Von Peter Snorkel

Wer zwischen den Zeilen lesen kann, die handelnden Personen kennt, ihre Mitgliedschaften in Studentenverbindungen, kommt dieser Tage nicht umhin, der Deutschen Burschenschaft zu gratulieren. Aktivisten aus den Reihen des gesamtdeuten Verbandes, der über Mitgliedsbünde in der Bundesrepublik und der Republik Österreich verfügt, haben überall ihre Hände im politischen Geschäft. Das hörte sich vor etwas mehr als zehn Jahren anders an. Mittlerweile hat sich die Deutsche Burschenschaft (DB) als tonangebender Verband der politisch aufgestellten Studentenverbindungen durchgesetzt – nicht zuletzt mit tatkräftiger Unterstützung aus Freiburg.

Von DB, NDB und ADB – Ein kurzer Rückblick
Im Nachgang der Jahre 2012 und 2013 traten rund 40 Burschenschaften aus dem gesamtdeutschen Verband Deutsche Burschenschaft aus. Er sei zu rechts, man sei gesellschaftlich stigmaisiert, die CDU- und FDP-Amts- und Funktionsträger in seinen Reihen, darunter Minister wie Peter Ramsauer, müssten sich ständig für Tabubrüche von rechts rechtfertigen. Und nicht jeder liberale Burschenschafter, der im Rotary- oder Golfclub auf seine Mitgliedschaft angesprochen wurde, war glücklich mit den Positionen des Verbandes. Folglich trat rund ein Drittel der Verbandsmitglieder aus. Einige davon gründeten den nach wie vor unbedeutenden Verband Allgemeine Deutsche Burschenschaft (ADB). Schon die Namensfindung war nicht besonders innovativ, gab es bereits auch einen zuvor aus ehemaligen Mitgliedsbünden bestehenden Kleinstverband namens Neue Deutsche Burschenschaft (NDB). Wer in der Szene der Burschenschaften unkundig ist, musste sich an den Erfolgsfilm der Monty-Python-Gruppe „The Life of Brian“ erinnert sehen, in dem die seinerzeitigen häufigen Spaltungen innerhalb der linksextremen Szene auf die Schippe genommen wurden, man denke an die im Film genannte „Volksfront von Judäa“ und die konkurrierende Gruppe „Judäische Volksfront“, die beide eigentlich die gleichen Ziele vertreten.

DB ist sich treu geblieben
Die Deutsche Burschenschaft indes ist sich treu geblieben. Heute gibt es die AfD, die in zahlreichen Verlautbarungen so klingt, wie Forderungen und Stellungnahmen der Deutschen Burschenschaft von vor 2013, dem Jahr, in dem die AfD erst gegründet wurde. Kein Wunder also, dass es knapp 30 Burschenschafter aus Bünden der Deutschen Burschenschaft gibt, die Europa-, Bundes- oder Landtagsabgeordnete der AfD sind. Und auch ansonsten arbeiten auffallend viele Burschenschafter im Umfeld der AfD. Die Behauptung der aus dem Verband Ausgetretenen, die DB sei gesellschaftlich nicht mehr relevant, hat sich durch den Erfolg der AfD längst widerlegt. Und auch ansonsten hat sich der Verband stabilisiert, zum Burschentag 2025 haben bereits drei Burschenschaften angekündigt, in die DB einzutreten, darunter zwei, die ihren Austritt vor rund 10 Jahren bereuen und nun zurückkehren möchten.

