Von Jan Ackermeier

Am 24. Juni 1953 wurde Nikita Chruschtschow zum Vorsitzenden des Ministerrats der Sowjetunion ernannt. Diese Ernennung markierte den Höhepunkt einer Reihe von politischen Manövern und Intrigen nach dem Tode Stalins im März 1953. Seine offizielle Wahl fand dann am 7. September statt, nachdem der gefürchtete Geheimdienstchef Lawrenti Beria ausgeschaltet war. Chruschtschow hatte sich während der Stalin-Ära in verschiedenen politischen Funktionen hervorgetan, unter anderem als Erster Sekretär der KPdSU und als Vorsitzender des Ministerrats der Ukraine. Nach Stalins Tod war die politische Landschaft der Sowjetunion von Unsicherheit und Machtkämpfen geprägt. Chruschtschow konnte sich jedoch durch seine geschickte Politik und seinen Einfluß innerhalb der Partei durchsetzen.

Wichtige Figur
Seine Wahl zum Vorsitzenden des Ministerrats machte ihn zur wichtigsten Figur im sowjetischen Politbüro und sicherte ihm die Macht, die er nutzen würde, um die sowjetische Politik in den folgenden Jahren maßgeblich zu beeinflussen. Er initiierte zahlreiche Reformen, vor allem in Gesellschafts- und Wirtschaftspolitik, Bildung und Kultur. Außenpolitisch propagierte er die friedliche Koexistenz mit dem Westen, war aber gleichzeitig dessen schwieriger Konterpart und strebte durch Raketentechnik und Aufrüstung die globale Führungsrolle der UdSSR an. Dadurch kam es 1962 zur Kubakrise mit den Vereinigten Staaten, doch konnte ein Krieg durch Geheimdiplomatie mit Präsident John F. Kennedy vermieden werden. Als Folge einer Parteireform und seiner Annäherung an die Bundesrepublik Deutschland verlor Chruschtschow viele seiner Anhänger, wurde 1964 von Leonid Breschnew gestürzt und 1966 aus dem Zentralkomitee ausgeschlossen.

Beitragsbild / Symbolbild: Als Parteichef Moskaus darf Chruschtschow 1935 auf der Tribüne des Lenin-Mausoleums in Moskau neben seinem Förderer Stalin die Ehrenbezeugungen der Bevölkerung entgegennehmen. Urheber unbekannt. 

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