Es war einmal… – so beginnen Märchen. Dieser Beitrag soll allerdings kein spannendes Märchen werden, wenngleich die Geschichte, die erzählt wird, einen nicht weniger interessanten Spannungsbogen enthält. Es geht um die deutschen Tafeln, die kostenlos oder kostengünstig den Ärmsten der Gesellschaft Lebensmittel anbieten.
Gegründet im Jahre 1993 in Berlin haben sich die Tafeln über zwei Jahrzehnte zur „größten sozialen Bewegung“ Deutschlands entwickelt. Heute gibt es über 940 Tafeln mit 60.000 Engagierten. Mit der ursprünglichen Gründung wollte man in Berlin vor allem die Situation der Obdachlosen der Stadt verbessern.
Anfangs…
war es noch so, dass Supermärkte und Discounter eigene Ware, die z.B. nah am Mindesthaltbarkeitsdatum dran war oder nicht ganz makelloses Obst und Gemüse an die Tafeln weitergegeben hat. Bei der zunehmend perfektionierten Verkaufsprognose der Ware blieb aber immer weniger für die Tafeln übrig. Also stellten die Märkte von der Marktspende auf die Privatspende um. Der Kunde kann seinen Flaschenbon spenden und das Guthaben wird vom Markt an die Tafeln weitergegeben.
Das bedeutete im Umkehrschluss, dass sich die großen Supermarktketten wieder aus dem sozialen Engagement zurückzogen, das sie vorher so vorbildlich begonnen hatten. Trotz der Perfektionierung der Prognose wäre es sicher möglich gewesen, einen kleinen Teil mehr zu bestellen, der dann jeweils an die Tafeln hätte abgegeben werden können. Man bedenke, dass niemand günstiger an Lebensmittel kommt als die großen Verkaufsketten. Die soziale Idee wurde zugunsten des reinen Eigengewinns verworfen – ein erster Prestigeverlust der Tafeln.
Coronazeiten…
Die Zeit ist vorangeschritten und die flächendeckenden strikten Coronamaßnahmen des Kabinetts haben über zwei Jahre ihre Spuren in der Bevölkerung und bei den Vereinen hinterlassen. Da liest man plötzlich über die Tafel in Mönchengladbach: Sortierung an der Tafel: Lebensmittel nur noch für Geimpfte und Genesene. Wunsch, dass alle Kunden geimpft sein sollen.
Man staunt nicht schlecht. Hat doch tatsächlich die dortige Tafel von ihren Kunden die Einhaltung der 2G-plus-Regel verlangt. Man erfährt, dass der Wunsch, dass alle Kunden geimpft sein sollten(…), von vielen älteren Mitarbeitern an uns herangetragen worden sei. Eigentlich müsste die Tafel Mönchengladbach von Herrn Lauterbach persönlich belohnt werden, hat sie es doch geschafft, was dem Gesundheitsminister nicht gelungen ist, nämlich dass sich auch arme Kunden in ihrer Not endlich im Impfzentrum nebenan impfen ließen.
Es ist schon eigenartig, dass selbst die Tafel, die einen originären sozialen Auftrag hat und für die ärmsten Menschen in Deutschland existenznotwendig ist, ihren sozialen Auftrag verrät und vor ideologischer Erpressung nicht zurückschreckt. Ja, es handelt sich bei der 2G-plus-Regel um reine Ideologie, denn – wie inzwischen bekannt – die Impfung bietet keinen zuverlässigen Schutz vor einer Übertragung. Wenn die Impfung schützen würde, warum dann Angst vor der Ansteckung haben und aus diesem Grund andere zur Impfung nötigen?
Wahrscheinlich wegen des Gesichtsverlustes und der allgemeinen „Lockerungen“ genügt nun seit dem 1. Mai bei der Tafel Mönchengladbach wieder ein negativer Schnelltest ohne Impfung oder Genesung aus, um Lebensmittel zu erhalten.
Kriegszeiten…
Wenn im ersten Punkt noch die Kapitalisierung der großen Marktketten kritisiert worden war, erweist sich heute die Übertragung des sozialen Engagements auf den Einzelbürger als stabile gute Lösung. Im Internet findet man ein Video, das leider mit einem missverständlichen Schriftzug versehen worden ist, es handle sich dabei um die Tafeln. Dem ist nicht so. Der Ehrenamtliche erzählt:
„(…) Die Brücke ist ein Verein für Obdachlose und Bedürftige. Wir verteilen mittwochs Lebensmittelspenden, die wir wieder von großen Supermarktketten bekommen. Uns wurde nun mitgeteilt, dass wir keine Spenden mehr bekommen würden, da beschlossen wurde, dass diese Spende in die Ukraine geschickt werden müssen. Die Bevölkerung hier, die wir die ganze Zeit versorgt haben, können wir somit leider nicht mehr bedienen.“
Man stelle sich vor, die Tafeln wären noch heute von der Überschussware der Supermärkte und Discounter abhängig… Womöglich wäre dann auch das Angebot der Tafeln reduziert worden.
