Von Dario Herzog
Bald ist es wieder soweit: Im Juni startet erneut der sogenannte Stolzmonat. Was älteren Internetnutzern eher zu plakativ, zu pointiert erscheinen mag, ist eine moderne Kampagnenform eher jüngerer Rechtsstehender, die im vergangenen Jahr im Netz großen Erfolg feierte. Es ist das Recht der Jungen, verbal etwas konsequenter, etwas deutlicher, etwas rigoroser aufzutreten. Zumindest galt das jahrzehntelang als Ausrede für grüne oder rote Politiker, die in ihren Jugendjahren – und deutlich später – in allerlei linksextemen Zusammenhängen unterwegs waren, erinnert sei an Nancy Faeser oder Frank-Walter Steinmeier.
Die Linken sind „not amused“
„Jährlich wird der Juni von der LGBTIQ*-Community aber auch durch zivilgesellschaftliche Initiativen oder staatliche Stellen genutzt, um sich gegen die Diskriminierung von Angehörigen der LGBTIQI*-Community und für Toleranz und Vielfalt einzusetzen. Mit dem Hashtag #stolzmonat haben rechtsextreme Akteur:innen eine Gegenkampagne gestartet, die sich gegen den sogenannten Pride Month richtet“, heißt es beispielsweise bei Jugendschutz.net. Und in der Tat, die letzjährige Kampagne führte viele Einzelkämpfer im Netz zusammen. Gemeinsam wurde viel in den Nationalfarben und unter dem Hashtag „Stolzmonat“ veröffentlicht. Die politische Linke war über den Erfolg mächtig geschockt, dachte man doch bis dato, dass die Jugend eher unpolitisch sei oder – wenn überhaupt – mit Fridays for Future sympathisieren würde. Das war eine krasse Fehleinschätzung. Und das hat seinen Grund!
Umfragen belegen: Rechtsruck bei Jugendlichen
Es soll einen Rechtsruck bei den Jugendlichen geben. Das hat – mal wieder – eine Studie von Experten herausgefunden. Dabei ist fraglich, ob es ein echter Rechtsruck ist, oder die Jugendlichen einfach spüren, dass sie nicht mehr Herr im eigenen Land sind und darauf zunehmend negativ reagieren. Es dürfte sich daher eher als Realitätsschock herausstellen. Wer als Jugendlicher merkt, dass er als Einheimischer von Fremden auf dem Schulhof, am Bahnhof oder in der Freizeit gegängelt wird, wird sich fragen, warum das so ist und eben darauf kommen, dass die etablierte Politik trotz Zusagen seit Jahrzehnten nichts für die eigene Heimat, für Patriotismus, für Nationalstolz macht. So hat auch der jugendpolitische baden-württembergische AfD-Fraktionssprecher Dennis Klecker die Ergebnisse der Studie „Jugend in Deutschland 2024“ nicht als Rechtsruck, sondern als Realitätsschock der Jugend bewertet:
„Die Tatsache, dass die Parteien der Ampel-Regierung die Gunst der Jugend verlieren, während die AfD ihr Ergebnis bei den 14- bis 29-Jährigen im Vergleich zu vor zwei Jahren verdoppeln würde, ist schlichtweg der Realität geschuldet! Die Jugend erkennt zunehmend, was ihre echten Probleme sind – und was nur leere Versprechen oder Panikmache der anderen Parteien. Das Klima können sie mit höheren Steuern oder ein paar Windrädern sicher nicht retten. Die Corona-Pandemie war garniert mit jeder Menge Lügen. Und für die Zukunft sind Inflation, Wirtschaft und zunehmende Armut von wesentlich größerer Bedeutung für junge Menschen. Auch die Wohnungsnot, unbestreitbar verschärft durch unkontrollierte Zuwanderung, betrifft junge Erwachsene immer stärker.“
Die Uminterpretation der AfD-Positionen durch die auswertenden Forscher ändern daran nichts, befindet Klecker zudem und bringt es auf den Punkt: „Auch die Tatsache, dass die Jugend offenbar das angeblich positive Potenzial von Migration nicht mehr erkennen will, ist eben kein Kommunikationsdefizit, sondern ein Erleben der Realität in den vergangenen Jahren.“ Mit der AfD könnte es gegenüber den Altparteien eine ideologiefreie Politik geben, die die Realität eben nicht ausblendet. Und das sehen immer mehr junge Menschen, nicht nur die rechten Netzaktivisten. Aber wenn der Juni kommt, wird man den Stolzmonat im Netz hoffentlich trotzdem groß begehen. Feuer frei!
Beitragsbild / Symbolbild: PhotoSGH/ Shutterstock.com
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