Wie seit vielen Jahren demonstrierten am Freitag nach Ostern (dieses Jahr am 22. April) zahlreiche Bürger gegen die Abtreibung ungeborener Kinder und die Förderung bzw. Legalisierung der Abtreibung. Der Organisator der Demonstration war erneut die Priesterbruderschaft Sankt Pius X., kurz FSSPX, welche den Gebets- und Demonstrationszug wie bereits in den vergangenen Jahren in der Humboldtstraße 2 vor der dem früheren Sitz der Beratungsstelle „Pro Familia“ beginnen ließ.

Falschberichterstattung der BZ (link)

Als teilnehmende Person muss ich an dieser Stelle einige Informationen der Badischen Zeitung korrigieren. Die BZ behauptet, dass den etwa 150 Demonstranten drei Mal so viele Gegendemonstranten gegenüber gestanden seien. Das kann ich nicht bestätigen, im Gegenteil: Mich verwunderte schon während des Demozuges, wie klein die Schar der Gegendemonstranten war. Jedoch muss man unumwunden feststellen, dass die Gegendemonstranten der Antifa und der Partei „Die Linke“ ihre völlige Unterrepräsentanz durch Lautstärke auszugleichen versuchte. Hierzu füge ich das selbst gefilmte Video bei, damit sich jede/r ein eigenes Bild der Seriosität der sogenannten Gegendemonstranten machen kann.

Man sieht auf dem Video sehr schön, mit wem sich die Polizei eigentlich herumzuschlagen hatte – und nicht etwa mit der „fundamentalistische(n) Weltanschauung der Priestervereinigung“ (BZ), ein billiges Schlagwort, um gute und verantwortungsbewusste Bürger zu diskreditieren.

Die Abschlussrede

Dankenswerterweise hat der Abschlussredner Pater Fabian Reiser der Veröffentlichung seiner Rede zugestimmt, hier der unverkürzte Wortlaut:

Liebe Freunde des Lebens!

Wir sind für das Leben!

Wir sind hierhergekommen, um für das Leben einzustehen. Und zwar für das Leben der kleinsten Menschen auf dieser Welt, der Ungeborenen, die sich eigentlich in Geborgenheit und Sicherheit wissen sollten. Sie sind erst ein paar Tage alt, haben das Licht der Welt noch gar nicht erblickt und werden diese Freude wohl gar nie erreichen?! Entspricht das dem Grundgesetz unseres Staates? In Artikel 2 heißt es doch: „Jeder Mensch hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich.“ Ist ein kleiner Mensch kein Mensch? Ist die Geburt dann der Übergang vom Zellhaufen zum vernünftigen Lebewesen? Und wer sagt, dass dies der Zeitpunkt des Lebens ist? Wenn es aber vorher schon Leben ist, ja wenn das kleine Herz schon vorher schlägt, die Gesichtszüge erkennbar, Hände und Füße nicht zu übersehen sind, warum können wir diese kleinen Menschen nicht willkommen heißen? Warum sind sie ungewollt? Will eine Mutter sich tatsächlich gegen das eigene Kind entscheiden? Ist das die wahre Freiheit und Würde der Frau? Ist es tatsächlich eine Bevormundung, wenn man einer zur Abtreibung gewillten Frau mit Nachdruck rät, dem Leben eine Chance zu geben?

„Ihr seid gegen die Freiheit der Frau!“ Heißt es dann.

Aber nein, hört uns zu, wir sind für die Freiheit der Frau! Wer für das Leben ist, ist auf der Seite der Frauen. Warum? Weil die Erfahrung zeigt, dass Abtreibungsdruck immer von außen kommt: vom Partner oder den Umständen. Wer also auf der Seite des Lebens steht, will das Beste für schwangere Frauen und ihre Kinder. Er will einer Frau nicht zumuten, dass sie ihrem mütterlichen Drang nach Leben entgegenhandelt und dem Kind, das in ihrem Schoß heranwächst, das Leben beendet. Daher fragen wir: wird die Freiheit der Frau tatsächlich größer, wenn sie der Frucht ihres Leibes keine Chance auf Leben gibt?

„Liebe siegt immer“

sagt der Jugendapostel Don Bosco. Tatsächlich ist es so. Liebe siegt, weil Liebe bereit ist, auf sich selbst zu verzichten. So viele Kinder sind ungewollt, nicht, weil sie die Folge von Vergewaltigungen sind. Dieses Argument wird gerne angeführt. Dabei sind Abtreibungen aus diesem Grund im Vergleich zu anderen Abtreibungsgründen gering. Und zudem wird doch die tiefe Traumatisierung einer mit Gewalt behandelten Frau nicht besser, wenn diese selbst sich gegen das Leben ihres Kindes entscheidet? Was sind das für moralische Grundsätze? Also: viele Kinder sind ungewollt, weil die Menschen ihre Sexualität ohne Verantwortung ausleben wollen. Diese Kinder sind Unfälle. Ja, wir haben richtig gehört. Ein Mensch ist ein Unfall! Man will den angeblichen Akt der Liebe, aber man liebt nicht, ist nicht bereit, die Verantwortung zu übernehmen und verneint das Leben.

