Von Jan Ackermeier

Am 9. August 1972 verstarb der deutsche Schriftsteller Ernst von Salomon in Stöckte, Kreis Winsen (Luhe). Er schrieb mit „Der Fragebogen“ den ersten Bestseller in der jungen Bundesrepublik nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Von Salomon ist einer der Autoren, die heute mit dem Prädikat „umstritten“ belegt werden. Von Salomon machte in seinem Leben einige politische Entwicklungen durch: Von seiner Verwicklung als 20-Jähriger 1922 in den Mord an Walter Rathenau über die geistige Immigration in der Zeit des Dritten Reichs und dem Schutz seiner jüdischen Lebensgefährtin in dieser Zeit, bis zum Drehbuchschreiber (er verfaßte etwa in den 1950er Jahren die Drehbücher zu der Filmtrilogie „08/15“) und Antikriegs- und Anti-Atomwaffenaktivist in der jungen Bundesrepublik.

Wenn die Wanzen sich gegenseitig auffressen
In seinem in viele Sprachen übersetzten Werk „Der Fragebogen“, das in der „DDR“ sogar in die Liste der „antifaschistischen Autobiographien“ aufgenommen wurde, blickt er mit beißendem Spott auf die jüngere Geschichte und die Nazis zurück. Bereits in seiner Zeit als Nationalrevolutionärer und Freikorpskämpfer in den 1920er-Jahren, in denen er sein erstes bekanntes Werk „Die Geächteten“ verfasste, ließ er – wie etwa auch sein Freund Ernst Jünger – keine Sympathien für die braunen Proponenten erkennen. Ein Treppenwitz der Geschichte, wenn beide – Jünger und von Salomon – heute als „Wegbereiter“ bezeichnet werden. Er war eher ein zynischer Unangepaßter, der als „Wegbereiter“ für Selbstdenker fungiert. „Ich habe mir einen erhöhten Standort ausgesucht, von dem ich beobachte, wie sich die Wanzen gegenseitig auffressen.“ Ernst Jünger in einem Brief an Ernst von Salomon (1937).

Beitragsbild / Symbolbild: Ernst von Salomon. Urheber unbekannt.

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