Von Achim Baumann

Als unsere rührige und trampolinerprobte Außenministerin im vergangenen Jahr sinngemäß feststellte, dass sie und Ihresgleichen niemals die Annektion von Ländern akzeptieren werden wird, ließ das aufhorchen. Ging es etwa um Schlesien? Ging es etwa um Königsberg? Ging es etwa um Pommern? Nein, natürlich nicht! Ihr selektives außenpolitisches Verständnis, sie nennt es vollmundig “feministische Außenpolitik”, richtete den Blick ausschließlich Richtung Ukraine und Krim. Man werde nicht akzeptieren, dass Rußland die Krim annektiert habe und andere Landesteile der Ukraine dauerhaft besetzen wolle. Wenn Frau Baerbock nicht Heuchelei vorgeworfen werden will, müsste sie das aber grundsätzlich so sehen – insbesondere auch für Deutschland, immerhin ist sie deutsche Außenministerin.

Polen fordert 1,3 Billionen Euro von Deutschland
Aber als Polen diese Woche 1,3 Billionen Euro Reperationsforderungen gegenüber Deutschland erhob, blieb es um Baerbock recht still. Die Berliner Zeitung schrieb: “Annalena Baerbock zeigt keine Bereitschaft zum Gespräch”. Warum? Das wäre doch der Moment gewesen, eine Gegenrechnung aufzumachen, die Annektion von einem erheblichen Teil Deutschlands zu thematisieren. Allein die Kosten für eine Entschädigung der rund vier Millionen vertrieben Schlesier und ihrer Nachfahren dürfte die 1,3 Billionen Euro locker schlagen. Und man könnte völkerrechtlich widerrechtlich annektiertes Gebiet zurückerhalten oder zumindest eine erhebliche Summe an Wiedergutmachung. Aber natürlich kam nichts von Baerbock und Co. Das Narrativ, Deutschland sei selbst Schuld an der Vertreibung und man habe zurecht Landesteile verloren, gehört zur DNA der Grünen, Roten, Gelben und auch Schwarzen in der deutschen Politik.

Gestern vor 100 Jahren
Genau vor 100 Jahren war das Stimmungsbild in Deutschland aber ganz anders. Da ging es um die völkerrechtlich unzulässige Besetzung und Ausbeutung des Ruhrgebiets durch die Franzosen im Nachgang des Ersten Weltkrieges und den Widerstand dagegen. Ein Name wurde bereits damals und lange Jahre später über alle politischen Grenzen hinweg zum personfizierten Symbol und letztlich Mythos des  Kampfes gegen die Besetzung: Albert Leo Schlageter. Am 26. Mai 1923 wurde der erfahrene Freikorpskämpfer, Verbindungsstudent, Student der Theologie, Weltkriegsoffizier, der Träger des Eisernen Kreuzes erster und zweiter Klasse, und der Widerstandskämpfer gegen die Ruhrbesetzung von der französischen Besatzungsarmee erschossen. Damals konnte man noch von einer Politikerkaste sprechen, die zumindest in diesem Fall Rückgrat zeigte: Über sämtliche Parteien hinweg gab es Protestnoten gegen die geplante Hinrichtung. Selbst der Vatikan und ausländische Regierungen appellierten an die Besatzer, Schlageter nicht hinzurichten. Die Franzosen blieben hart, Albert Leo Schlageter wurde nach einem regelrechten Schauprozeß am Morgen des 26. Mai, angebunden an einen Holzpfahl, von den französischen Schergen, einem Hinrichtungskommando, in Düsseldorf-Derendorf (damals Golzheimer Heide) erschossen. Um sicher zu gehen, schoß ein Offizier Schlageter nochmals mit einer Pistole in den Kopf. Nach der Freigabe des Leichnams wurde dieser prozessionsgleich, der Sarg wurde mit einer schwarz-weiss-roten Fahne geschmückt, von Düsseldorf über Elberfeld in seine Heimat Schönau (Odenwald) gebracht. An Straßenrändern, an der Zugstrecke, an den Bahnhöfen standen Tausende, mit dem Zeigen der Reichskriegsfahne wurde stiller Protest gegen den Mord sichtbar. Ein Märtyrer wurde geboren.

Spionage und Sabotage?
Vorgeworfen wurde Schlageter, dass er Sabotage betrieben habe, er ein Spion sei. Ob das stimmt, oder ob an seiner Person einfach ein Exempel statuiert werden sollte, ist ein Thema, dem sich die Wissenschaft widmen könnte, wäre sie mehrheitlich nicht so deutschfeindlich. Schlageter war aber sicherlich ein engagierter Widerstandskämpfer, der den Namen auch verdient, und aktiv gegen die Besatzung eingetreten ist. Auch seine Entschlossenheit, dem Tod in die Augen zu sehen, nicht zu betteln, sein Handeln nicht in Frage zu stellen, machte ihn zum Märtyrer. In seinem Abschiedsbrief machte er sich keine Sorgen um sich, sondern um das Wohl seiner Angehörigen. Gottgläubig durfte er vor seiner Hinrichtung beichten und nochmals die Kommunion empfangen. Die folgenden Worte fand man nach der Hinrichtung auf einem Zettel in der Tasche des Exekutierten:

“Sei was Du willst, aber was Du bist, habe den Mut ganz zu sein”

Heutiges Gedenken skandalös
Wer über Albert Leo Schlageter mehr wissen möchte, dem seien vorurteilfreie Werke über den Widerstandskämpfer empfohlen, wie beispielsweise das von Wolfgang Mallebrein (“Albert Leo Schlageter – Ein deutscher Freiheitsheld”). Denn in den Mainstreammedien erfuhr man zur 100. Wiederkehr des feigen Mordes kaum etwas. Ach, doch: Während die Junge Freiheit noch titelte “Schlageter-Hinrichtung: Überparteiliche Empörung“, hieß es bei der Badischen Zeitung politisch korrekt: “Der Nazi-Kult um Albert Leo Schlageter soll Vergangenheit bleiben“. Dass auch der Nationalsozialismus Schlegeter als Märtyrer feierte, ist ein Grund für den polit-medialen Komplex nicht an diesen großen Deutschen zu erinnern – obwohl die Ruhrbesetzung durch Frankreich immerhin zehn lange Jahre vor der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten stattfand. Aber egal, alles Nazis, gleichauf mit Bismarck, Hindenburg und nun Schlageter.

Peinlich, oberpeinlich, Baerbock und Co.
So ist es kein Wunder, dass das offizielle (derzeitige) Deutschland nicht an Albert Leo Schlagter erinnern möchte. Noch nicht einmal, um die eigene Bevölkerung darauf einzustimmen, dass vielleicht in naher Zukunft Widerstand gegen eine Besatzungsmacht angebracht sein könnte. Aber wer von dieser woken, diversen Polit-“Community” der Altparteien wäre noch bereit, die Waffe in die Hand zu nehmen und überhaupt in den Krieg zu ziehen oder Widerstand, wie aktuell die ukrainische Bevölkerung, zu leisten? So kann man die Frage aus der Überschrift gewiss ganz einfach beantworten: Frau Baerbock hat nichts, aber auch gar nichts mit so einem Kämpferherz, wie es Schlageter war, gemein! Und es bleibt an den nationalen Deutschen, Albert Leo Schlageter zu gedenken und an seinen Wagemut, seine unerschrockene Haltung und sein Opfermut zu erinnern!

Beitragsbild / Symbolbild: Ein verwildertes Albert-Leo-Schlageter-Denkmal irgendwo in der Region Ostwestfalen-Lippe. Elly Miller / Shutterstock.com

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