tuilerienpalast blutige Vergeltung samt der Zerstörung von Paris an. Das Manifest erreichte jedoch das Gegenteil des Gewünschten, radikalisierte die Franzosen und löste den Tuileriensturm am 10. August 1792 aus.

Ein Manifest mit fataler Deutung
Der Entwurf stammte von dem französischen Grafen Jérôme-Joseph Geoffroy de Limon, der vor der Französischen Revolution nach Koblenz geflohen war und insgeheim in Kontakt mit der Königsfamilie stand. Obwohl der Herzog von Braunschweig den Text als zu scharf empfand, ließ er dennoch zu, daß er in seinem Namen verbreitet wurde. Das Manifest wurde von der aufgebrachten französischen Bevölkerung als Beweis genommen, dass der König mit den Alliierten kollaboriere, und erreichte somit das genaue Gegenteil der beabsichtigten Wirkung. Am 10. August 1792 stürmten Pariser Sansculottes und andere Aufständische aus den französischen Provinzen im Namen der Commune de Paris erneut das Palais des Tuileries. Das Gefecht mit den als Wache eingesetzten Schweizergarden forderte an die 1.000 Tote. Die Aufständischen siegten und brachten die königliche Familie als Gefangene in den Temple, eine ehemalige Festung des Templerordens, wo sie streng bewacht wurde.

Beitragsbild: La prise des Tuileries, Gemälde von Jean Duplessis-Bertaux, 1793. Urheber unbekannt.

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