Von Achim Baumann
Am 22. September wird die Porsche AG, eine der einstigen Leuchttürme der deutschen Automobilindustrie, aus dem DAX-Index ausgeschlossen und in den MDAX versetzt. Das ist kein technokratischer Vorgang ohne Bedeutung: Porsche war im Dezember 2022 mit viel Pomp an die Börse gegangen, inzwischen aber hat sich der Kurs halbiert – von anfangs etwa 82 Euro, Spitzenwerten um 120 Euro auf zuletzt rund 45 Euro pro Aktie. Hauptursachen: massive Gewinneinbrüche – zum Beispiel wegen gesunkener Nachfrage in China, US-Zolllasten -, strategische Unklarheit und ein extrem niedriger Streubesitz von nur etwa 12 Prozent. Porsche-Chef Oliver Blume spricht von einem rein „technischen“ Abstieg und hofft auf Rückkehr – ein schwacher Trost angesichts einer deindustrialisierenden Automobilwirtschaft und Beleg für politisches Desinteresse der Herrschenden.
Symbolkraft hoch zehn
Der Porsche-Abstieg steht symbolisch für den Verfall einer einst dominierenden Branche. Dort, gerade hier in Baden-Württemberg, wo deutsche Ingenieurskunst einst glänzte, droht nun der heftige Bedeutungsverlust. Das Gewicht der Autobranche im DAX ist in den vergangenen zehn Jahren drastisch geschrumpft. Arbeitsplatzabbau, Werksschließungen, Exportkraft im Sinkflug sind die passenden Stichworte. Erinnert sei an Thyssenkrupp. Der Traditionskonzern schließt das Federnwerk Hagen in NRW – betroffen sind rund 300 Jobs. Die Autozulieferer- und Automobilkonjunktur ist eben massiv eingebrochen, Energiepreise und Konkurrenz aus China killen die Wettbewerbsfähigkeit. Innerhalb eines Jahres wurden über 45.000 Arbeitsplätze allein in der Automobilindustrie gestrichen, weitere bis zu 70.000 folgen bis Ende 2025. Ursachen: Kostenexplosion, Nachfrageflaute, globaler Druck. Insbesondere Volkswagen rückt dabei ins Zentrum der Krise. Hohe Verschuldung, Werksschließungen, stagnierende E-Mobilität, Arbeitskräftemangel – der Konzern spiegelt den Industrie- und Strukturbruch im Land wider, dabei ist an Volkswagen das Land Niedersachsen beteiligt und könnte dadurch eine höhere Sensibilität der Politik für die Nöte des Unternehmens aufweisen. Aber Pustekuchen! Die Rotgrünen mögen ohnehin keine Autos.
Verbrennerverbot: Selbstzerstörung vorgetäuscht als Klimaschutz
Das ab 2035 geplante EU-Verbot für Verbrennungsmotoren sei kontraproduktiv, warnte der frühere Wirtschaftminister Sigmar Gabriel: „Die Politik ruiniert eine der wichtigsten Säulen unseres Wohlstands“ – insbesondere Zulieferindustrie und Arbeitsplätze. Bitter, da hat ein Sozialdemokrat mal einen Lichtblick, wird aber in der eigenen Partei nicht gehört. Der damalige FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai nannte es indes „wirtschaftspolitisches Harakiri“, eine Fehlentscheidung mit Arbeitsplatzrisiko – er setzte auf technologieoffene E-Fuels statt Verbote – und heute ist die FDP toter als tot.
Wackelnde Politik – von Rückzugstaktiken bis Abfederung
Auf Druck der Bundesregierung wurde die Abstimmung zum Verbrenner-Aus verschoben. Allein dies zeigt, wie unsicher die Politik agiert. Während CDU/CSU und EVP im EU-Parlament die Streichung des Verbots fordern, fordern Zulieferverbände wie Bosch, Schaeffler oder Mahle eine Revision – sie sehen ihre Existenz – und damit Arbeitsplätze – gefährdet. Derweil kritisiert Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn das Verbrennerverbot klipp und klar als nutzlos und ruinös – es senke den deutschen Lebensstandard und subventioniere andere Länder, vornehmlich China. In Summe zeigt sich eine zerrissene deutsche Politik. Klimapolitisches Sendungsbewusstsein trifft auf industriepolitischen Realitätsverlust. Lediglich die AfD hat von Anfang an gegen das Verbrenner-Aus Stellung bezogen.
Rückzüge aus der Transformationspolitik
Erfreulicherweise gibt es verhaltene erste Schritte der Industrie, sich vom Verbrenner-Aus abzusetzen. Porsche beispielsweise reduziert deutlich seine Elektrostrategien. Und die Batterie-Tochter Cellforce wird fast abgewickelt, hunderte Positionen fallen weg – während man die Rückkehr zu Verbrennungs- und Hybridmodellen erwägt. Auch andere Hersteller bremsen, statt Gas zu geben. BMW etwa fordert eine Verschiebung des Verbrennerverbots, Zulieferer drücken auf Aufweichungen – Technologieneutralität statt Zwang. Genau das hatte die AfD lange gefordert. Und letztlich sind E-Autos in der Krise, denn die Nachfrage in Deutschland sinkt massiv nach Wegfall der Kaufprämien. 2024 wurden nur rund 380.600 reine E-Autos zugelassen, ein Rückgang von über einem Viertel gegenüber dem Vorjahr.
Zukunft ungewiss
Die Rückkehr zum Verbrenner wird zwar etwas verschämt, aber mittlerweile immer stärker propagiert, die Elektromobilität abgebremst, dagegen werden zunehmend Subventionen gestrichen. Aber eine echte Überlebensstrategie der Politik gibt es nicht, auch nicht nach dem Regierungswechsel. Vom politisch-medialen Komplex kommt dagegen viel Schuldzuweisung, den Befürwortern des Verbrenner-Aus geht es nicht schnell genug. Somit ist Porsche aktuell nur ein sehr prominentes Beispiel eines Flaggschiffs, das aus den Top-Rängen fällt, aber symbolisiert den Stolz und das Scheitern einer ganzen Branche. Und die Politik? Die lenkt lediglich die Abrissbirne, statt aktiv Zukunft zu gestalten. Der einzige Lichtblick ist die AfD. Aber Brandmauern hindern daran, die Politk aktiv mitzugestalten. Und auch dieses Beispiel zeigt daher anschaulich: Das Festhalten der Union an der Brandmauer kostet jeden Tag Arbeitsplätze. Nachher möchte die Union dafür keine Verantwortung übernehmen. Das kennt man von ihr…
Beitragsbild / Symbolbild und Bild oben: K-FK; Bild darunter: PhotoSGH / beide Shutterstock.com
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