Von Jan Ackermeier
Am 23. Januar 1570 verübt der Adelige James Hamilton of Bothwellhaugh in Linlithgow einen Anschlag auf den schottischen Regenten James Stewart, 1. Earl of Moray. Es ist das weltweit erste Attentat mit einer Feuerwaffe. Der Regent wird dabei so schwer verletzt, dass er noch am selben Tag stirbt. Der schottische Bürgerkrieg erhält durch den Vorfall neuen Auftrieb. Über Bothwellhaughs Motive für das Attentat gibt es eine Reihe von kontroversen Vermutungen. Zum einen war sein Clan in den zurückliegenden Auseinandersetzungen um die Vorherrschaft in Schottland der Politik Morays gegenüber häufig feindlich eingestellt gewesen und hielt zur Partei Maria Stuarts. Bothwellhaughs Onkel, James Hamilton, 2. Earl of Arran, hatte sich zwar nach der Hochzeit von Maria Stuart mit Darnley auf Morays Seite geschlagen, 1565 am Aufstand gegen die Königin teilgenommen und danach flüchten müssen, dennoch war er nach seiner Rückkehr aus dem französischen Exil 1569 im April desselben Jahres – also zehn Monate vor dem Attentat – inhaftiert worden. Falls Bothwellhaugh mit der Ermordung Morays eine Stärkung der Position seiner Familie im Sinn gehabt hatte, so zeigt sich im Verlauf der Geschichte, dass dieses Ziel verfehlt wurde. So blieb sein Onkel James noch bis 1573 in Haft, sein Onkel John wurde nach dem Ende des Bürgerkriegs am 6. April 1571 in Stirling am Galgen hingerichtet.
Zum anderen soll bei Bothwellhaugh auch ein persönliches Rachemotiv mit im Spiel gewesen sein. Nachdem sein Landbesitz beschlagnahmt worden war, verteilte Moray einen großen Teil davon an seine Günstlinge, unter anderem auch die Besitzung von Woodhouselee, die Bothwellhaughs Frau, Isabel Sinclair, als Erbe zustand. Der neue Besitzer, Sir John Bellenden, hatte dieser ursprünglich ihr Erbe streitig gemacht und wurde nun von Moray bevorzugt. Über das Leben nach dem Attentat gibt es nur wenig gesicherte Erkenntnisse.Was passierte dann?
Bothwellhaugh flüchtete auf den Kontinent und stellte sich in Paris in den Dienst der Familie der Guisen, der Maria Stuarts Mutter entstammte. Diese sollen vor der Bartholomäusnacht versucht haben, ihn zu einem Attentat auf Coligny, den Führer der hugenottischen Partei, anzustiften, was Bothwellhaugh ablehnte. Ein weiteres Attentat, das ihm und seinem Bruder, der an der Ermordung Morays beteiligt war und ihn häufig begleitete, angetragen wurde, war ein Anschlag auf William, den Prinzen von Oranien. Beim Friedensschluß von Perth, bei dem sich viele Mitglieder seiner Familie mit König Jakob VI. aussöhnten, blieb er verbannt. Gesichert ist, dass Bothwellhaugh 1576 in Brüssel wegen seiner Beteiligung an dem Krieg gegen die Niederlande inhaftiert war und 1579 einer Vorladung durch den schottischen König, sich zur Anklage des Verrats zu äußern, nicht Folge leistete. 1581 wurde er ein letztes Mal in Paris gesehen, und 1585 wurden seine Ländereien an seinen Erben zurückerstattet. Ob er wirklich vor seinem Tode nach Schottland zurückkehrte und somit die Überlieferung, er sei auf dem Friedhof von Monkton in Ayrshire begraben, wahr ist, bleibt ungeklärt.
Beitragsbild / Symbolbild: Illustration von Hamiltons Tat aus dem Jahr 1835. Urheber unbekannt.
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