Es gab einmal…
ein sozial ausgewogenes Deutschland, das keinen in Existenznot Geratenen im Stich gelassen hätte. Oder soll man sagen ohne Stich! im Stich gelassen…? Möge die Spendenbereitschaft gutwilliger Bürger für die hiesigen armen Mitbürger nicht abebben, auch wenn die Zeiten zunehmend sozial kälter werden. Denn es wäre schade, wenn der Beitrag enden müsste mit es war einmal…
m_
Bilder: pixabay Alexandra_Koch Corona 2g-Regel, pixabay Alexas_Fotos Einkaufen Corona
Video: Netzfund
Ein Bekannter von mir aus Heidelberg,
berichtet dort von der Tafel folgendes:
Eine Mitbewohnerin von ihm, die dort Kontakt zur Tafel hat, erzählte ihm, dass die ukrainischen Flüchtlinge kostenlos bei der Heidelberger Tafel einkaufen können und alles erhalten, was sie brauchen.
So auch laut einer Vereinbarung der Stadtverwaltung Heidelberg.
Hingegen für die Einheimischen, ärmere Schicht, ältere Menschen, Hartz4 Empfänger usw. , also ” Stammkunden”, nichts mehr übrig bleibt und diese dann leer ausgehen.
Dies sorge zumindest bei der Heidelberger Tafel für großen Unmut!
Meiner Meinung nach zurecht, da ja für diese ukrainischen Flüchtlinge bereits eine Grundversorgung gewährleistet ist.
Es besteht hier zumindest der Verdacht, dass ideologische Beweggründe Anlass eines solchen Handeln sind, und eben nicht die Not der Menschen und Gerechtigkeit?
Vielen Dank für diesen interessanten Augenzeugenbericht. Eigentlich könnte ich den Artikel nun nochmals neu schreiben und diesen Bericht einfügen. Bleibt zu hoffen, dass viele Leute Ihren Kommentar lesen.
Es ist wahr, dass wir schon lange keine Politik mehr für die Menschen hierzulande haben, nur noch ideologische Symbolpolitik: https://freiburger-standard.de/2022/03/14/symbole-als-ausdruck-politischer-korrektheit-und-ersatz-fuer-politisches-handeln-und-was-daraus-politisch-resultiert/
Auch ich hoffe, dass alle Artikel -Leser auch die Kommentare lesen, denn sowohl der vorangegangene als der von mir nachfolgende sind von großer Bedeutung. Zum vorherigen ist noch zu sagen, dass ich als langjähriger Tafel-Mitarbeiter und noch längerer Kunde, ähnliche und noch fatalere Erfahrungen gemacht habe.
Könnte (und wollte) ein Buch darüber schreiben.
Habe meine Mitarbeit gekündigt und gehe als Kunde schon bald 3 Jahre nicht mehr hin.
Hier nun mein Kommentar:
Oh ja, die Tafeln.
Es wurde höchste Zeit, dieses Thema anzupacken. Es brennt mir schon jahrelang unter den Nägeln.
Für mich ein Schulbeispiel dafür, dass Sozialisten regelmäßig alles, was sie beherzt anpacken, misslingt.
Die Erklärung ist ganz einfach, weil sie alles mit den falschen Gründen begründen.
Etwas recht zu machen, aus den falschen Gründen, also aus der linken Antikapitalistischen Grundeinstellung heraus, halt der Sozialistischen, anscheinend Sozialen, in Wahrheit asozialen, weil die heilenden Mechanismen einer FREIEN (unsozialisierten) Marktwirtschaft missachtet oder gar behindert werden, führt IMMER ins Gegenteil, zur Verschlimmerung.
Der dies sagt, hat Jetzt schon, bevor es zur Sache geht, 90 % aller Leser gegen sich. Davon 85% Männer und 95% Frauen.
Dass ich davon nicht eingeschüchtert bin, liegt am Besitz von allen Büchern, die Roland Baader geschrieben hat. Z.B. TOTGEDACHT – Warum Intellektuelle unsere Welt zerstören.
Fortsetzung folgt.
In Ewigkeit
A.
Diesem ausgezeichneten Kommentar kann ich nur beipflichten und froh sein, dass mir selbst Tafelerfahrung erspart blieb, sodass ich einigermaßen sachlich berichten konnte.
Der Sozialismus ist ein Kind des Neides. Wie soll dieses Kind auch etwas Gutes hervorbringen können? Das Gute erwächst aus Privatinitiativen, in denen jemand bereit zum Risiko war, Privatinitiativen, die man – auch wenn das Projekt gewachsen ist – niemals aus der eigenen Hand geben darf. Sonst kommt es so, dass die Sozialisten (in Ermangelung eigenen Könnens) das fremde Gute an sich reißen, zerreißen und “auffressen”.
Was schützt uns vor sozialistischen Allüren des Umfelds? Wachsamkeit, Wachsamkeit, Wachsamkeit. Trau keinem Sozi!