Liebe ist Hingabe und Freude im Dienst am Nächsten, Liebe ist Ja zum Leben. Das sagen wir ganz bewusst in der Osterwoche, in der wir den auferstandenen Christus feiern. Er hat durch die Hingabe, durch den Selbstverzicht den Tod besiegt und uns wahre Freiheit geschenkt. Und wahre Freiheit bedeutet nicht, tun und lassen können, worauf man gerade Lust hat. Wahre Freiheit bedeutet, den Weg zu gehen, der zum Herzensfrieden des Menschen führt. Auch wenn dieser Weg manchmal einen Preis hat. Was nichts kostet ist nichts wert! Sind also ungezügelte Sexualität und die Werbung für den Gebrauch von Verhütungsmittel tatsächlich der Weg, um dem Leben mit Respekt zu begegnen? Oder müssten wir nicht endlich mal sagen: Zurück zu den Geboten Gottes, die uns helfen, mehr Menschlichkeit in diese Welt zu bringen. Gott ist ein Menschenfreund und sein Wille ist Ausdruck seiner Liebe.

Nichts Dramatisches?

Für das Leben einzustehen ist eine zutiefst menschliche Sache, denn im Herzen sehnen wir uns alle nach Leben und Lebendigkeit. Danach sehnen sich auch die schwangeren Frauen, die z. B. auf der Homepage von Pro Familia (man bemerke diese absurde Bezeichnung) ganz nüchtern aufgeklärt werden, wie ein sogenannter „Schwangerschaftsabbruch“ funktioniert. Nichts Dramatisches, ein kleiner Eingriff durch Absaugung. Ich erspare ihnen den genauen Wortlaut. Aber was wird denn eigentlich abgesaugt? Davon ist nicht die Rede. Man spricht also gar nicht darüber, was denn eigentlich entfernt wird. Denn jeder logisch Denkende versteht, dass es sich nicht bloß um einen Zellhaufen handelt. Sonst könnte man darüber sprechen.

Bei einer Krebsbehandlung spricht man bspw. auch von der Behandlung von Krebs. Ein Krebsgeschwür wird entfernt. Und was wird bei einem Schwangerschaftsabbruch entfernt? Ein Tumor? Ein Zellhaufen? Wenn das so wäre, wieso heißt es dann weiter unten auf der besagten Homepage von Pro Familia: „Erleichterung oder Traurigkeit sind normale Gefühle nach einem Schwangerschaftsabbruch.“ Traurigkeit ist normal? Hat ein Patient nach einer Krebsbehandlung auch Traurigkeit, weil sein Geschwür endlich entfernt wurde? Warum denn Traurigkeit, wenn nur ein kleiner medizinischer Eingriff stattgefunden hat? Traurigkeit ist per Definition eine Emotion und eine Reaktion auf ein Ereignis, wie eine Enttäuschung oder ein Verlust. Warum denn enttäuscht, wenn die Absaugung die Freiheit der Frau, die Selbstbestimmung, also das große Glück hervorbringt? Ist es vielleicht deshalb, weil die Sehnsucht nach dem Leben enttäuscht wurde? Weil das Leben keine Chance bekommen hat?

Hilfe in belastenden Situationen

Selbstverständlich kann es für schwangere Frauen zu schwierigen und belastenden Situationen kommen. Sie erfahren evtl. zu wenig Unterstützung durch den Mann oder werden von diesem sogar zur Abtreibung gedrängt. Sie haben keine Zeit für das Kind, fühlen sich alleingelassen. Diese Frauen haben wir im Blick, sie erhalten unsere Zuwendung. Tatsächlich gibt es gute Organisationen, die solchen Frauen helfen, mit diesen Problemen zurecht zu kommen. Und es gelingt. Frauen entscheiden sich für ihr Kind, werden unterstützt, werden zur wahren Freiheit geführt und sind nachher zutiefst glücklich, weil sie dem Leben eine Chance gegeben haben, weil sie sich für das Leben entschieden haben.