Österreich nicht vergessen!
Dass bei der Betrachtung der DB oft nur der Blick auf die bundesrepublikanische Politik geworfen wird, ist einseitig! Denn rund ein Drittel der Mitgliedsbünde der Deutschen Burschenschaft stammen aus Österreich. Und dort prägen die schlagenden Verbindungen, nicht nur die Burschenschaften, seit Jahrzehnten die Personalpolitik der nationalkonservativen FPÖ. Gestern wurde Walter Rosenkranz, Mitglied der Burschenschaft Libertas Wien, sogar zum Nationalratspräsidenten gewählt, immerhin ist er nun der zweite Mann im Staate der Republik Österreich. Das wäre in der Bundesrepublik – noch – undenkbar. Und natürlich heult das Linksspektrum in der Alpenrepublik derzeit laut auf. Pech gehabt, so funktioniert Demokratie eben. Insgesamt sind sogar 19 der 57 Abgeordneten der FPÖ-Fraktion Mitglied einer Verbindung, darunter, neben Walter Rosenkranz, sieben weitere aus Burschenschaften, die der Deutschen Burschenschaft angehören. Dies sind: Arnold Schiefer (Teutonia Wien), Martin Graf und Alexander Nemeth (Olympia Wien), Axel Kassegger (Germania Graz und Thessalia Prag zu Bayreuth), Hannes Amesbauer (Oberösterreicher Germania zu Wien), Gerhard Kaniak (Albia Wien) und Christian Hafenecker (Nibelungia Wien). Die Dichte an Abgeordneten in der Deutschen Burschenschaft ist somit recht hoch – und ein Erfolg für den Verband, der an seiner nationalkonservativen Ausrichtung bis heute nichts geändert hat, wenngleich die Verfassungsschutzbehörden in der Bundesrepublik mittlerweile den einen oder anderen Mitgliedsbund beobachten.

Freiburgs Saxo-Silesia führt den Verband
Derzeit wird die Deutsche Burschenschaft von der Freiburger Burschenschaft Saxo-Silesia geführt, als sogenannte „Vorsitzende“ obliegt ihr die Vertretung des Verbandes nach außen und die Organisation von Verbandstagungen und des Burschentages. Darin hat sie Erfahrung, bereits im Jahr 2019 war die Saxo-Silesia Vorsitzende des Verbandes. Natürlich ist sie regelmäßig Ziel von linksextremen Attacken auf ihr im Kapellenweg 4 in Freiburg gelegenes Haus. Aber auch ansonsten macht die linksextreme Szene kaum Unterschiede bei der Bekämpfung der Verbindungsstudenten in der äußerst linksstehenden Unistadt Freiburg.

„Warum wird die Antifa nicht von der Bevölkerung bekämpft?“
Erst kürzlich fragte auf einem Online-Portal ein katholischer Verbindungsstudent, warum die Antifa nicht von der Bevölkerung bekämpft wird. Grund seiner Frage war der aktuelle Überfall auf einen Verbindungsstudenten in Freiburg. Der Fragesteller bezeichnete sich als katholisch und explizit als unpolitisch. Recht naiv fragte er:

„Warum wird die Antifa nicht intensiver von der Polizei und dem Verfassungsschutz verfolgt? Warum hat die Antifa in der breiten Gesellschaft immer noch einen halbwegs guten Ruf? Warum bekennen sich die Medien nicht zur freiheitlich demokratischen Grundordnung und fordern endlich öffentlich eine Bekämpfung dieser linksextremistischen Bewegung?“

Man sieht, Verbindungsstudent ist nicht gleich Verbindungsstudent. Vielleicht sollte er die Mitglieder seiner Verbindung fragen, die politische Ämter inne haben. Bei katholischen Verbindungen sind dies meist Angehörige der CDU oder CSU. Und diese Parteien haben über Jahre hinweg die Antifa zumindest geduldet, oft sogar unterstützt, nicht aktiv bekämpft und sogar deren Strukturen wie das KTS gefördert – auch und besonders in Freiburg. Wer dagegen konservativ oder sogar national eingestellt ist, findet eher den Weg in einen Mitgliedsbund der Deutschen Burschenschaft. Diese steht zumindest nicht im Verdacht, der Antifa allzu positiv gegenüber zu stehen – und ist als Ideengeber und Personalreservoir der AfD und der FPÖ unbestreitbar von gesellschaftlicher Relevanz!

Beitragsbild / Symbolbild: Privat; Bild oben: FPÖ

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