Von Wolfgang Schütt
Dieser Beitrag ist eine Antwort auf den Beitrag „Warum wir ein „Bündnis Björn Höcke“ brauchen könnten!“
Dubravko Mandic, Rechtsanwalt und ex-AfD-Mitglied in Baden-Württemberg, stellt eine provokante These auf: „Warum wir ein „Bündnis Björn Höcke“ brauchen könnten!“. Wer sich die Gedanken von Mandic im Freiburger Standard durchliest, dass unter anderem der grundsätzliche beziehungsweise strategische Dissenz innerhalb der AfD zwischen dem Weidel-Lager – Stichwort Melonisierung – und dem Höcke-Lager – Stichwort Gradlinigkeit – nicht aufgehoben werden kann und es deshalb besser wäre, Björn Höcke würde wie Sahra Wagenknecht eine eigene Bewegung, eine eigene Partei BBH (Bündnis Björn Höcke) gründen, ist analytisch in vielen Aspekten richtig. Doch diagnostisch und erst recht konzeptionell scheint dieser Ansatz zu kurz gesprungen zu sein, denn er vergleicht Wagenknecht-Äpfel mit Höcke-Birnen.
Im Kern
1. Ein BBH würde umgehend einem Verbotsverfahren ausgesetzt, hätte aber nahezu keine Mittel, erst recht keine finanziellen Mittel, um sich wirklich zu wehren.
2. Das BSW hat massive Unterstützung durch die immer noch wirkmächtigen Massenmedien, was ein wesentlicher Grund für den schnellen Erfolg des BSW ist. Das hätte das BBH gewiß nicht, außer vielleicht beim Freiburger Standard.
3. Wer sollen neben dem Anführer Höcke die Generäle, die Prätorianische Garde, wer die Offiziere, wer die Strippenzieher sein? Anders gefragt: wer soll das ganze Projekt BBH zum Laufen bringen, wer soll das alles organisieren und strukturieren? Höcke bestimmt nicht.
Es würden einem sicherlich weitere Gründe einfallen, warum realistisch gesehen das BBH zum jetzigen Zeitpunkt nicht funktionieren kann, warum das jetzt ein Kamikaze-Unternehmen wäre. Der thüringische Landesfürst Höcke hat nach einem Zustimmungstief gerade wieder hohe Zuspruchswerte innerhalb der Partei. Aber auch außerhalb der Partei wird der Erfolg Höckes und der des thüringischen Landesverbandes anerkannt, gerade auch im Unterschied zum sonst so hochgelobten, im Grunde aber zum Teil weichgespülten sächsischen Landesverband.
Weitermachen ist die Devise
Nein, es bleibt für Höcke nichts anderes übrig, als in den bewährten AfD-Strukturen weiterzukämpfen, sich seine Wirkungsmacht wieder zurückzuholen, und für den Tag bereit zu sein, an dem Weidel oder andere auf den verräterischen Gedanken kommen sollten, ihn und das patriotische Lager à la Marine Le Pen aus der AfD auszuschließen. Doch Alice Weidel ist nicht Marine Le Pen, auch nicht Georgia Meloni. Den Mut, die Chuzpe, die Siegesallüren dieser beiden romanischen Damen hat Weidel nicht, da können Reichelt & Co. so viel trommeln, wie sie wollen. Sie ist und bleibt nun mal ein schüchternes Mädchen aus dem ostwestfälischen Harsewinkel.
Abschließend
Solange Björn Höcke den Willen und das Stehvermögen hat, seinen patriotischen Weg für Deutschland in der AfD zu gehen, wird er das tun. So schnell geben die Preußen nicht auf. Der preußische König Friedrich II. hat unter anderem vorgeführt, wie man entgegen aller Widerstände und wider aller Unkenrufe doch final siegreich sein könnte. Er endete als Friedrich der Große. Auch wenn sich Geschichte nicht wiederholt, kann sie wegweisende Handlungsanweisungen anbieten. Björn der Größe – das hätte doch was. Sicherlich mehr als BBH.
Beitragsbild / Symbolbild: KieferPix; Bild oben: Juergen-Nowak / alle Shutterstock.com
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In der Analyse stimme ich zu, man muss nur das Buch „Scheindemokratie“ von Hajot Müller lesen, um genau das Beschriebene zu verdeutlichen. Höcke nannte diese Truppenteile in seiner Dresdner Rede die „Frei-fressen-und-frei-saufen-Fraktion“. Weltweit läuft eine Kampagne, die Rechten salonfähig zu machen, nachdem die Schädlichkeit des Wokeismus nicht mehr zu übersehen ist. Grundbedingung für die Salonfähigkeit ist aber die bedingungslose Anerkennung des transatlantischen Hegemonieanspruchs. Sicher mit ein Grund, Leute wie Farle, Sayn, Kalbitz, aber auch Höcke, Krah und Bystron abzusägen bzw. anzugreifen.
Nun meine Einwände:
Das BSW war eine Mogelpackung, sie hat mit AfD Themen in jeder Talkshow reüssiert und wurde regelrecht hochgejazzt. Gleich nach den Wahlen entpuppte das BSW sich aber als Steigbügelhalter des Establishements. Außerdem ist die Kaderpartei personell extrem dünn aufgestellt, eine Kopfgeburt ohne Basis. Sie wird eine Eintagsfliege sein.
Eine neue Partei gibt es in Sachsen schon: die Freien Sachsen. Mit bescheidenem Erfolg. Auch das Bündnis Deutschland trat mit krasseren Parolen als die AfD an. 0,3%…
Eine Höckepartei würde nur im Osten erfolgreich sein. Im Westen waren die Menschen derselben Kalte-Kreigs-Propaganda wie im Osten ausgesetzt. Nur eben viel subtiler und die alte BRD war tatsächlich ein Muster-Schaufensterstaat. Daher sind die Wessis idR viel staats- und mediengläubiger als die Ossis, welche früh lernten, Staat und Medien zu mißtrauen. Im Osten bedarf es aber keiner Extra-Höckepartei, weil die Ost-AfD diese bereits großteils verkörpert.
Robert Farle wurde weder „abgesägt“ noch „angegriffen“ (zumindest nicht in dem Sinne wie die anderen genannten Personen in Ihrer Aufzählung – und in gewissem Maße und Sinne „angegriffen“ zu werden, ist normaler Teil von Politik). Er hat Fraktion (und Partei? ich glaub schon) selber verlassen, weil er in der Fraktion in punkto NATO nicht bekam, was er wollte. Kann man im DW-Interview nachlesen (er formuliert’s natürlich nicht so explizit). Vielleicht findet er ja zur Partei zurück …
Volle Zustimmung zu Wolfgang Schütt und Herrn Becker. Die AfD im Osten würde gespalten, im Westen wäre die patriotische Opposition einer ihrer wichtigsten Hoffnungsträger und Ideengeber beraubt. Der Sieg Weidels wäre dann total.