Von Dario Herzog

Wird weniger gelesen? Oder hat der Bürger das Geld nicht mehr so locker sitzen und verzichtet auf unnötige Ausgaben, beispielsweise das Lesen von Wochenzeitungen und Monatsmagazinen? Oder wendet sich der Bürger von Mainstreammedien ab, weil irgendwie ohnehin überall das Gleiche zu lesen ist? Vermutlich stimmt alles ein wenig. Dazu kommt noch, dass sich die Lesegewohnheiten verändern. Kurze Blogbeiträge, Artikel zu politischen Teilaspekten im Facebook- und Twitter-Zeitalter sind für junge Menschen oftmals die einzige „Bildungsquelle“, der Rückgang an verkauften Sachbüchern ist immens. Ein bekannter Verleger aus dem nationalkonservativen Spektrum erklärte vor einiger Zeit einmal: „Hatten die Bücher früher Auflagen von 500 bis 1000 Exemplare, sind es heute nur noch 200 bis 300. Nur militärhistorische Themen, wie beispielsweise „Waffen-SS“, laufen noch wie geschmiert.“ Will sich also keiner mehr über mehrere Seiten lang mit aktuellen politischen Themen auseinandersetzen? Doch, die Älteren von uns schon. Aber auch der demographische Faktor ist entscheidend für den Rückgang von Zeitungen und Magazinen, die Älteren sterben nun einmal weg – und die sind es, die Abonnements zeichneten.

Was ist die IVW?
Die Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e.V., kurz IVW, prüft regelmäßig die Verkaufszahlen der großen Mainstreammedien der Republik. Für das erste Quartal des Jahres 2023 vermeldete sie: „Insgesamt waren der Auflagenkontrolle 323 Tages- und 17 Wochenzeitungen, 547 Publikumszeitschriften und 831 Fachtitel, 13 Supplements, 38 Kundenzeitschriften, 16 Handbücher und 2 Telekommunikationsverzeichnisse unterstellt.“ Natürlich fallen darunter keine alternative Medien, lediglich die mittlerweile zum Mainstream zu rechnende Berliner Wochenzeitung „Junge Freiheit“ wird mitgezählt.

IVW meldet erneut dramatische Rückgänge
Und die Zahlen für die Monate Januar bis März zeigen in eine Richtung: steil nach unten! Die BILD-Zeitung verlor in einem Jahr 119.114 Leser, das ist ein Rückgang von 12,6 Prozent (noch 823.273 Leser). Dennoch ist sie Deutschlands meistgelesene Zeitung. Die zweitplatzierte Zeitung, die Süddeutsche Zeitung verlor immerhin 7,5 Prozent Auflage, was 19.903 Lesern entspricht (bei noch 245.146 Lesern). Selbst die FAZ büßte 7,1 Prozent Auflage ein, was konkret 12.192 Leser heißt (bei noch 159.818 Lesern). Und die linksradikale TAZ hat wenigstens 6,6 Prozent ihrer überaus treuen Leser verloren (2.541 in absoluten Zahlen) und hat noch eine Auflage von 35.961 Exemplaren. Spitzenreiter in Prozentzahlen ist die WELT, in der man während der Corona-Pandemie noch regelmäßig kritische Beiträge lesen konnte. Sie kämpft mit einem Rückgang von 13,8 Prozent und verliert somit 5.756 Leser, verfügt noch über eine Auflage von 35.878 Exemplaren.

Auch Wochenzeitungen müssen Federn lassen
Bei den Wochenzeitungen sieht es nicht viel anders aus: Die BILD am Sonntag verlor 14,8 Prozent der Leser (87.024 in absoluten Zahlen) und kommt noch auf knapp 501.395 Leser. Die WELT am Sonntag verlor sogar 17,3 Prozent (39.414 Leser) und kommt nur noch auf 189.028 Leser. Aber wie sieht es bei den kleineren Wochenzeitungen aus? Die Katholische SonntagsZeitung für Deutschland verlor 8,8 Prozent, also 2.151 Leser und bleibt bei einer Auflage von 21.218 Exemplaren. Der linkslastige Der Freitag konnte sich dagegen um 1,1 Prozent steigern, was 224 neue Leser heißt (bei einer Auflage von 21.218). Deutlich darunter liegt die Junge Freiheit mit einer Auflage von nur noch 20.648 Exemplaren. Sie verlor erneut und zwar 4,8 Prozent, das sind in konkreten Zahlen 1.035 Leser.

Ist die Zeit der Jungen Freiheit vorbei?
Wer hätte das gedacht? Die Junge Freiheit (JF) liegt nur noch knapp über 20.000 Exemplare. Sterben die alten Abonnenten tatsächlich weg? Oder liegt es am Kurs von Chefredakteur Dieter Stein, der regelmäßig auf das falsche politische Pferd setzt, wie in seiner aktuellen, aber auch früheren Leserschaft gerne geunkt wird? Derzeit pumpt die Berliner Wochenzeitung mehrere 100.000 Euro in eine PR-Kampagne, um neue Leser zu generieren. Ob das gelingt, steht in den Sternen, die Verwässerung der einstmals konservativ-revolutionär aufgebrochenen ehemaligen Schülerzeitung schreckt zahlreiche Leser aus dem nationalkonservativen Lager mittlerweile ab. Und in der rechten Mitte tummeln sich viele andere, deren Nibelungentreue nicht sonderlich ausgeprägt ist und die noch zusätzlich FAZ, WELT etc. lesen. Was die wohl kündigen, wenn der Gürtel enger geschnallt werden muss? Zudem haben andere Zeitungen und Magazine Steins Deutungshoheit längst abgelöst, so gibt es Compact, Krautzone, Freilich, Zuerst, Sezession, Preußische Allgemeine, Tumult und noch viele andere, die es zulassen, unterschiedliche „rechte“ Sichten zu entwickeln und nicht dem folgen müssen, was der JF-Chefredakteur für richtig hält. „Ich unterstütze zahlreiche alternative Medien, aber nicht mehr die JF“, ätzt ein AfD-Landtagsabgeordneter, der sich über penetrante Werber von der JF auslässt, die aktuell AfD-Abgeordnete für Abonnements gewinnen wollen.

Die Zukunft der alternativen Medien
Zeitungen und Magazine etc. wird es auch in Zukunft geben, keine Frage! Aber auch völlig neue Formate werden sich etablieren. Die Comics von Hydra oder das völlig neuartige Angebot von Blitzwissen.de sind weitere Meilensteine im Kampf um die politische Aufklärung und Deutungshoheit. Man mag die Nase über diese neuartigen Konzepte rümpfen, aber sie erreichen ihre Leser, und die nehmen zahlenmäßig zu. Die Junge Freiheit und andere Zeitungen indes werden sich mit fallenden Auflagen arrangieren müssen – ob sie wollen oder nicht!

Die IVW-Auflagenzahlen für das aktuelle Quartal sind hier online einsehbar. Ein zusammengefasster Bericht mit weiteren Zahlen findet sich im Medienportal Meedia hier.

Beitragsbild / Symbolbild: Hadrian / Shutterstock.com

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