Wir wollen danken

Diesen Frauen wollen wir danken. Sie haben Ja gesagt zum Leben. Sie haben die Verantwortung angenommen. Sie haben das Vertrauen gehabt, dass sich ein Weg finden wird, für das Kind da zu sein. Wir danken diesen Frauen und sagen ihnen: ruft es laut in diese Welt hinaus, dass ihr glücklich seid, euch für das Kind entschieden zu haben. Denn das Leben ist schön. Die Kultur des Lebens bereitet Lebensfreude. Das Leben wird angenommen wie es ist, mit all seinen Mühen und Lasten. Diese Frauen haben in Liebe gehandelt und werden daher von der Liebe getragen. Sie haben das Leben als Wunder verstanden, als Geschenk, über das sie froh und dankbar sind. Und wir auch. Wir sind für das Leben!Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kämpfer für das Lebensrecht aller Menschen! Ich möchte Ihnen herzlich danken, dass sie an diesem Gebetsmarsch teilgenommen haben. Wenn nicht wir, wer dann? Wer wird noch furchtlos in der Öffentlichkeit auftreten, um das Leben zu verteidigen? Vielen Dank, dass Sie dieses Zeugnis heute abgelegt haben.

Ich bedanke mich auch bei den Jugendlichen der KJB, die sich heute Nachmittag auf den Weg nach Freiburg gemacht haben. Vielen Dank für Euer mutiges Bekenntnis, für das Einfordern der Gebote Gottes, sowie für Eure Treue zu Jesus Christus, dem König aller Menschen und aller Völker! Vielen herzlichen Dank, dass Ihr gekommen seid!

Es ist ein Trauerspiel, dass man für einen absolut harmlosen und gewaltfreien Gebets- und Demonstrationszug eine solch große Zahl von Polizisten braucht. Ich bedanke mich bei der Polizei, dass sie wie jedes Jahr mit großem Einsatz für Recht und Ordnung gesorgt hat. Vielen herzlichen Dank!

Liebe Teilnehmer! Ich danke Ihnen für Ihren Mut! Ich danke Ihnen für Ihre Teilnahme! Der Dreifaltige Gott möge Sie segnen!

Eine Kernaussage dieser Rede gibt das folgende Video wieder.

Ein hochaktuelles Thema

Wie dringlich der Einsatz für den Schutz des Ungeborenen Lebens ist, führen uns die verheerenden politischen Entscheidungen der letzten Monate vor Augen:

  1. Am 24.06.2021 hat die EU, welche sich siebzehn Jahre zuvor gegen die Aufnahme eines Gottesbezuges in die EU-Verfassung ausgesprochen hatte (link), einen ungeheuerlichen Vorstoß für eine radikale Todeskultur unternommen. Die gottlos gewordene EU hat den umstrittenen Matic-Report angenommen, der Abtreibung zum Grundrecht erklärt (link) und die Gewissensfreiheit der Ärzte nicht mehr respektiert.
  2. Am 19.08.2021 entschied der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Kliniken und Kassen, dass der NIPT-Test ab 2022 Kassenleistung wird (link). Der NIPT-Test ist ein Bluttest in der Schwangerschaft zur Diagnose von Trisomie 21. Dieses Diagnoseinstrument hat faktisch zum Ziel, behinderte Menschen frühzeitig zu selektieren und ihnen ein Recht auf Leben abzusprechen. In der Praxis kann eine solche kassenärztliche Kostenübernahme dieses Bluttests nur eine Euthanasie „lebensunwerteren“ Lebens fördern wollen.
  3. Am 17.01.2022 legte Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) einen Entwurf vor, der Paragraph 219a aufhebt (link). Das bedeutet, dass „Werbung für den Abbruch der Schwangerschaft“ fortan erlaubt und nicht länger mit Geldstrafen belegt sein soll. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann diese Gesetzesänderung kommt…
  4. Schließlich hat die Aktion 1000plus.net (link) anhand der Parteiprogramme exzellent herausgearbeitet, dass drei! Bundestagsparteien die Abtreibung sogar bis zur Geburt erlauben wollen: Bündnis 90/Die Grünen, SPD und Die Linke. Doch wie man bereits an Punkt 3 unschwer feststellen kann, ist sich auch die FDP nicht zu schade dafür, Mittäter der breiten Erodierung des Lebensschutzes zu sein. Was eine Abtreibung bis zur Geburt bedeutet, wurde von Experten in diesem Beitrag (link) genau erarbeitet.

Ein starkes politisches Zeichen

So war es gestern ein starkes politisches Zeichen, dass etwa ein Duzend örtliche AfD-Mitglieder und darüber hinaus sogar die Bundestagsabgeordnete Nicole Höchst (AfD) diese wichtige Demonstration zum Schutz des ungeborenen Lebens mit Gebet und Gesicht zeigen ebenfalls unterstützt haben.

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Bilder und Videos: m_

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